Langsam umschloss eine kalte Hand meinen Arm, der regungslos vom Bett hing. Meine Fingerspitzen berührten den Fußboden, als ich versuchte meinen Arm anders zu lagern.
Es war mitten in der Nacht und ich hasste es geweckt zu werden, ganz egal wer es gerade versucht hatte
Leise murrend vergrub ich mein Gesicht in meinem Kissen, doch dieser Jemand lies nicht locker.
Auch nicht als ich mich schlagartig wendete und mich nicht weiter stören lies."Harriet, bitte" murmelte eine leise Stimme.
Caleb, es war mein Bruder.
Es musste wichtig sein. So wichtig, dass es anscheinend nicht bis morgen warten konnte.
Mühsam versuchte ich meine verklebten Augen zu öffnen und rieb mir anschließend leicht entnervt den Schlaf aus den Augen. Mein Zimmer war in ein seltsames grelles Licht getaucht, das mich für einen Augenblick irritierte.
Es war nur die Straßenlaterne
Nachdem ich mir meine warme Decke von den Füßen gestreift hatte, betätigte ich schon den Lichtsschalter und mit einem KLICK, fiel mein Augenmerk auf Caleb's Gesicht.
Er wirkte aufgelöst und seine Augen schillten mir traurig entgegen.
Sofort schien ich hellwach und streckte neugierig meinen Rücken durch, während Caleb bewegungslos dastand. Sein T- Shirt hing ihm schlapp an seinem eingefallenem Körper und seine Haare standen in alle Richtungen."Caleb?" stieß ich mit ersticktiger Stimme hervor, worauf ich mich räusperte.
Er klammerte sich mit seinem hilfslosen Blick an den Saum seines Shirts.
Was zur Hölle hatte er?
Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun, die mir die Kehle zuschnürrte und mich schaudern lies. Mein Blick wanderte zu der Zimmertür, an der plötzlich eine Gestalt zu sehen war. Eine große Person, in...
"Ich wollte dich nicht wecken..." sagte mein Bruder monoton, nachdem er aufmerksam meinem Blick gefolgt war. "Aber ich musste"
Es trennten uns enige Schritte voneinander, doch seine aufgeregten Atemzüge waren nicht zu überhören. Ich wollte wissen, was um alles in der Welt passiert ist. Ich wollte wissen, warum Caleb diesen seltsamen Ausdruck nicht zu verbergen versuchte.
Mit einem Mal löste sich sein Griff und seine Hände massierten seine Schläfen.
Es war unerträglich
"Was ist los?" erkundigte ich mich so laut, wie es ging.
Das Licht erhellte den Raum zwar minimal, aber ich konnte eine Träne auf seiner Wange erkennen.
Nie hatte er Schwäche vor mir gezeigt. Er brachte kein einziges Wort über die Lippen, vermutlich kannte ich die Antwort bereits, doch ich ignorierte meine Gedanken."Sie sind tot" antwortete er klar und deutlich und lies seinen Kopf nach unten klappen, als hätte man ihn außer Gefecht gesetzt.
Verdattert bohrte ich meine Fingernägel in meine Oberschenkel, bis mich der brennende Schmerz durchzuckte und ich dieses komische Gefühl verspürte. Das Gefühl, bitterlich zu weinen, doch wie immer verdrängte ich es. Auch wenn es verdammt schwer war, hielt ich es solange durch, bis ich diesen einen Satz tausendmal wiederholt hatte.
Mit Sie waren meine Eltern gemeint.
Wer sonst.
Niemand sonst konnte ihn zum Weinen bringen an den Rande der Verzweiflung."Miss Thompson?" erwiderte eine dunkle Stimme, die mich unwillkürlich an meinen Vater erinnerte. Wortlos hob ich meinen Kopf und kniff erschrocken meine Augen zusammen.
Die Polizei war hier? Gleich würden sie mich alle traurig ansehen und millionenmal wiederholen, wie leid es ihnen doch tat.
Ich konnte nichts mehr fühlen, nicht denken, gar nichts. Der etwas ältere Mann rückte seine Mütze zurecht und seufzte überfordert, nachdem mir ein Schluchzer entfahren war.
Mein Magen verkrampfte sich und ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Mein rasendes Herz lies nur noch schnappende Atemzüge zu und ich hyperventiellierte beinahe."Es ist schwer, ich kann das verstehen" erklärte er sanft und kniete sich gelassen neben mein Bett. Ich nahm seine Bewegungen kaum wahr, alles was ich sehen konnte war Caleb.
Nur noch wir zwei?
Nur noch er?
Warum?
Warum war alles so unfair?
Warum?Ich verkrampfte meine Finger ineinander und versuchte leise murmelnd das Verlangen danach, mir das Herz aus dem Leib zu reißen, zu unterdrücken. Nach und Nach stürmten mehrere Personen das Zimmer. Das Zimmer, das ich nach diesem Vorfall nie mehr betreten wollte. Ich würde auch nicht einen Fuß aus diesem Bett setzten, obwohl ich nichts wie weg wollte. Bestimmt zwangen sie mich die Leichen zu sehen.
Oh Gott, sie waren tot.
"Wir holen ihnen Hilfe" schlug der Polizist vor. "Holt einen Seelsorger" rief er kurz darauf, was mich ungemein erschreckte.
Wie es wohl geschehen ist?
Mord?
Überfall?
Unfall?Caleb sank auf die Knie und säuselte, soetwas wie:" Sind sie tot, bin ich es auch"
Wenn es euch gefallen hat, könnt ihr mir das gerne in den Kommentaren sagen😍❤
Das nächste Kapitel wird dann ein Flashback (So eine Art Rückblick)😏💞Schreibt mir doch am Ende des Buches bitte eure Meinungen, die interessieren mich nämlich😊
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Betrayal
Mystery / Thriller"Der Mensch ist kein Mensch, wenn er aufgibt zu kämpfen." Harriet Thompson, erst siebzehn und schon ist ein Typ hinter ihr her, der alles für sie tun würde und dem sie blind vertraut. Nach dem Tod ihrer Eltern sind ihr Bruder und sie auf sich allein...