Kapitel 29 | Die Dinnerparty

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Doch Terry dachte nicht im Geringsten daran zu verschwinden, geschweige denn mir zu antworten.
Eingeschnappt versuchte ich Löcher in die Tischdecke zu brennen, während Marie mit einem riesen Topf herankam.

Und als würde sie Augen im Rücken haben, hielt sie inne und warf einen forschenden Blick zu mir herüber.
Diese Frau war genial, aber das störte mich.

Tonlos stellte Marie alles ab und nahm am Ende des Tisches langsam Platz. Nervös kaute ich auf der Innenseite meiner Wange herum und sah Peter gegenüber mir an, der mich ebenfalls anblickte.

"Ich hab absichtlich noch nicht viel darüber geredet" sagte meine Tante dann ruhig und jeder nickte, vor allem mein Ex Freund.
"Das verstehe ich wirklich" schleimte er lächelnd und ich war wieder kurz davor, ihm etwas anzutun.
Doch mein gutes Wesen in mir behielt die Oberhand.

"Am Liebsten reden wir nie darüber" meinte Caleb zischend.
"Morgen wollen euch die Polizisten auf dem Revier sehen, ich begleite euch selbstverständlich" Mit einem betrübten Ausdruck musterte ich mein Essen vor mir. "Warum?" fragte ich. "Es geht höchstwahrscheinlich über den Tod unserer Eltern" antwortete Mein Bruder für meine Tante.

"Was du nicht sagst brummte ich und formte meine Augen zu Schlitzen.
Das war mir klar, aber mein Bruder musste ja jede Chance nutzen, um mich als komplette Hirnlose darzustellen oder was genau wollte er damit erreichen? Lustig sein?

Terry stocherte auf seinem Teller herum, seine Gabel kratzte gegen Die Porzellan Oberfläche und ich schluckte gerzeizt.

Er konnte einfach nicht essen.
Sein Teller war immer noch randvoll und ich befürchtete etwas.

"Schön habt ihr es hier" erwiderte er fröhlich und ich hob meinen Kopf leicht an. "Die Bilder da"
Terry nickte der Wand zu, auf der einige Familienbilder hingen.
Wie konnte er nur?

Wütend legte ich meine Gabel neben mein Teller ab und blickte in die Runde. Ehe ich etwas sagen konnte und hätte mich Terry reden lassen, dann wäre ich wahrscheinlich etwas ausfallend geworden.
Nein, er musste mir dreinreden.

"Tut mir Leid" log er und ich stellte mir sein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen vor. "Lass es" forderte ich nur leise und kassierte wieder böse Blicke, doch das war mir gleichgültig.

"Wieso bist du eigentlich mit Harriet befreundet?" kam es von Peter sehr unerwartet. "Ich...-" Mein Ex Freund presste sich einen Finger an die Kehle. "Wir kennen uns schon ewig, warum wäre das wichtig?" "Scheint so, als wärst du hier nicht erwünscht" meinte mein Gegenüber und ich wusste: Peter hatte mich eindeutig als Fan gewonnen!

"Ich verstehe den Zusammenhang nicht" behauptete Terry irritiert und ich musterte sein Seiten profil, er konnte unschuldig wirken...
Ja, das hatte er drauf.
"Peter" mahnte Caleb seinen Freund und warf Terry ein flüchtiges Lächeln zu. "Peter hat rech-" "Bitte" bat Marie mich plötzlich mit schwacher Stimme. "Seid nicht so egoistisch und streitet jetzt."

Sie hatte ja schuld daran!
"Ich wollte doch nur, dass ihr euch gegenseitig trösten könnt. Dass wir sozusagen ein Essen des Gedenkens machen, versteht ihr das nicht?"
"Nein" musste ich zugeben.
"Das tue ich nicht"

Anscheinend war Marie sprachlos geworden oder sah keinen Sinn darin, jetzt mit mir zu diskutieren, weshalb sie meine Aussage einfach aus blendete.
Das konnte ja toll werden.
Sie war erst drei Stunden hier, sollte wahrscheinlich für einige Jahre unser Vormund bleiben und machte mich jetzt schon rasend.

Ein Stich fuhr durch mein Herz und meine Gedanken schweifen zu meinen armen Eltern.
Wären sie nur hier, dann wäre unsere Tante in ihrem dummen Florida!

"Die Bilder da"
Ich warf einen kurzen Blick auf die Erinnerungen an der Wand, während Terry meinem Blick folgte, ich konnte es genau im Augenwinkel erkennen.
War er jetzt zufrieden?
Wollte er mich fertig machen, genau wie ich ihn?

"Könnte mir mal jemand bitte das Badezimmer zeigen?" unterbrach seine Stimme meine Gedanken.
Meine Lippen verließ ein leises Auflachen und ich dachte:
Er könnte mir ein Messer in den Bauch rammen und ich würde nicht mit einem Wort auf seine Frage eingehen, niemals.

"Harriet kann es dir zeigen" schlug meine Tante vor und ihr Ausdruck schien Erwartungsvoll.
Wartete sie bis ich an einem Nervenzusammenbruch leidete?
"Caleb weiß den Weg auch" sagte ich harsch und stopfte mir wütend Nudeln in den Mund.

Ihr Essen war miserabel, passte ja perfekt zu ihr...

Mein Bruder war schon dabei aufzustehen, jedoch sträubte sich mein Ex Freund dagegen und verzog unzufrieden sein Gesicht.
"Danke Caleb, aber ich müsste mit Harriet reden" erklärte er dann und sah mich auf fordernd an.

"Ich will aber nicht" wehrte ich ab und verdrehte Die Augen.
Im Inneren wusste ich genau, dass ich der Situation nicht entkommen konnte. Ich konnte ihm schlecht für immer aus dem Weg gehen, aber jetzt war mir eben nicht Danach mit ihm zu reden.

"Ich bitte dich, stell dich nicht so an"
"Ich stell mich an, wann und wi-"
"Jetzt geh endlich!"
Mein Kopf schoss in Marie's Richtung.
"Schön" rief ich patzig und erhob mich schnell.
Ihr könnt mich alle mal, dachte ich wutentbrannt.

Sobald ich Terry sicher zu unserem Bad gebracht hatte, wollte ich etwas kapputt machen.
Ich war so gereizt, alles war eben kompliziert.

"Tut mir Leid" flüsterte er mir zu und ich wich von seiner Seite.
"Sag einfach nichts mehr" murrte ich entnervt und war dabei zu gehen.
"Ich wusste nicht, dass ich dich so brauche" sagte er laut, sodass ich ihn auch ja verstand.
Terry's Worte brachten mich zum Nachdenken und das wiederum lies mich mitten auf dem Flur stoppen.

"Ich wusste nicht, dass ein 'Du solltest jetzt gehen' So viel in dir auslöst. Du hasst mich, ich merke es und das stört mich durchaus"
"Denkst du wirklich das interessiert mich jetzt noch?" fragte ich ihn distanziert, immer noch mit dem Rücken zu ihm gewandt.

"Ich hab heute jemanden verloren" "Ich weiß-" "Du brauchst nicht weiterreden!" rief ich. "Du schienst heute zufrieden, Gerade"
Meine Worte brauchten lange, um zu Terry durchzusickern.
"Quatsch! Ich leide doch mit dir"

"Lass mich einfach zu Frieden. Das wäre das Beste" "Aber das kann ich nicht" "Dein Problem" sagte ich wortkarg und wartete noch.
"Ich will noch eine Chance bei dir...Ich weiß jetzt was ich will" erklärte Terry ruhig. "Dich"

BetrayalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt