Infinity

Kapitel 11 - ,,Ich will dir die Wahrheit erzählen!"

Alisha's Sicht:

,,Wie konntest du das nur tun?", flüsterte Harry fast lautlos und schien mir dabei direkt in die Seele zu blicken. Ich lief ein paar Schritte auf ihn zu, aber er drehte sich einfach um und ging in die entgegengesetzte Richtung. ,,Nein! Warte, Harry! Ich- Das ist anders wie es aussieht! Niall hat mich geküsst!", schrie ich ihm noch hinterher, bevor er aus meinem Blickfeld verschwand.

Nachdenklich fuhr ich mir durch die Haare, schloss dabei die Augen und hoffte dass das alles nur ein böser Traum war, aus dem ich jede Sekunde verschwitzt hochschrecken würde, um dann einen schlafenden Harry neben mir vor zu finden und mir einzureden das alles nur ein Traum war, der nie von der Realität eingeholt werden würde. Alles wäre mir jetzt lieber, aber ich wollte es einfach nicht war haben. Nach der ganzen Zeit die ich mit Harry verbracht habe. Nachdem wir soviel zusammen unternommen und erlebt haben. Wo wir uns nun endlich in und auswendig kennen. Durch Dick und Dünn gegangen sind und dann alles einfach bis auf das kleinste Detail perfekt war, hatte ich unsere Beziehung zerstört. Ich hatte Harry betrogen und damit meine kleine Welt bedrohlich zum Schwanken gebracht. Würde ich das zwischen ihm und mir nicht mehr in Ordnung bringen können, wäre ich verloren. Meine Welt würde über mir zusammen brechen. Einsam in einer Welt voller Menschen. Ohne meinen Seelenverwandten. Und auch wenn ich es vor einiger Zeit nicht mal ansatzweise für möglich gehalten hätte, ist dies niemand anderes als der beste Freund meines Bruders. Weltweit berühmt, beliebt und das Vorbild von so vielen jungen Mädchen, welche ihn alle zu Füßen liegen. Harry Edward Styles.

,,Alisha?", nahm ich neben mir plötzlich die Stimme des Iren war. Laut seufzte ich, unterdrückte die Tränen, den Schmerz in meinem Herz und drehte mich dann zögerlich zu ihm um. ,,Es- es tut mir so Leid.", stammelte er und griff nach meiner Hand, welche ich ihm aber sofort wieder entzog. ,,Ich weiß nicht was über mich gekommen ist. Ich glaube es war einfach die Situation.", fügte er noch hinzu und sah mich dabei durchdringend an. ,,Ich-", wollte er wieder weiter sprechen, doch ich unterbrach ihn fast etwas wütend, bereute es jedoch nicht. ,,Nein! Hör auf, Niall! Ich- ich brauche Zeit. Zeit zum Nachdenken. Sag Melissa ich komme morgen wieder um sie zu besuchen." Einige Sekunden lang herrschte ein bedrücktes Schweigen, wo ich genau erkennen konnte, wie das One Direction Mitglied vor mir mit sich rang. Immer wieder öffnete er seinen Mund um etwas zu sagen, doch kein Ton erreichte meine Ohren. ,,Okay.", antwortete er schließlich und versuchte sich seine Traurigkeit nicht anmerken zu lassen. Ich nickte ihm noch einmal kurz zu und fing dann an zu rennen. Obwohl ich nur aus dem Krankenhaus rannte, fühlten sich diese Sekunden eher wie Stunden an. So viele Gedanken huschten durch meinen Kopf, verweilten kurz dort und wurden danach sofort wieder verworfen. Egal wie verwirrt ich in dieser Situation war, bei einer Sache war ich mir hundertprozentig sicher. Ich wollte zu Harry und alles klar stellen. Er sollte die Wahrheit erfahren, was schon längst überfällig war. Kurzerhand stieg ich in das Auto und fuhr in Richtung Strand.

Warum genau dort hin? Keine Ahnung, aber mein Gefühl sagte mir das es richtig war. Ob Harry da war, wusste ich nicht, aber es zog mich zum blauen Meer und irgendetwas wartete dort auf mich. Die Fahrt dauerte nicht sonderlich lange und schon nach kurzer Zeit atmete ich mal wieder die frische kühle Meeresluft ein. Als mein Blick runter an die Strand fiel, musst ich unweigerlich an Harry denken. An das letzte und erste Mal, wo ich mit ihm hier war. Wir hatten so viel Spaß und wenn ich mich recht erinnerte, war das unser sozusagen erstes 'Date' gewesen. Diese Zeit schien mir so unendlich weit weg und doch wünschte ich sie mir so zurück. Damals gab es noch mein Geheimnis. Keiner wusste wer Kacey ist und und das war auch gut so. In dieser kurzen Zeit, na gut es war circa ein Jahr, hatte sich so viel verändert. So viel.

Auf dem Weg durch die Dünen, erkannte ich auf einmal wirklich Harry, welcher alleine im weichen Sand saß und aufs Meer hinaus blickte. Ohne nachzudenken ging ich auf ihn zu und ließ mich leise neben ihm sinken. ,,Was willst du noch?", hörte ich Harry's eiskalte abweisende Stimme neben mir fragen. ,,Ich will dir die Wahrheit erzählen!", erwiderte ich und krabbelte auf allen vieren vor ihn, damit ich in seine smaragdgrünen Augen sehen konnte. Heute war es jedoch anderes. Ich konnte keinerlei Lebensfreude, weder das all zu bekannte wunderschöne Glitzern in seinen Augen feststellen. Stattdessen hatten sich vereinzelte Tränen in ihnen gesammelt, aber loslassen wollte er nicht. Harry war zu stark um mir seine Verletzlichkeit offen zu zeigen und vor mich in einen Heulkrampf auszubrechen.

,,Wahrheit?", hakte er verächtlich nach und zog eine Augenbraue hoch. Ich nickte bloß und fing dann ohne weiteres an: ,,Erinnerst du dich an die Nacht, wo wir Flaschendrehen gespielt haben? Wir waren komplett betrunken und glaub mir, vor allem ich war voll. Aufjedenfall bin ich mit Niall im Bett gelandet." Kurz stoppte ich um seine Reaktion zu beobachten, doch er blieb kalt und sah stur auf den Boden. ,,Am nächsten Morgen konnte ich es nicht fassen. Ich wollte es nicht war haben und dachte auch noch die alles verheimlichen zu können. Das war falsch und ich bereue es. Wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, würde ich es tun.", schloss ich meine kleine Erzählung ab und malte vereinzelte Symbole, welche zusammen gar keinen Sinn ergaben, in den Sand. ,,Wieso hast du ihn dann ihm Krankenhaus geküsst, wenn das alles nur ein Unfall war?", hakte er nach und sah mir das erste Mal seid ich hier war richtig in die Augen und nicht irgendwie vorbei. Zögerlich zuckte ich mit den Schultern und unterdrückte wieder die aufkommenden Tränen, als ich daran zurück dachte. ,,Er hat mich geküsst.", antwortete ich schlicht und konnte ein erleichtertes Lächeln auf Harry's Gesicht sehen, was aber sofort wieder verschwand. ,,Und hast du Gefühle für ihn? Hat dir diese Nacht etwas bedeutet? Liebst du Niall?"