Kapitel 20

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Ein frischer Wind kam mir entgegen, als ich aus dem Schuldgebäude trat. Es war nicht kalt, aber dennoch kälter als am Wochenende. Zumindest war ich bei diesen Temperaturen heilfroh, dass ich mir heute Morgen meine Strickjacke mitgenommen hatte. Ich schüttelte leicht meinen Kopf als ich merkte über welch banalen Dinge ich da wieder nachdachte. Das tat ich in letzter Zeit viel zu oft!

Ich hatte einen anstrengenden Tag hinter mir. Und es kommt selten vor, dass ich sowas nach der Schule zugab. Irgendjemand war auf die glorreiche Idee gekommen, dass wir ein paar Vorlesungen nötig hätten. Diskussionen, Vorträge alles was dazu gehörte. Das schlimme war aber nicht der Tag an sich gewesen, sondern das was mir jetzt noch bevorstand. Ich würde mich mit Mason treffen. Ich hatte zwar noch keine Ahnung wo, aber zumindest wusste ich wann. Ob dass mir so viel weiter half wusste ich nicht, das einzige was ich sicher wusste war, dass ich wahnsinnige Panik vor diesem Treffen hatte. Warum das so war wusste ich auch nicht.

Fakt war aber, dass ich mich im Moment am liebsten in mein Zimmer eingesperrt hätte und gar nicht mehr rausgekommen wäre. Ich hatte überlegt Mason einfach abzusagen. Zu sagen mir würde es nicht so gut gehen. Irgendwas in der Richtung. Das Problem war allerdings, dass ich Mason schlau genug einschätzte um mir das nicht zu glauben und dass er hinter meinen Schwindel kommen würde.

Steh einfach nach der Schule am Eingang vom Mädchenhaus. Ich hol dich ab. Seine Worte hallten noch so deutlich in meinen Ohren wieder, als würde er neben mir stehen und mir es genau jetzt sagen. Da Weile war es heute Morgen gewesen als er zu mir gekommen war und mich einfach angesprochen hatte. Es war glaube ich selbsterklärend, dass ich mich sowas nie getraut hätte und mir sowas unheimlich peinlich gewesen wäre. Aber Mason hatte es getan. Vielleicht war ich in solchen Sachen auch einfach viel zu verbohrt. Aber egal.

Jedenfalls war Mason in der ersten Stunde, besser gesagt kurz vor der ersten Stunde, zu mir gekommen und hatte mir die letzten Informationen gegeben. Er hatte wieder so ein fröhliches Lachen auf seinem Gesicht gehabt, was mich darüber nachdenken lies, ob er eigentlich überhaupt irgendwann mal schlechte Laune hatte. Mein Gesichtsausdruck war wesentlich unerfreuter und auch unfreundlicher gewesen. Obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben hatte wenigstens ein kleines Lächeln zu Stande zu bringen. Ich weiß nicht ob das funktioniert hatte. Aber wie sollte ich mich denn auch auf etwas freuen, wovon ich genau wusste, dass ziemlich viele andere Mädchen sich an meine Stelle wünschten? Wie sollte ich mich auf etwas freuen, von dem ich genau wusste, dass es mir nur Sorgen bereitet hatte? Wie sollte ich mich auf etwas freuen, was ich eigentlich überhaupt nicht wollte? Ich war verzweifelt. Ich war wirklich verzweifelt. Und ich hatte keine Ahnung was das gleich werden sollte.

Ich war mittlerweile am Eingang vom Mädchenhaus angekommen. Ich war den Weg schon so oft gegangen, aber noch nie so langsam wie heute. Eigentlich war es total sinnlos gewesen so langsam zu laufen, aber es hatte mir ein besseres Gefühl gegeben, also hatte ich es getan. Ich hatte niemanden von diesen Treffen mit Mason erzählt. Nicht mal Josy oder Max. Die zwei distanzierten sich in letzter Zeit sowieso von mir und ich wusste nicht warum. Aber ich hatte mich dazu entschlossen dieses Problem später zu lösen. Stattdessen begann ich jetzt damit, darüber nachzudenken über was ich mit Mason reden könnte. Ich hoffte stark, dass er noch ein klein wenig gesprächiger war als Dan. Mit Dan konnte man zwar gut reden, das hing allerdings davon ab wie man die Definition von gut auslegte, und es hing auch davon ab, wie Dan gerade drauf war. Ich hoffte dass das bei Mason anders sein würde. Vielleicht würde ich ihn was über das Fußballspiel vom Wochenende fragen. Allerdings könnte es sein, dass ich dann ziemlich schnell ziemlich doof dastehen würde, weil ich überhaupt keine Ahnung hatte von was er redete. Ich schloss meine Augen und zog meine Stirn in Falten. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Kurz verharrte ich so, dann nahm mein Gesicht wieder seine normalen Züge an. Ich schaute mich um. Hier gingen gerade ziemlich viele Menschen ein und aus und ich wusste nicht ob es unbedingt positiv war wenn sie mich dann alle mit Mason sehen würde. Aber jetzt war sowieso alles zu spät, denn ich konnte unten den Massen auch Mason entdecken. Okay, jetzt würde es also Ernst werden. Ich strich mit meinen Händen über mein T-Shirt und meine Hosen. Zupfte hier und da noch mal. Dann stand ich einfach nur da und Mason kam auf mich zu. Ich hatte das Gefühl, seine dunklen Haare wirkten heute irgendwie heller. Vielleicht weil die Sonne rein schien. Vielleicht weil er wieder dieses Lachen auf seinen Gesicht hatte, dass mir verriet, wie sehr er immer noch von diesem Treffe begeistert war. Er hatte kurze Hosen an, die ihm bis zum Knie reichten. Und ein Schwarzes T-Shirt. Nichts Besonderes. Mich wunderte es, dass ich überhaupt sowas wahrnahm.

opposites attract each otherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt