Kapitel 24 - Überfällig

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Alisha's Sicht:

Erschöpft rutschte ich die abgeschlossene Tür hinunter bis ich ganz unten saß und den kalten Boden spüren konnte. Seufzend fuhr ich mir durch meine langen brauen Haare und griff nach ein Gummi, um sie zu einem unordentlichen Dutt zusammenzubinden. Kaum war ich fertig, klopfte es auch schon lautstark an der Tür, wobei ich vor Schreck erstmal zusammenzuckte.

,,Alisha? Ich bin's! Mach die Türe auf!", nahm ich lautstark die Stimme meiner besten Freundin war. Ohne zu zögern erhob ich mich und drehte den Schlüssel im Türloch um, damit Melissa zu mir rein konnte. ,,Ist alles okay bei dir?", fragte sie sofort mit verschränkten Armen, nachdem sie mein blasses Gesicht gesehen hatte. ,,Ich weiß nicht. Mir geht es irgendwie nicht so gut. Ich habe mich eben übergeben, aber mir ist immer noch etwas übel.", antwortete ich schulterzuckend, bevor ich mir kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, um wacher zu werden. ,,Schon wieder? Das geht jetzt schon fast jeden Morgen so. Das ist doch nicht mehr normal! Wir sollten echt mal zu einem Arzt gehen.", erwiderte die Blondine kopfschüttelnd und beäugte mich mit einem kritischen Blick, wie als ob ich eine Seuche oder sonst was hätte. ,,Ich habe mir sicher nur irgendwo was eingefangen und deswegen brauche ich nicht direkt zum Arzt. Morgen geht es mir bestimmt schon besser, wenn ich mich heute ein bisschen ausruhe.", meinte ich, da ich nicht wirklich vor hatte mich unnötig untersuchen zu lassen. Keine Ahnung warum, aber ich hasste es einfach abgrundtief mich in Krankenhäuser oder generell zu einem Arzt zu begeben. Klar, manchmal kam man nicht drum herum, aber wegen so einer Kleinigkeit kam das nicht in Frage. Melissa's Blick war immer noch starr auf mich gerichtet, während sie ihre Stirn runzelte und es wahrscheinlich wie wild in ihrem Kopf ratterte. Wollte ich wissen, was sie gerade dachte oder lieber nicht?

,,Alisha.", sagte sie plötzlich leise und ihre Miene fiel. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und griff nach meiner Zahnbürste um mich weiter fertig zu machen, doch meine beste Freundin stoppte mich. ,,Wann hast du das letzte Mal deine Periode gehabt?", fragte sie mit schwankender Stimme und durchbohrte mich wortwörtlich mit ihrem Blick. Ich zuckte mit meinen Schultern und begab mich mit der Blondine im Schlepptau zu meinem Kalender, welcher in meinem Zimmer hing, da ich noch nie gut darin gewesen war mir irgendwelche Daten zu merken. Kurz blätterte ich herum bis mich der Schlag traf. Ich war überfällig. Und das nicht erst seit ein paar Tagen. Wieso war mir das nicht aufgefallen?!

,,Scheiße.", murmelte Melissa neben mir, bevor sie langsam fort fuhr. ,,Ally, besteht eine winzig kleine Chance, dass du schwanger bist?"

Jedes einzelne Wort was sie ausgesprochen hatte, brannte sich in mein Gehirn ein und wiederholte sich, wie eine laufende Schallplatte. Bestand wirklich die Möglichkeit, dass Sie Recht hatte? Nein. Oder etwa doch? Ich war mehr als verwirrt und konnte es irgendwie gar nicht richtig fassen. Trotzdem wollte ich keine voreiligen Schlüsse ziehen. Schließlich könnten wir uns auch irren. Ich durfte jetzt erstmal nicht über reagieren, sondern musste die Ruhe bewahren.

,,Ich- Naja, also vielleicht schon, aber das kann gar nicht sein. Ich meine, wir haben doch eigentlich immer verhütet soweit ich mich erinnere und außerdem- Nein, ich glaube das nicht. Das ist alles nur Zufall.", plapperte ich drauf los, wobei ich zum Ende hin immer ruhiger wurde bis ich ganz verstummte. Es nahm mir echt jeden letzten Nerv zu wissen, dass ich möglicherweise ein Kind erwartete. Dafür wäre ich doch noch gar nicht bereit. Wir wären dafür nicht bereit. Weder Harry noch ich. Wir würden das alles nicht schaffen. Ich wäre alleine, wenn Harry wieder mit den Jungs auf Tour geht und er würde nicht für sein Kind da sein können. ,,Harry wird mich verlassen. Ich werde alleine sein.", flüsterte ich und musste schlucken.

,,Quatsch, Alisha! Jetzt übertreib nicht. Erstens weißt du ja noch gar nichts sicher und zweitens liebt er dich. Er würde dich doch niemals verlassen. Außerdem hast du mich, die anderen und deinen Bruder. Du würdest niemals alleine sein.", versuchte Melissa mich umzustimmen. Unsicher blickte ich auf und sah das leichte Lächeln, was sich auf ihren Lippen gebildet hatte. Dann nickte ich leicht und zog sie noch in meine Arme, bevor sich schon die ersten Tränen meine Wagen hinunterflossen. ,,Am besten machen wir einen schnellstmöglichen Termin bei deinem Frauenarzt und dann wird sich dort alles klären. Okay?", schlug das Mädchen in meinen Armen vor, worauf sie von mir nur einen Schluchzer als Antwort bekam.

,,Alisha! Was ist denn passiert?", rief eine Stimme auf einmal dazwischen und brachte uns dazu voneinander weg zu springen. Schnell wischte ich mir die Tränen aus den Augen und sah dann direkt in das besorgte Gesicht meines Freundes. Hinter ihm mein Bruder.

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