Kapitel 17 - Ziegen sind modebewusst

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Alisha's Sicht:

,,Tina! Bleib sofort stehen!", schrie mein Bruder der Ziege hinterher, welche jedoch ohne sich nochmal umzugucken aus dem Staub machte. Na toll, jetzt mussten wir das Vieh auch noch einfangen und das in einer der größten Städte der Welt, London. Machte es überhaupt noch Sinn Tina zu verfolgen? Eigentlich wollten wir, obwohl eher ich, das Ding ja sowieso los werden und wenn sich dann alles so ergab, musste das doch Schicksal sein. Gerade wollte ich mich an Louis wenden, doch als ich sah, wie ihm vereinzelte Tränen die Wangen hinter liefen, verwarf ich den Gedanken und umarmte ihn einfach. Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, wieviel meinem Bruder Tina bedeutete. ,,Shh... Alles wird gut. Wir werden sie finden, Louis. Versprochen.", flüsterte ich ihm beruhigend ins Ohr und drückte ihn so fest, wie möglich an mich. Diese Situation war so herzzerreißend. Schon alleine der Blick des Sängers ließ mich fast heulend zusammen brechen, doch als ich mich erinnerte das es hier bloß um eine stinknormale Ziege ging, konnte ich kein richtiges Mitleid zeigen. Klar, lag meinem Bruder die Kleine am Herzen, aber es war immer noch ein meckerndes stinkendes Tier mit Hörnern. Vorsichtig löste ich mich von Louis und zeigte ihm ein schwaches Lächeln, um ihn wenigstens ein bisschen aufzumuntern, was jedoch nicht so ganz klappte.

,,Fass mich nicht an!", schrie er plötzlich, wie aus heiterem Himmel, den Blick auf mich gerichtet und stolperte ein paar Schritte zurück in Harry's Arme, aus denen er sich sofort ruckartig löste. ,,Alles in Ordnung?", hakte ich verwirrt nach und versuchte Blickkontakt mit dem Jungen aus Doncaster aufzunehmen, doch er ließ es nicht zu, sondern lief noch weiter rückwärts in Richtung Tür. ,,Tu nicht so, Alisha! Ihr seid doch alle froh, dass ihr Tina nicht mehr am Hals habt! Wegen euch wird sie noch von einem Auto überfahren, mitgenommen, wird gezwungen Drogen zunehmen, trifft auf solche Räuberbanden oder wird von irgendeiner alten Oma mit ihrer Handtasche zusammenschlagen! Ich hasse euch!", rief er hysterisch und rannte dann aus dem Haus, in die Richtung in die auch seine 'Tochter' verschwunden war.

Ich hasse euch. Diese Worte hatten sich in meinem Kopf festgenagelt und spielten sich immer wieder langsam ab. Mein Äußeres Ich starrte mit weit geöffneten Mund ins Nichts und bewegte sich keinen Millimeter, während es in mir drin gefährlich brodelte. Natürlich wusste ich, dass mein Bruder es in Wirklichkeit ja gar nicht so meinte und es nicht seine Absicht war mich oder die anderen mit seinen Worten zu verletzten, aber trotzdem ließ es mich nicht ganz kalt.

,,Süße, mach' dir keine Gedanken, er ist nur verzweifelt und meinte das nicht so.", flüsterte Harry leise in mein Ohr und umarmte mich vorsichtig von hinten, was mich ein bisschen ruhiger werden ließ. Seufzend lehnte ich mich gegen ihn. ,,Wir müssen Tina finden. Egal was es kostet.", sagte ich entschlossen und löste mich von dem Lockenkopf, bevor ich nach seiner Hand griff und ihn mit nach draußen zerrte, wo von Louis und der Ziege jedoch schon längst keine Spur mehr war. ,,Wo würdest du hin rennen, wenn du eine Ziege wärst und dich hier nicht auskennen würdest?", fragte ich Harry nachdenklich und legte meine Stirn in Falten. Was ist wenn sie wirklich vor irgendein Auto laufen und überfahren werden würde? Das könnte ich mir niemals verzeihen, genauso wenig wie Louis. Wir mussten sie einfach finden, bevor mein Bruder noch etwas Dummes unüberlegtes machen würde.

,,War das jetzt ernst gemeint?", hakte der Grünäugige mit einem kleinen Grinsen auf dem Gesicht nach und zog dabei eine Augenbraue nach oben. ,,Nicht wirklich, aber wenn du eine Antwort weißt, nur her damit.", antwortete ich und schenkte ihm ein kurzes Lächeln. ,,Wie wärs wenn wir erstmal in Richtung Stadt gehen? Vielleicht finden wir sie ja irgendwo auf dem Weg.", überlegte er laut und bekam von mir ein Nicken als Antwort, bevor wir uns auf den Weg machten.

Mittlerweile waren wir schon durch die halbe Stadt gelaufen, hatten wirklich nichts ausgelassen und waren weder auf Louis noch auf Tina gestoßen. Mein Freund meckerte schon seit einer gefühlten Ewigkeit herum, dass er nicht mehr könnte, Hunger hätte und dringend auf Klo müsste, was ich bis jetzt eigentlich mehr oder weniger ignoriert hatte. Jetzt hatte ich jedoch endgültig die Geduld verloren und schubste Harry in Richtung eines Hotels, wo er auf Klo gehen konnte. Nachdenklich fuhr ich mir durch die Haare. Es konnte doch unmöglich war sein, dass wir Tina nicht gefunden hatten. Schließlich konnte sie sich ja nicht in Luft auflösen oder wieder nach Hawaii Beamen, oder?

,,Alisha?", nahm ich die Stimme des Sängers wieder hinter mir war, welche mich aus meinen Gedanken holte. ,,Ja?", fragte ich verwirrt und fuhr zu ihm herum. Harry sah aus als hätte er einen Geist gesehen. Ein bisschen blass, die Augen weit aufgerissen und vor sich hin starrend. ,,Was ist denn?", half ich ihm auf die Sprünge und folgte seinem Blick. Ein gutes Stück weiter saß ein Mann auf einer Bank und streichelte etwas, was eine Mütze auf dem Kopf und eine Sonnenbrille vor den Augen trug. War das eine Ziege? Tina!

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