Kapitel 18 - ,,I'm Superman!"

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Alisha's Sicht:

Ohne zu Überlegen packte ich Harry am Handgelenk und zog ihn hinter mir her zu dem Mann, welcher grinsend unsere oder eher die Ziege meines Bruders streichelte. ,,Entschuldigung? Das ist unsere Ziege, aber danke, dass sie auf sie aufgepasst haben.", begrüßte ich den Fremden und nahm Tina schnell Mütze so wie auch Sonnenbrille ab, um sie danach in die Arme des Mannes zu drücken. ,,Wer sagt, dass sie die Ziege mitnehmen dürfen? Sie fühlt sich bei mir sehr wohl, warum wäre sie sonst auch abgehauen.", unterbrach er mich, während ich schon dabei war Tina von der kleinen Bank an die er sie gekettet hatte, loszubinden. ,,Falls sie es vergessen haben sollten, das ist nur eine Ziege. Sie hat sich nichts dabei gedacht, als sie abgehauen ist.", konterte Harry etwas gereizt und riss mir das Seil von Tina aus der Hand, bevor er mit ihr zusammen davon stolperte. Verwirrt sah ich ihm hinterher und wollte ihm gerade folgen, als mich der Mann zurück hielt. ,,Ist das dein Freund?", fragte er grinsend und klopfte auf dem Platz neben mich, um mir zu verstehen zu geben, dass ich mich neben ihn setzten sollte, doch ich dachte gar nicht daran, sondern blieb einfach unberührt stehen. ,,Ja, wieso?", erwiderte ich schultern zuckend und sah wieder zu Harry, welcher sich mittlerweile umgedreht hatte, nachdem er bemerkte, dass ich nicht bei ihm war. ,,Ich mag ihn nicht. Willst du noch lieber ein bisschen bei mir bleiben und mit mir Spaß haben?", sagte der Mann dreckig grinsend und wollte mich schon zu sich ziehen, als ich mich wütend von ihm los riss. ,,Nein, danke, kein Interesse!", gab ich forsch zurück und lief schnell zu meinem Freund, bevor der Fremde sonst noch was mit mir anstellen konnte.

,,Alles okay? Warum hat das so lange gedauert?", wollte Harry von mir wissen, als ich atemlos bei ihm an kam. Schnell nickte ich und wollte ihm eigentlich erzählen, was passiert war, doch dann würde er sich bloß unnötig aufregen und vielleicht auch noch auf den Typen los gehen. Also verschwieg ich es ihm und griff stattdessen nach seiner Hand. ,,Hab mich nur noch mit ihm über was unterhalten.", log ich und wollte unseren Weg fort setzten, doch da spürte ich plötzlich wieder diese unglaubliche Übelkeit, welche mich sofort stehen bleiben ließ. Erst versuchte ich es zu unterdrücken und mich abzulenken, jedoch klappte das nicht so ganz, denn nur noch ein Gedanke schwirrte in meinem Kopf herum. Ich musste mich übergeben. Jetzt und hier.

Schnell riss ich mich von Harry los und drehte mich suchend um mich selbst. Das einzige was ich erblickte, war der Mülleimer neben der Bank auf der ich schon ziemlich oft gesessen hatte. Mir blieb auch keine weitere Zeit mehr etwas anderes zu suchen, denn kaum hatte ich mich versehen hing ich mit dem Kopf im Mülleimer und erbrach mir die Seele aus dem Leib.

Als es mir nach einigen Minuten wieder etwas besser ging, stellte mich wieder aufrecht hin und erkannte sofort die Blitzlichter der vielen Kameras. Paparazzo. Wie um Himmels Willen hatten die uns gefunden und wieso waren sie erst jetzt aus ihren Verstecken gekommen? Ich konnte die Schlagzeilen, welche ich morgen in den Zeitungen, im Internet und im Fernseher sehen würde schon wortwörtlich vor mir sehen. Wer weiß, was sich die Presse zu solchen Bildern ausdenken würde.

,,Harry, lass uns gehen.", flüsterte ich in sein Ohr, nachdem er sich zu mir gesellt hatte. Seine besorgten Blicke ignorierte ich einfach eiskalt und zog ihn mit Tina weg von den Reportern, welche uns jedoch folgten. Genauso, wie die ein oder anderen Fans. Beides zusammen war es eine scheiß Situation. Es wurden immer mehr Leute, um uns herum und ich hatte das Gefühl, dass manche noch nicht mal wussten wer wir waren, aber uns trotzdem folgten, aus welchem Grund auch mir. Die Menschenmasse hinter uns verlagerte sich nun auch vor uns, sodass wir nach einigen Metern keinen Schritt mehr weiter kamen und geschlagen stehen bleiben mussten.

Mein Blick glitt umher und wiedermal schien es so, als wäre die Zeit stehen geblieben. Die Massen von Menschen, welche alle etwas von uns wollten. Das wurde mir irgendwie in diesem Moment alles zu viel auf einmal. Ich wollte schon aufgeben, doch da erblickte ich ein paar Meter von uns entfernt meinen Bruder. Unsere Blicke trafen sich kurz und ich glaubte wirklich Reue in seinen Augen erkannt zu haben, aber das war doch totaler Quatsch. Oder? Was sollte denn auch bereuen?

Ich hätte nicht erwartete, dass er nach dem was er eben zu mir oder eher uns gesagt hatte, uns helfen würde, doch da hatte ich mich getäuscht. Er half uns aus der Patsche. Mit einem riesigen Megafon bewaffnet, wo ich mich echt fragte, wo er das auf einmal aufgetrieben hatte oder ob es die ganze Zeit mit sich herum trug, kletterte er auf ein grünes Auto und räusperte sich kurz, um danach laut "I'm Superman!" zu schreien. Wie als hätte jemand einen Hebel umgelegt, lag die Aufmerksamkeit der Leute um uns plötzlich ganz auf Louis, wodurch wir uns leise aus dem Staub machen konnten. Wir schlichen uns an Fans und Paparazzi vorbei, ohne das diese uns irgendwie bemerkten. Während Louis irgendwas vor sich hin brabbelte und alle ihm gespannt zu hörten, waren wir schon längst weit genug entfernt. Schnell gab ich dem Jungen aus Doncaster ein Zeichen, als er gerade zu Harry und mir sah und schon sprang er von dem Auto. Das Megafon warf er in die Menge, wo sich hauptsächlich die Fans drauf stürzten, da das Ding ja schließlich ihr Idol Louis Tomlinson von One Direction benutzt und angefasst hatte. Die Reporter mussten über die kreischenden Mädchen erst drüber und so hatte Louis genug Zeit und zu verschwinden.

Lachend kam er bei uns an, riss Harry die Ziege aus den Armen, da dieser sie hochgenommen hatte und rannte kreischend, wie ein kleines Mädchen, weiter in Richtung der Villa. Harry und ich sahen uns kurz belustigt an, bevor auch wir meinem Bruder folgten und die Stadt hinter uns ließen.

Tatsächlich hatten wir es mal wieder geschafft, dank Louis. Aber noch wichtiger war, dass wir Tina gefunden hatten und das ihr Daddy auch nichts dummes angestellt zu haben schien.

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