Kapitel 13 - Anna, Lisa und die Mini Buttercremetorte

1.1K 71 5
                                    

Alisha's Sicht:

Als ich nach langen hin und her dann doch noch in den Backstage Bereich gekommen war, war das Konzert schon so gut wie zu Ende und ich konnte mich beruhigt auf der Couch neben den Snacks niederlassen um erstmal etwas zu mampfen. Schließlich hatte ich einen anstrengenden Tag hinter mir. Ich saß eine ganze Weile so da, als plötzlich die Tür aufging und einer der Bodyguards mit zwei  Mädchen im Gepäck in den kleinen Raum hinein stürmte.

,,Alisha!!", riefen die beiden gleichzeitig und stürmten voller Freude auf mich zu. Erst in diesem Moment machte es in meinem Kopf einmal kurz Klick und mir fiel es, wie Schuppen von den Augen. Das waren die Mädchen, welche ich damals im Park hierher eingeladen hatte, um sie wieder zu sehen! Anna und Lisa.

,,Anna! Lisa! Schön, dass ihr gekommen seid! Seid ihr alleine hier?", begrüßte auch ich die beiden und lächelte sie freudig an. ,,Ja, Mrs. Thompson ist schon wieder gegangen und hat gesagt das sie uns in zwei Stunden abholen kommt.", antwortete die kleine Blondine vor mir grinsend und sah zu Lisa, neben ihr, welche nur zustimmend nickte. ,,Sagt mal ist Mrs. Thompson die Frau vom letzten Mal?", fragte ich neugierig. ,,Nein, das war eine andere Betreuerin.", erwiderte dieses Mal Lisa etwas schüchtern. Waren die beiden etwa immer mit einer Betreuerin unterwegs? Was war denn mit den Eltern? ,,Betreuerin?", hakte ich verwirrt nach und zog eine Augenbraue nach oben. ,,Genau, wir sind doch Waisenkinder.", sagte Anna und versuchte ihre Tränen dabei zurück zu halten.

Waisenkinder. Dieses Wort, nein, dieser ganze Satz hatte sich in meinem Gehirn eingebrannt und huschte nur dort umher. Das war die Erklärung für alles. Anna und Lisa hatten keine Eltern mehr, genauso wie Louis und ich. Nur das wir wenigstens die Chance hatten sie überhaupt kennenzulernen und mit ihnen viele Jahre zusammen verbracht hatten. Ohne ein Wort zu sagen nahm ich die zwei gleichzeitig in den Arm und drückte sie so fest es ging an mich.

,,Wie geht es euch dort?", fragte ich vorsichtig, da ich nicht wusste ob man mit ihnen so einfach darüber reden konnte oder sie noch zu klein waren und das Ganze sowieso nicht richtig verstanden.
,,Es geht so. Die meisten Kinder sind ganz nett und auch die Erzieher schlagen uns nur noch selten.", nahm ich Lisa's zitternde Stimme neben mir war und musste augenblicklich schlucken.

Was war das bitte für ein Waisenhaus, wo die Kinder vielleicht sogar grundlos geschlagen wurden? Sie hatten schon ihre Eltern, ihre Bezugspersonen, verloren und dann behandelte man sie auch noch so schlecht. Kein Kind auf dieser Welt hatte sowas verdient. Jeder hatte das Recht auf eine glückliche Familie, die einen liebte und immer für einen da war. Egal wann und egal warum.

,,Das tut mir so Leid.", flüsterte ich bloß geschockt vor mich hin und starrte weiterhin in die traurigen blauen Augen von Lisa. ,,Ist nicht deine Schuld. Vielleicht werden wir ja auch irgendwann adoptiert  oder so.", sagte Anna und brachte ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht zu Stande. ,,Wie alt seid ihr eigentlich?", hakte ich nun sichtlich interessiert nach und sah von einer zur anderen. ,,Ich bin vor ein paar Wochen neun geworden und Lisa ist sieben Jahre alt.", erklärte Anna nach kurzer Überlegung und ich stellte mit Erschrecken fest, dass die beiden noch eine lange Zeit in dem Waisenhaus vor sich hatten, wenn sie nicht adoptiert werden würden.

Auf einmal wurde die Tür hinter uns aufgerissen und meine fünf Lieblingsjungs standen etwas verschwitzt und völlig außer Atem vor mir.

,,Hey Jungs, wie war das Konzert?", begrüßte ich sie mit meiner Standardfrage und winkte ihnen dabei kurz zu. ,,Gut, aber wer ist das?", fragte mein Bruder und zeigte verwirrt auf die Mädchen neben mir. Bevor ich überhaupt antworten konnte, waren die beiden jedoch schon aufgesprungen und hatten sich jeweils einem der Jungs in die Arme geschmissen. ,,Das sind anscheinend auch Fans von euch.", sagte ich lachend und begutachtete das Geschehen vor mir. Harry war vor Schreck mit Lisa nach hinten umgekippt, hatte den blonden Iren mit sich runter gezogen und hielt sich die Hände vor sein bestes Stück, auf das Lisa sich eben drauf geworfen hatte. Louis flüsterte Anna irgendwas ins Ohr, worauf diese Zayn zu Boden warf und somit seine Frisur zerstörte. Der laute Schrei kam also von dem Schwarzhaarigen, nachdem er einen Blick in seinen kleinen Spiegel gewagt hatte. Ja und Liam? Der stand kopfschüttelnd neben dem verrückten Haufen und versuchte die sechs zu beruhigen, was jedoch nicht so ganz klappte.

Mein Blick flog weiter durch den Raum und blieb an dem zahlreich gefüllten Buffet hängen. Grinsend erhob ich mich und griff ohne zu überlegen nach der Mini Buttercremetorte, welche ich mit einem Satz in die Richtung der anderen feuerte. Trotz meiner schlechten Wurfkunst traf ich und zwar direkt in Louis' Gesicht, welcher sofort erschrocken aufschrie.

In diesem Moment war alles still. Seinen Augen durchsuchten den Raum nach dem Täter und fixierten nach ein paar Sekunden mich.

,,Lauf Schwesterherz.", sagte er ernst und so leise, dass ich es fast nicht verstanden hätte, doch ohne abzuwarten, riss ich die Tür auf und rannte so schnell mich meine Beine trugen raus auf den Gang. Möge die Verfolgungsjagd beginnen.

InfinityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt