viel spaß :)
Die Sonne prasselte bedingungslos auf den schwarzen Asphalt als ich aus dem Bus ausstieg und mit Mühe meine Koffer die Treppen hinunter hob. Ich schätze die Eisverkäufer würden diesen Sommer wohl ihren Rekordumsatz machen. Wir hatten August und gefühlte 36 Grad im Schatten, was nicht sehr ungewöhnlich für Miami war, allerdings kam es mir jedes Jahr wärmer vor.
Ich war gerade erst wieder von meiner Familie in New Orleans wiedergekommen. Aber ich vermisste sie schon jetzt alle. Meine Eltern hatten dort ihr kleines Restaurant seit ich denken konnte. Ich liebte es in den Ferien meine ganzen alten Freunde wiederzusehen, alle meine Verwandten zu besuchen. Und ich liebte es mit meinen kleinen Bruder zu spielen, wobei er jedes Mal mein altes Zimmer auseinandernahm, weil ich es ihm ständig verweigerte mit ihm Fußball zu spielen. Mein Zimmer hier am College in Miami konnte man in keinster Weise mit meinem Zimmer zu Hause vergleichen. Nicht dass es hier schlecht wäre, das konnte man wirklich nicht behaupten. Aber es war nicht gerade groß und ein gemeinschaftlicher Waschraum war jetzt auch nicht so das wahre. Aber so war das Collegeleben. Irgendwie liebte ich es ja auch. Nicht nur, dass ich jederzeit mit meinen Freunden zusammen war, obwohl dazu lediglich zwei Personen gehörten. Josy und Max. Josy kannte ich seit meinen ersten Tag hier am Miami Dade. Sie rannte damals mit ihren Kaffee in mich und daraus entwickelte sich dann ein Gespräch und aus diesem Gespräch eine perfekte Freundschaft. Naja und mit Max war ich eigentlich auch nur befreundet weil er Josy´s Freund war. Ich mochte ihn, aber wenn Josy nicht wäre hätte ich ihn wohl niemals kennengelernt.
Hier war aber auch der Ort, an dem ich meinen Traum vom perfekten Abschluss verwirklichen konnte. Hier hatte ich die Besten Perspektiven. Ich war ehrgeizig und extrem zielstrebig. Was ich nach dem College machen würde? Keine Ahnung. Das wusste ich noch nicht. Vielleicht würde ich auch mein eigenes Restaurant eröffnen wie meine Eltern es gemacht hatten. Vielleicht würde ich aber auch was mit Architektur machen. Algebra war schließlich eines meiner besten Kurse. Ausgeschlossen war allerdings etwas mit Sport. Da war ich ein Totalausfall. Ich war die, die immer zuletzt gewählt wurde und die, die irgendwie auch immer als erstes wieder das Feld verließ. Natürlich hasste ich es.
Ich stellte meinen Koffer in meinem Zimmer ab. Es war alles so wie ich es verlassen hatte. Aufgeräumt, ordentlich. Lediglich eine kleine Staubschicht hatte sich über meine Möbel gelegt. Kein Wunder, schließlich war ich fast die ganzen Ferien zu Hause. Ich schob meine Gardine zur Seite und öffnete ein Fenster um frische Luft rein zu lassen.
Josy und Max würden erst morgen wiederkommen. Sie waren zu Besuch bei Max seiner Familie. Der Grund, warum Josy sich schon seit Wochen verrückt machte und mich in mehrere Klamottenläden geschleppt hatte, nur um das perfekte Outfit für das erste Kennenlernen zu finden. Meiner Meinung nach total übertrieben, aber so war sie. Und so liebte ich sie.
Meine Koffer würde ich später auspacken. Zuerst wollte ich noch ein bisschen frische Luft schnappen. Ich schulterte mir meine Tasche, schmiss meinen Zimmerschlüssel hinein und ging nach draußen.
Schon von weitem konnte man Mr. Barrow´s Smoothiestand sehen. Ich vergötterte ihn so! Keiner machte so perfekte und leckere Smoothies wie er. Ich glaube Mr. Barrow war der einzige erwachsene Mann, der von allen Schülern hier geliebt wurde. Zum einem, weil er kein Lehrer war und des Weiteren weil er einfach total cool drauf war. Ich glaube er war so um die 30 und außerdem extrem sportlich.
Auch er hatte mich schon gesehen und winkte mir zu.
„Hey Jill! Mango wie immer? Wie waren die Ferien?“ „Jap. Einen großen Mango Smoothie bitte. Ach es war so wunderschön. Manchmal wünsche ich mir ich könnte viel öfter in New Orleans sein.“ Er blickte zu mir auf und reichte mir meinen Smoothie. „Das glaub ich dir. Aber jetzt genieß du mal noch deine letzten freien Tage bevor der Stress wieder losgeht. Der Drink geht auf mich.“ Ich lächelte ihn an. Charmant wie immer. Mich wunderte es, dass gerade er noch keine Frau hatte. „Das ist wirklich nicht nötig Mr. Barro-“ „Keine Wiederrede.“ Lachte er mich an. „Und jetzt geh schon und entspann dich noch ein bisschen.“ „Danke. Bis bald.“ Ich nickte ihm zu und drehe mich dann um, während er sich schon seinen nächsten Kunden widmete. Ich lief ohne nachzudenken, weil ich schon wusste wo mein Weg enden würde. Ich lief zu der Mauer auf der Josy und ich immer saßen. Von hier konnte man über den gesamten Campus schauen, aber es war hier trotzdem so schön ruhig. Man war irgendwie mittendrin im Getümmel, aber irgendwie auch so weit entfernt. Perfekt eben. Ich stellte meinen Smoothie und meine Tasche auf der Mauer ab und versuchte mich dann so cool wie möglich auf die Mauer hochzusetzten. Mittlerweile hatte ich den Dreh weg, aber am Anfang hatte ich mich echt zu dumm angestellt. Naja, Sport eben…
Ich atmete einmal tief durch als ich es geschafft hatte und lies meine Blick dann in die Ferne gleiten.
Der Campus war wieder völlig überfüllt von Neuankömmlingen. Die meisten Lehrer waren schon da und versuchten sich so gut wie möglich auf das neue Schuljahr vorbereiten. Es war jedes Jahr das Selbe. Die letzten freien Tage vor dem Neuem Semester herrschte hier das blanke Chaos. Hunderte von neuen Schülern rannten mit Karten durch das Schulhaus. Suchten vergeblich nach Leuten, die ihnen den Weg erklären konnten und versuchten dabei noch einen möglichst coolen ersten Eindruck zu erwecken. Dass das meistens gründlich schief ging war vorherzusehen. Ich überlegte oft, ob ich damals genauso unterwegs war. Bestimmt.
Ich saß erst einmal nur da, mit meinen Smoothie in der Hand und schaute mir das Spektakel an. Aber ich wusste, dass die Ruhe nicht lange andauern würde. Und damit hatte ich verdammt recht.
„Jill! Gut das ich dich endlich gefunden habe. Siehst du was hier wieder los ist?!“ Eine völlig abgehetzte Mrs Schneider kam auf mich zugesteuert.
„Hallo Frau Schneider. Ähm ja. Naja es ist ja jedes Jahr das gleiche!“ versuchte ich ihr mit einem Lächeln im Gesicht klar zu machen. Sie schenkte mir nur ein gestresstes Nicken und klopfte sich dann zweimal mit nur zwei Fingern auf ihren Brustkorb. Eine von ihren eigensinnigen Angewohnheiten, die sie immer machte wenn sie nervös wurde oder ihr etwas unangenehm war. Im Moment war letzteres der Fall, dass wusste ich, weil es einfach jedes Jahr so war. Und das was jetzt kam überraschte mich auch nicht wirklich.
Sie atmete noch einmal tief durch bevor sie loslegte.
„Jill es ist mir wirklich unangenehm dich wieder zu fragen, aber ich brauch echt deine Hilfe. Könntest du dieses Jahr vielleicht nochmal an unserem Einführungsprojekt teilnehmen? Es ist wirklich dringend. Niemand hätte mit so einem Andrang neuer Schüler gerechnet! Ich weiß ich frage dich jedes Jahr, aber du bist wirklich meine letzte Hoffnung.“ Nicht einmal das überraschte mich. Frau Schneider kam jedes Jahr zu mir und fragte mich. Seit 2 Jahren immer das gleiche. Und so hatte ich mir mit Absicht und in weiser Voraussicht an diesen letzten freien Freitag schon extra nichts vorgenommen.
Sie war unsere Vertrauenslehrerin hier und ganz nebenbei die größte Befürworterin eines harmonischen Miteinanders die ich kannte. Trotz ihrer chaotischen Art mochte ich diese kleine Frau. Sie war unorganisiert, verpeilt, aber trotzdem liebenswert. Und so half ich ihr auch. Wie jedes Jahr eben. Obwohl ich echt nicht verstehen konnte wie man jedes Jahr die Zahl der Neuankömmlinge unterschätzen konnte. Immerhin wusste sie das ja schon lange im Voraus. Ist auch egal.
Das Lächeln was immer noch auf meinem Gesicht lag vergrößerte sich noch einmal. „Ja klar Mrs Schneider. Mach ich gerne.“ „Ach du bist ein Engel. Warte ich gebe dir gleich dein T-Shirt und die Prospekteeee.“ Dabei zog sie das letzte ‘e‘ von Prospekte unnötig in die Länge und mir war nicht bewusst warum sie das tat.
„Dann kannst du gleich loslegen. Warte kurz.“ Sie kramte in ihrer riesigen Tasche und gab mir alles hintereinander. „Das T-Shirt, hier. Wo sind denn nur diese Prospek- ach da sind sie ja! Hier!“
Okay, das T-Shirt war echt nicht das schönste. Es war immer noch das, was man wahrscheinlich schon zum Beginn dieses Projekts vor 10 Jahren getragen hatte. Viel zu groß, Universalgröße eben. Leuchtend grün, damit auch ja keiner uns übersehen konnte. Und dieser tolle Spruch auf der Rückseite, über dem Schüler vielleicht vor zehn Jahren mal gelacht haben. „Bist du neu hier, weißt nicht wohin? MICH fragen, das macht Sinn!“ Eigentlich peinlich, aber ich mochte es einfach anderen Menschen zu helfen und so zog ich das T-Shirt widerstandslos über mein Top und stopfte die Prospekte in meine Tasche. Ich hüpfte von der Mauer herunter und konnte Mrs Schneider jetzt direkt in die Augen schauen, welche durch ihre überdimensional dicke Brille noch viel größer erschienen. „Du kennst das ja alles. Also danke und denk immer dran. Freundlichkeit ist oberstes Gebot! Du machst das schon! Ich muss dann auch wieder.“ sie lächelte mich noch einmal an und klopfte mir auf die Schulter bevor sie ging. Dann mal los. Wie jedes Jahr eben.
hab an die seite mal ein Bild gemacht, wie ich mir Mrs Schneider vorstelle :D ich finde das passt ganz gut!
ihr würdet mich mit votes und kommentaren zum glücklisten Menschen machen :D
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opposites attract each other
Teen FictionSie liefen jetzt schon gefühlte 5 Stunden durch diesen dummen Wald. Er hätte sich einfach weigern sollen bei so etwas und vor allem mit so einer Person mitzumachen. Wer kam denn auch bitte auf die Idee Teams zu losen?! Dazu kam diese unerträgliche H...