Kapitel 5

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„Jill jetzt zieh endlich ein anderes Gesicht. So schlimm ist diese ganze Klassenfahrtssache nun auch nicht.“ Wir saßen draußen auf dem Campus. Auf unserer Mauer und ich hielt mein Eis in der Hand. Frustessen. Ja, ich glaube so konnte man es bezeichnen was ich hier gerade machte. Max versuchte mich schon seit geraumer Zeit aufzumuntern. Josy lag einfach auf der Mauer, den Kopf auf Max seinem Schoß, und genoss die Sonne. Ich bezweifelte, dass sie mir und Max noch zuhörte.

„Außerdem haben wir noch drei Monate Zeit  bis das Ganze ist. Ich weiß gar nicht was du hast.“ „Ich hab einfach keinen Bock auf diese Cheerleader. Die alleine wären ja schon schlimm genug, aber die in Verbindung mit den Fußballern sind unerträglich.“  „Naja du musst dich ja nicht mit denen abgeben.“ Er zuckte mit seinen Schultern.

„Punkt für Max!“ kam es auf einmal von Josy. Sie hörte uns also doch noch zu. Ich stöhnte genervt aus. Ich hatte genug von dem Thema. Und ich konnte es eh nicht ändern.

„Wie haltet ihr das eigentlich die ganze Zeit dort hinten vor diesen Chaoten aus? Ich meine Dan´s Kommentare die bis nach vorne durchdringen nerven mich ja schon ungemein, aber dort hinten wo ihr sitzt muss man ja noch viel mehr mitbekommen.“ Max schaute mich mit großen Augen an und schüttelte leicht irritiert seinen Kopf.  „Ich glaube du hast ein völlig falsches Bild von ihm. So schlimm wie du immer sagst ist er gar nicht.“ Josy  richtete sich jetzt auch auf. „Wow! Sag mal kann es sein das ihre Titten noch voluminöser geworden sind oder täusche ich mich da?“ Ich verstand nicht was sie von uns wollte und schaute verwundert zu Max. Der allerdings schaute Josy nur mit hochgezogenen Augenbrauen an bevor er begann mit ihr zu reden. „Josy ich versteh nicht was das jetzt mit dem Thema zu tun hat, aber ich fin-“ Und ich  diesem Moment hatte ich sie auch entdeckt. Und er sie wahrscheinlich auch. Zumindest war er jetzt still. Er lachte. „Das nenn ich mal Titten!“ Josy schaute ihn mit großen Augen an bevor sie ihm auf seine Schulter schlug. „Max schau da gefälligst nicht so hin!“

Wegen wem die ganze Aufregung hier war?

Pamela Brown. Captain des Cheerteams. Zumindest war sie das. Und ihr Nachname war Programm, denn ihre Haut war im Gegensatz zu meiner richtig braun. Kam wahrscheinlich davon, dass sie egal wo und egal wann mit den kürzesten Hotpants und den engsten bauchfreien T-Shirt rumrannte, was sie irgendwo auftreiben konnte. Ich fand es einfach nur billig. Und so gut wie die gesamte Schule wusste, dass jeder Fußballer sie schon durchgenommen hatte. Naja bis zu ihrem echt tragischen Unfall letztes Jahr. Die Cheerleader hatten neue Figuren geprobt und dabei hatte sie sich wohl irgendwie verletzte. Spätestens da wurde mir wieder bewusst warum ich keinen Sport machte.

Josy erzählte mir damals, sie hätte sich was im Knie getan. Daraus schlussfolgerte ich, dass es wahrscheinlich der Meniskus sein musste. Was wirklich keinem zu wünschen ist. Naja jedenfalls war es so schlimm, dass sie seit dem kein Cheerleading mehr machen durfte. Das tat sogar mir irgendwie leid. Und seitdem versuchte sie mit Extravaganten Outfits die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wobei extravagant eher auf knapp bezogen ist.  Und ich glaube ihr Daddy spendierte ihr seit diesem Tag noch mehr. Siehe ihre neuen Brüste.

„Nein Max es geht einfach darum, dass es mir weh tut wenn du ihr so hinterherschaust und dann auch noch so einen Kommentar ablässt.“ So langsam erwachte ich wieder aus meiner Trance. Ich muss wohl völlig abgeschalten haben. Max und Josy schienen immer noch über Max´s  Kommentar zu diskutieren. „Leute wollt ihr euch echt wegen so einer Person streiten?“ Die Beiden schauten Gleichzeitig zu mir und ich hob meine Augenbrauen an. „Im Ernst, ich finde die ist es nicht wert. Als würde Max je was mit ihr anfangen.“ Jetzt schauten sich die Beiden wieder an. Und was dann folgte kann sich jeder denken. Ein gemurmeltes tut mir Leid von beiden und ein Kuss.

„Hach muss Liebe schön sein!“ gab ich ironisch von mir, Josy nahm daraufhin aber nur ihre Hand von Max seinen Nacken und wedelte damit in der Luft rum. Mein Zeichen jetzt zu gehen. Und das tat ich auch.

Ich sprang so cool wie nur irgendwie möglich von der Mauer runter und lief dann Richtung Mädchenhaus. Wir hatten unseren eigenen Komplex, die Jungs auch. Eine Sache die Josy ungemein aufregte, mir aber eigentlich ganz gut gefiel. So konnte man wenigstens nicht abgelenkt werden. Ich fand sowieso, dass das Thema Liebe und Beziehung völlig überbewertet wurde. Wer brauchte das denn schon? Ich hatte es auch nicht und ich fühlte mich rundum wohl. Ich hatte meine Freunde, meine Familie, die Schule auf die ich mich konzentrieren musste. Und ich schenke irgendwie jedem der drei Dinge Liebe. Wofür brauchte ich denn da bitte noch einen Jungen? Das reichte doch völlig aus.

Ich war mitten auf dem Campus, leckte noch genüsslich an meinen Eis, als auf einmal ein Ball auf mich zu kam und mich mitsamt meinem Eis zu Boden warf. Ich glaube ich gab noch einen Schrei von mir, bevor ich mitten auf dem Campus lag. Das war jetzt ein Scherz oder?! Warum immer ich? Die Hälfte meines Eises war auf dem Boden verteilt, die andere Hälfte hatte ich im Gesicht und auf meinem T-Shirt. Als ich mich aufrichtete und mir meine Haare aus dem Gesicht gestrichen hatte, sah ich wie Mason auf mich zu gerannt kam. Kurz vor mir blieb er stehen. „Alles in Ordnung Jill?“ Ich schenkte ihm nur einen genervten Blick. Wollte er im Erst eine Antwort auf diese Frage? Ich merkte wie er mich genauer musterte und sich dann ein kleines Lächeln nicht verkneifen konnte. Er bückte sich und hob den Ball, der immer noch neben mir lag, auf.

Ich kam mir so bescheuert vor. Mason sich wahrscheinlich auch. Er fuhr sich mir seiner Hand durch die Haare und ich beschloss, dass es an der Zeit war endlich aufzustehen. Also rappelte ich mich auf und bückte mich sobald ich stand nach meiner Tasche. „War echt keine Absicht Jill.“ Kam es lediglich von Mason. „Wenn ihr nicht Fußballspielen könnt,-“ Ich legte eine theatralische Pause ein bevor ich fortfuhr. „-dann lasst es auch!“ Gab ich nur schnippig zurück. Keine Absicht. Wer´s glaubt. In Wirklichkeit freute er sich, dass dieser dumme Ball mich getroffen hatte. Mason wollte gerade etwas erwidern, als Dan von Richtung Sportplatz  auf uns zukam. Der Ort zu dem Mason wahrscheinlich auch wollte. „Man Mason wo bleibst du? Wir warten oben schon alle auf dich!“ Das konnte doch jetzt bitte bitte bitte alles nicht wahr sein. Konnte das nicht alles nur ein blöder Traum sein? Andererseits ein Traum von Mason und Dan? Darauf konnte ich auch verzichten. Dan kam immer näher.

Ich kramte in meiner Tasche nach einem Taschentuch um mir endlich mein Gesicht sauber zu machen und mich vielleicht etwas vor Dan zu verstecken. Ohne Erfolg. In beiden Sachen. Ich fand kein Taschentuch und auch Dan ersparte mir seinen dummen Kommentar nicht. Wie immer in solchen Situationen. Und so lief das Eis immer weiter schön meine Wange herunter. Er lachte laut auf als er mich sah. „Woah. Was ist denn mit dir passiert?!“

„Auch auf die Gefahr hin dass ich mich wiederhole. Wenn ihr nicht Fußball spielen könnt, dann lasst es gefälligst!“ Ich schaute die beiden mit zugekniffenen Augen an, aber das Grinsen aus Dan´s Gesicht verschwand einfach nicht. Ich glaube ich sah in diesem Moment auch ziemlich schlimm aus. Aber hat  irgendwann mal jemand behauptet, dass das Leben fair ist? Eher nicht.

„Ich glaube es gibt nichts was wir besser können Jill. Bis auf gewisse andere Dinge, aber von denen hast du noch keine Ahnung! Fußball und wir sind wie du und Mathe.“ Er sagte das mit so einer Belanglosigkeit in seiner Stimme. Er wusste, dass er im Moment eindeutig der Überlegenere von uns beiden war. Und ich wusste das auch. Leider.

Warum redete ich eigentlich noch und vor allem schon wieder mit ihm?! Ich wusste genau was er meinte, aber das war einfach nicht mein Niveau. Also tat ich das, was ich hätte schon viel früher tun sollen. Ich ging.

Ich wollte sowieso noch mit meiner Mutter telefonieren. Aber vorher würde ich jetzt duschen gehen müssen. Wie konnte man denn nur so dumm sein?! Ich wusste genau, warum ich die Jungs nicht leiden konnte. Sie machten mir das jeden Tag klarer. Da konnte Max sich sein blödes „Du hast ein völlig falsches Bild von ihn!“ sonst wohin stecken! Ich griff mit der einen Hand fester den Gurt meiner Tasche, die andere ließ ich neben mir her schwingen. Und dann ging ich. Mit den letzten Stück Stolz was mir noch geblieben war. Und mit dem Wissen, meine Liste an peinlichen Dingen die mir passiert sind heute um ein Ereignis erweitern zu können. 

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opposites attract each otherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt