Kapitel 21 - If I could turn back time

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Alisha's Sicht:

,,Oh man, was hat das denn so lange gedauert? Ich habe schon fast die Hoffnung verloren den nächsten Tag noch mit zu erleben.", rief ich sobald mein Bruder sich neben mir im Auto fallen gelassen und mir die lecker duftende McDonalds Tüte auf den Schoß geworfen hatte. ,,Dramaqueen.", sang er leise vor sich hin und grinste mich an. Schmollend verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah beleidigt aus dem Fenster. Der Sänger lachte nur und fuhr endlich los. ,,Was ist so lustig? Ich hätte verhungern können!", meckerte ich ihn an und trank einen Schluck aus der Cola Flasche, welche jedoch wahrscheinlich schon lange nicht mehr genießbar war. Wer weiß, wie lange die sich schon hier im Auto rumtrieb... ,,Das hätte ich nicht zugelassen, glaub mir.", antwortete Louis augenverdrehend, worauf ich ihm bloß die Zunge raussteckte. ,,Du bist manchmal, wie ein kleines Kind, weißt du das eigentlich?", spottete er weiter und sah mich kurz belustigt an, bevor er sich wieder auf die Straße und den Verkehr vor uns konzentrierte. Empört stemmte ich die Hände in die Hüften und zog gespielt schockiert die Luft ein. ,,Und du etwa nicht?", hakte ich nach und zog eine Augenbraue nach oben. ,,Muss wohl in der Familie liegen.", erwiderte er gelassen und hielt vor einer roten Ampel.

Da ich nicht wirklich Lust hatte mich noch weiter mit ihm zu unterhalten, blickte ich still und immer noch hungrig aus dem Fenster. Wie so oft war eine Menge los, was mich aber nicht wunderte, da heute schließlich relativ gutes Wetter für England war. Mein Blick flog durch die Massen und blieb völlig unerwartet an einer mir nur zu gut bekannten Person hängen. Wie lange hatte ich nichts mehr von ihr gehört? Mir kam diese Zeit ohne sie schon fast unendlich vor. Nie hatte ich mehr an sie gedacht. Aber hatte ich sie vergessen? Nein. Jedoch hatte sie mich wahrscheinlich vergessen oder eher gesagt, war ich für sie gestorben, was ich mehr oder weniger nachvollziehen konnte. Ich hatte einen Fehler gemacht, aber sie sollte es mich wenigstens erklären lassen und nicht vor ihren Problemen wegrennen. Plötzlich schien ich alles nur noch in Zeitlupe wahrzunehmen. Aus meinem Augenwinkel sah ich die Ampel schon auf orange umspringen, doch bevor Louis wieder Gas geben konnte, war ich schon aus dem Wagen gesprungen. Ich weiß nicht, was mich zu so etwas ritt oder was ich mir in diesem Moment eigentlich gedacht hatte, aber ich tat es einfach. Die erschrockenen Menschen, welche mich plötzlich auf der Fahrbahn sahen, ignorierte ich vollkommen. Zu meinem Glück schaffte ich es unversehrt auf die andere Straßenseite zu kommen, wo ich völlig außer Atem erstmal eine kurze Verschnaufpause einlegte, bevor ich strikt auf das junge Mädchen, welches auf der Bank saß, zu ging.

,,Hey.", sagte ich unsicher und so leise, dass ich mich wunderte, dass die Blondine es überhaupt gehört hatte. Da sie kurz vorher noch auf ihr Handy gestarrt hatte, hob sie verwirrt und schnell ihren Kopf. Ihre blauen Augen starrten in meine, sodass ich für ein paar Sekunden die Fassung verlor. ,,Melissa.", hauchte ich und wollte meine beste Freundin umarmen, doch sie stieß mich unsanft von sich weg und lief mit großen Schritten in Richtung Park. Schnell rannte ich ihr hinterher und fing sie tatsächlich ein paar Meter weiter wieder ab. ,,Bitte, hör mir zu. Ich weiß, du bist sauer, aber ich kann dir alles erklären.", versuchte ich es erneut und schaffte es sie zum Stehen zu bringen. Emotionslos scannten sie mich von oben bis unten ab. ,,Wieso sollte ich dir zu hören? Du hast schon genug getan.", konterte sie kalt und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Gib mir diese eine Chance.", flehte ich sie wortwörtlich an und griff nach ihrer bleichen Hand, welche sie mir jedoch sofort wieder entzog. ,,Bitte.", sagte ich und bemerkte erst jetzt die Tränen, welche sich in meinen Augen angesammelt hatten. ,,Okay, eine Chance.", gab sie seufzend nach und zog mich in ein kleines, aber gemütliches Kaffee, wo wir uns nieder ließen. Einige Zeit herrschte eine unangenehme Stille zwischen uns. Keiner sagte etwas, wobei ich nicht richtig wusste, wie und wo ich anfangen sollte. Es war einfach so viel passiert. Als ich dann jedoch mein Kuchenstück verdrückte hatte, musste ich wohl oder übel beginnen und auch wenn ich mir schon so oft ausgemalt hatte, was genau ich sagen würde, warf ich meine ganzen Pläne einfach bei Seite.

,,Du weißt sicher alles, oder?", fing ich nervös an und fuhr mir durch die braunen langen Haare. ,,Na ja, wenn du das als 'alles' definieren willst, dann ja. Niall hat mich mit dir, meiner angeblich besten Freundin, betrogen.", antwortete sie ein wenig aufgebracht und lehnte sich zurück. Leicht nickte ich und versuchte wieder die richtigen Worte zu finden.
,,Es war an einem Abend. Wir haben Flaschendrehen gespielt und dabei getrunken. Ich weiß auch nicht mehr, was genau alles passiert ist, aber was ich weiß ist, dass ich komplett voll war. Ich bin am nächsten Morgen in einem fremden Bett aufgewacht und-", erzählte ich und wurde mittendrin von Melissa unterbrochen. ,,Es war in meiner vorübergehenden Wohnung. Ich habe Niall den Schlüssel gegeben." Das erklärte also, wo wir waren und warum ich mich nicht auskannte. Anscheinend hatten der betrunkene Niall und mein betrunkenes ich nicht so viel davon gehalten in der Villa zu bleiben. ,,Auf jeden Fall, war Niall neben mir und wir beide waren nackt. Glaub mir, wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, würde ich es tun, aber ich kann es nicht. Das alles war ein Unfall. Ein riesiger Fehler. Du weißt genau, wie sehr ich Harry liebe. Ich will nichts von Niall und ich würde dich doch niemals absichtlich verletzten, Meli. Du bist meine beste Freundin und was ich dir angetan habe, ist einfach nur schrecklich, aber ich will das du weißt, dass es mir so unfassbar Leid tut. Ich vermisse dich so sehr und ich wünsche mir nichts mehr, als das du mir verzeihst."

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