Kapitel 13

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Es waren schreckliche Schmerzen die mich da gerade richtig wach gemacht hatten. Ich saß in meinem Bett und ich fühlte mich keineswegs besser als gestern. Im Gegenteil. Ich hatte eher das Gefühl ich hätte die gesamte Nacht nicht geschlafen. Müde lies ich meinen Kopf wieder in mein Kopfkissen fallen. Was war das denn bitte für ein höllischer Schmerz in meinen Beinen?! Zugegeben, die Frage war viel mehr rhetorisch als alles andere. Dafür hatte ich schon zu viel von dem Thema gehört. Wenn auch unfreiwillig. Das war verdammt schmerzhafter Muskelkater. Und trotz allem hatte ich keinen blassen Schimmer was man dagegen tat. Schließlich war ich noch nie betroffen, hatte immer nur meinen Vater vor sich hin schimpfen gehört, wenn er sowas hatte.

Wieder setzte ich mich in meinen Bett auf. Irgendwas musste ich unternehmen. Ich umfasste mein rechtes Bein mit beiden Händen und trug es förmlich aus meinem Bett heraus. Ich schwöre, ich  hatte keine Ahnung wie ich den heutigen Tag überleben sollte. Da dachte ich gestern schon, meine Beine taten weh, aber was ich gerade eben für Schmerzen verspürte überstieg alle die mir bekannten Dimensionen. Was war das denn bitte für ein blöder Muskelkater?! Der berühmt berüchtigte Tag danach. Manche machten sowas mit Alkohol durch, ich mit Sport. Der Tag an dem es einem noch schlechter ging als am Tag oder in der Nach davor. Sport ist Mord. Irgendwie musste ich das bis Übermorgen wieder weg bekommen. Ich hatte keine Ahnung wie, aber ich musste. Denn da stand die nächste Trainingseinheit mit Dan an und ich würde die keineswegs ausfallen lassen. Die Würde besaß selbst ich. Mittlerweile hatte ich meine Taktik was das betraf geändert. Nach Gestern war ich mir ziemlich sicher gewesen, dass Dan das mit dem Training wohl niemals ausfallen lassen würde. Also hatte ich mich dafür entschieden, erst einmal alles brav mitzumachen. Bis ich einen neuen Plan hatte. Im Moment konnte ich mir aber noch nicht vorstellen, wie ich jemals wieder laufen sollte.

Ich stöhnte, als ich auch mein linkes Bein auf den Boden setzte und erst einmal kurz durchatmete, weil ich nun endlich auf meiner Bettkante saß. Ich atmete noch einmal ein bevor ich qualvoll aufstand. Das einzig gute war, dass heute Samstag war. Ich musste Dan also nicht unbedingt über den Weg laufen. Außer vielleicht beim Frühstück. Aber ich musste erstmal zum Frühstück laufen und selbst das stellte heute eine große Herausforderung für mich dar. Ich stand immer noch am selben Fleck wie vor einer Minute. Ich getraute mir nicht zu laufen. Ich weiß nicht, ob ich hier gerade maßlos übertrieb, aber ich hatte echt Schmerzen. Schmerzen wie ich sie vorher noch nie gespürt hatte. Noch einmal atmete ich tief durch, schloss meine Augen für einen kurzen Moment. Ich hätte zu gern genau jetzt meinen Vater an meiner Seite. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, er wüsste was zu tun wäre. Aber der war mehr als 10 Stunden von mir entfernt. Meine ganze Familie war mehr als 10 Stunden entfernt. Wieder spürte ich den mir mittlerweile so bekannten kleinen Stich in meinem Herzen als ich daran dachte. Aber ich musste mich jetzt da durch beißen. Ich glaube noch kein Mensch ist an einen Muskelkater gestorben. Auch wenn ich gerade das  Gefühl hatte, ich würde der Erste Mensch sein, der daran stirbt.

Mühsam schleppte ich mich zu meinem Schreibtischstuhl und angelte mir mein Handy. Ich musste Josy erreichen. Vielleicht wusste sie was man machen konnte. Okay, ich bezweifelte das zwar ziemlich stark, aber etwas Besseres fiel mir im Moment nicht ein. Meinen Vater wollte ich nicht anrufen. Ich müsste ihm zu viel erklären. Er würde Fragen über Fragen stellen und das war genau das, was ich im Moment nicht gebrauchen konnte.

Ich hasste es Leute anrufen zu müssen. Viel lieber schrieb ich SMS. Aber gerade schien mir ein Anruf viel praktischer und schneller von Statten zu gehen. Also scrollte ich durch meine Kontakte bis dort Josy ihr Name stand. Das dauerte nicht sehr lang, denn die Liste von Nummern die ich besaß war überschaubar.

Mein Finger berührte die Nummer die gleich unter Josy´s Namen stand und dann führte ich mein Handy fast wie von selbst zu meinem Ohr. Es tutete. Es tutete zweimal. Dreimal. Viermal. Fünfmal. So langsam schwand meine Hoffnung, dass Josy schon wach war. Bis ich ein ziemlich müdes Gähnen am anderen Ende der Leitung vernahm.

opposites attract each otherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt