V I E R

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Luke's PoV:

Heute beginnt meine Schicht erst um zwölf, geht dafür aber bis acht. Donnerstags macht die Bahn immer schon um acht zu. Das heißt ich hab mal wieder Putzdienst. Hoffentlich landet heute mein hart erarbeitetes Geld auf meinem Konto, sonst sieht dass mit der Miete und dem Einkauf nicht mehr so gut aus. Das Kaffee ist schon um eine Woche im Rückzug. 

Ich stehe auf und mache mich auf den Weg in die Küche um etwas zu essen. Als ich den Kühlschrank öffne, sehe ich nur gähnende Leere. Das war es dann mit dem Frühstück. Auch okay.

Genervt und hungrig begebe ich mich in den dritten und letzten Raum meiner Wohnung, ins Badezimmer. Ich genehmige mir eine Dusche und ziehe mich an. Danach nehme ich mir meinen Steinzeit-Laptop und öffne meine E-Mails. Eine E-Mail bestätigt mir, dass das Geld vom Kaffee auf meinem Konto eingegangen ist. Und zwar für meine Verhältnisse nicht gerade wenig. Das heißt nach der Arbeit kann ich einkaufen.

Zwei Stunden später, so gegen halb zwölf mache ich mich auf den Weg zur Arbeit. Die Musik der Arctic Monkeys dröhnt in meinen Ohren und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Da die Bahnstation nicht weit von meiner Wohnung entfernt ist, bin ich schnell an meinem Arbeitsplatz angekommen. Obwohl die Arbeit hier meist sehr anstrengend ist, arbeite ich hier gerne. Es ist besser als in der Schule, da meine echt der letzte Dreck war. Ich habe sie gehasst, mich die ganze Zeit nur gequält, da ich nicht viele Freunde hatte, die mich unterstützten, was auch daran lag, dass meine Eltern wenig Geld hatten und wir uns oft stritten, sodass ich auch mal ein paar Nächte im Park verbrachte und dann noch die selben Klamotten wie an den vorherigen Tagen trug.

Ich bin zehn Minuten zu früh da, weshalb ich noch einmal schnell nach hinten gehe und mir einen Kaffe koche. Genüsslich trinke ich ihn, ehe ich mich an die Schuhausgabe stelle und nach und nach den Besuchern ihre Schuhe gebe. Die Stammkunden kamen erst so gegen vier Uhr hier her, da sie den Tag noch irgendwo arbeiteten, was bei ihrem Alkoholkonsum ein Wunder ist.

Heute ist deutlich mehr los, als am Dienstag, weshalb ich mich auch freue, als ich auf die Uhr schaue und feststelle, dass es schon Zeit für meine Pause ist. Ich gehe noch schnell zu Paul und sage ihm bescheid das ich jetzt Pause mache, sodass er meine Arbeit kurz übernehmen kann. Ich ziehe meine Sachen an, um in eine Bäckerei zu gehen, die nicht weit von der Bahn entfernt liegt, bestellte mir wie immer ein Croissant und nehme es mit in einen Park, wo ich mich auf eine Bank setze und seufzend anfange zu essen. Ich beobachte die tobenden, kleinen Kinder, während ich Stück für Stück das französische Gebäck verdrücke.

Ich schrecke hoch, als mein Telefon klingelt, da ich nicht damit gerechnet habe. Schnell gehe ich ran, einfach weil mein Klingelton mehr als nur schrecklich ist und ich das Gefühl habe, dass er die Stimmung im Park kaputt macht.

„Hey Luke, hier ist jemand für dich. Kannst du ein bisschen früher herkommen?", fragt mich Paul. „Äh, ja, klar. Bin in fünf Minuten da." Ich höre noch, wie Paul das an jemanden weitergibt, ehe ich auflege und mich auf den Weg zurück mache.

Wieso sollte jemand nach mir Fragen? Ich meine in dieser Stadt habe ich weder Freunde noch Verwandte und jemanden getroffen der auch nur nett zu mir war habe ich auch nicht. Schön, dass ich mir mal wieder so vor Augen führe, wie einsam ich eigentlich bin. Mein Blick wandert auf den Boden, so wie eigentlich immer. Irgendwie mag ich es nicht, fremden Menschen einfach so ins Gesicht zu schauen. Etwas anderes als gestresste oder genervte Blicke bekommt man da sowieso nicht ab. In einer hektischen Stadt ist das aber auch nicht anders zu erwarten. Meine Gedanken wandern wieder zu der mysteriösen Person die sich bei mir nach Paul erkundigt hat. Scheint ja wichtig zu sein, wenn Paul mich deswegen aus meiner ohnehin schon sehr kurzen Pause holt.

Vor der Halle in der sich die Bowlingbahn befindet, der Name ist übrigens Bowler's, bleibe ich kurz stehen und richte nochmal meine Kleidung und Haare. Besser sehe ich dadurch auch nicht aus. Wenigstens habe ich die einzige Hose an die keine Löcher hat. Okay, als Ausgleich dafür hat mein Shirt an der Seite einen Riss den ich mit einem Faden mehr schlecht als recht wieder zusammen genäht habe. Nervös ziehe ich meinen Lippenpiercing zwischen die Lippen, ehe ich vorsichtig die schwere Tür aufziehe und das Bowlers betrete.

Ohne mich umzusehen laufe ich zu Paul, der immer noch bei der Schuhausgabe steht.

„Hey Paul.", begrüße ich in leise.

„Hey Kleiner. Der Typ da drüben ist der, der nach dir gefragt hat." Ich bin nicht klein. Paul zeigt auf einen Typen mit einem dunklen Hemd an, der mit dem Rücken zu uns auf einer der Bänke an den Bahnen sitzt. Ich schaue wieder zurück zu Paul.

„Danke, Paul. Ich bin gleich wieder da und mache weiter."

„Keine Hektik, Kleiner."

Zögerlich gehe ich auf den Mann zu. Er hat breite Schultern und etwas längere, leicht gelockte Haare. Er sieht ein bisschen aus wie Ashton. Aber der würde sich niemals für mich interessieren.

Vorsichtig tippe ich dem Mann auf die Schulter.

„Entschuldigen sie, sie haben...", setze ich an, unterbreche mich jedoch selbst als sich der Mann zu mir umdreht. Um genau zu sein, als sich Ashton Irwin zu mir umdreht und ich nicht mehr in der Lage bin auch nur einen einzigen klaren Satz zustande zu bringen.

Daddy?« LashtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt