7. Mein Hundekörbchen...

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Dieses Kapitel geht an Benni, den Schecken, der Verena immer ertragen musste

7. Mein Hundekörbchen...

"Hey ich hab morgen Abend sturmfrei, machen wir was? Vielleicht mit Amelie und Mike?" fragte mich Anita ein paar Tage später am Freitag im Reiterstübchen. In dem Moment kam Mike mit einer Reitschülerin, Verena, dazu. Verena hatte im Stall die Position, die ich in der Schule hatte: das Opfer das jedem auf die Nerven geht. Nur, dass sie sich im Gegensatz zu mir trotzdem für cool und beliebt hielt. Deshalb ahnten wir auch schon ihre Reaktion auf das Mitgehörte: "Cool da komm ich auch mit! Wohin wollen wir dann überhaupt?"

Jetzt konnten wir sie schlecht abservieren. Also sahen wir uns nur stumm an und planten weiter.

"Also ich würde vorschlagen, wenn deine Eltern schon nicht zu Hause sind holen wir uns was zu saufen und machen Hausparty bei dir!"
meinte Mike lachend.

"Neein das merken meine Eltern! Und ich trinke nix, dass das klar ist! Aber mir macht's nix aus wenn ihr was trinkt. Wir können ja ins Samu's, da braucht man keinen Ausweis weil's als Café zählt."

Gesagt, getan gingen wir am nächsten Abend in das Café. Allerdings- wie das Cafés so an sich haben- war es todlangweilig! Zumal Amelie mal wieder nicht mitkommen durfte und Verena uns gehörig nervte. Starrte Mike die ganze Zeit an und lächelte. Bis sie schließlich einen Anruf bekam: "Nein Papa, ich bin in Billingen mit den anderen aus dem Stall! Kannst du mich später abholen?.... Und wie soll ich dann heim kommen?.... Nein, nein das geht schon, ich kann bestimmt bei Lou oder Anita übernachten! Ja, tschüss!"

Äh was?? Anita und ich teilten mal wieder einen Gedanken und der lautete: Nie im Leben!!! Die ganz bestimmt nicht! Keiner tut sich Verena freiwillig eine ganze Nacht lang an! Schnell plapperten wir los und erfanden irgendwelche Ausreden wieso es ganz unmöglich ist, bei einem von uns zu übernachten. Mike lachte nur noch vor sich hin, was ihm schließlich zum Verhängnis wurde:

"Hm aber Mike bei dir könnte ich doch schlafen! Deine Mutter sieht das doch locker und eine Couch habt ihr bestimmt! Biiitte ich komm sonst nicht heim, ich wohn doch so weit weg!"

Blöd, dass Mike nicht darauf gefasst war und ihm jetzt vor Schock nichts mehr einfiel. Jetzt waren wir es, die ihn auslachten. Obwohl ich auch ein bisschen eifersüchtig war... Schließlich gab Verena gerade alles, sich an Mike ranzumachen, was aber zum Glück absolut nicht funktionierte. Trotzdem: um das den ganzen Abend zu ertragen, brauchte ich unbedingt Alkohol! Und in diesem Punkt waren ich und Mike uns einig! Also überredeten wir Anita doch zu einer Hausparty und kauften auf dem Weg noch schnell etwas zu trinken an der Tankstelle, da sonst schon alle Läden geschlossen hatten. Und da ich die einzige Volljährige war, musste ich mir die zweifelnden Blicke des Tankstellenwärters antun. Es gibt ja auch nichts niveauvolleres, als eine Tanke mit zwei Flaschen hartem Alkohol zu verlassen!

Wie sich herausstellte, war das am Ende des Abends doch nicht ganz wenig, sodass wir uns vor lachen bogen, als Mike vom Stuhl fiel und kaum mehr gerade aus laufen konnte. Aber schließlich liefen bzw torkelten die zwei zu Mike nach Hause und ich blieb bei Anita.

Damit war der Abend allerdings noch nicht vorbei. Im Gegenteil- im Nachhinein könnte man sagen, dass jetzt erst der Spaß anfing. Denn kaum war Mike zu Hause angekommen klingelte bei Anita das Handy. Augenzwinkernd stellte sie zum Glück sofort auf Lautsprecher und wir warteten darauf, dass Mike etwas sagen würde. Aber nichts.

"MIKE?!? Ich glaube die Verbindung ist schlecht!" schrie Anita schließlich in das Mikrofon. Ein unterdrückter Schrei war am anderen Ende zu hören. Und dann wieder Stille. Was war jetzt los? Endlich hörten wir Mikes Stimme: "Seiii mallleiser...... ich hör dichdoch gut!" Omg wie er lallte! Ich und Anita lachten laut los. "Hat der etwa noch den ganzen restlichen Alkohol ausgetrunken oder was!?" flüsterte ich Anita grinsend zu. Es klang einfach zu komisch wie Mike redete: alle 5 Sekunden ein Wort und das so sinnvoll wie besoffene eben so reden.

Als wir schließlich herausbekommen hatten, dass er das tatsächlich alles noch getrunken hatte, was immerhin fast eine halbe Flasche Vodka war, kamen wir schon nicht mehr vom Lachen weg. Dann erzählte er uns noch, dass Verena dauernd nach ihm rufen würde aber er ganz sicher nicht zu ihr geht. Gut so, dachten wir nur. Was die sich wohl von der Nacht erhofft hat? Gut, dass Mike sich sogar betrunken zu schade für sie ist.. Und da kam mir ein Geistesblitz! Was ist der Vorteil bei Betrunkenen? Sie sagen (fast) immer die Wahrheit! Wir könnten ihn also fragen, was wir wollten und diese Chance hatte man nur selten im Leben! Schnell flüsterte ich Anita meinen Plan zu. Und sofort fing Anita an zu fragen: "Wen liebst du denn?" Ooh gleich so eine kritische Frage! Ich hätte vielleicht erst gefragt, ob er mich hübsch findet oder so ;). Aber gut, Mike hatte ihr noch nie gesagt, dass er sie liebt, bisher hatten sie nicht mal darüber geredet, dass er sie süß findet oder sonst was. Nur in seinen SMS gab er das alles zu. Und Anita war immer noch nicht ganz überzeugt, dass er wirklich in sie verliebt ist. Also mal schauen, wie ernst es ihm war und ob er sich traute, dazu zu stehen!

".....Was hast du gesagt?...." war aber zunächst die einzige Antwort. Nachdem wir zwei es dann zum 3. Mal ins Handy geschrieen hatten (er kapierte zum Glück trotzdem nicht, dass ich das Telefonat mithörte), hatte er die Frage endlich kapiert. "Hmm... was ich liebe...." ,antwortete er mit dem Scharfsinn einer Schnecke, ".... alsoo ich liebe.... meinen Hund,..... mein Zimmer,.... meine Mutter,... Lordinia, mein Lieblingspferd,.... dich,..... mein Hundekörbchen,.... Basketball....." DICH!!! Da war es! Triumphierend sah ich Anita an. Die kugelte sich jedoch schon vor Lachen am Boden. "Hahaha sein Hundekörbchen hahahaha ist der dicht!!" Was? Oh, das hatte ich fast überhört. Hä, ein Hundekörbchen? Lieben!? Wtf!? Da packte es mich auch und als wir nach endloser Zeit endlich aufhörten zu lachen, fiel uns einfach nichts mehr ein, was wir noch fragen könnten. Also beendete Anita das Gespräch mit dem dringenden Rat, Verena nicht zu Nahe zu kommen und wohlwissend, dass wir Mike das "Hundekörbchen" noch ewig vorhalten würden.

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