Kapitel 4 | Der Neue

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Caleb und ein schwarzharriger Junge bogen gerade um die Ecke, als ich schnell herumfuhr und nach einem möglichen Versteck Ausschau hielt.

Zu spät.

"Hey?" rief seine raue Stimme, worauf ich mich gespielt überrascht wendete.
"Harriet?" Sein Ausdruck wurde verwirrt und er joggte auf mich zu.
"Was ist?" raunte ich augenrollend und sortierte noch den Rest des vorherigen Disasters. "Das sollte ich ja wohl fragen" antwortete er skeptisch und warf einen Schulterblick zu dem unbekannten Jungen.

"Wieso bist du nicht da drin?" wollte er wissen und deutete auffällig auf die geschlossene Prüfungstür.
"Weil ich zu Mrs. Cooper geladen wurde" brummte ich kaum verständlich. Ich schämte mich ein klein wenig dafür, auch wenn ich gar nichts angestellt hatte.
"Wegen deiner Noten?" hackte Caleb neugierig nach.
Ich warf ihm böse Blicke zu, nachdem ich gemerkt hatte, dass sein Freund plötzlich hellhörig geworden ist.

Es sollte nicht die ganze Schule wissen, dass ich vielleicht sitzblieb.
Aber nur vielleicht.

"Nein" widersprach ich und zögerte weiterzusprechen.
Der Grund dafür, war Caleb's Abneigung gegenüber Terry.
"Es ging eventuell um Terry" erklärte ich dann, was mein Bruder mit einem verblüfften Augenaufreißen quittierte.
"Aber was machst du eigentlich hier?" Caleb kratzte sich am Nacken und starrte auf den Boden. "Wir hatten vorher ein Spiel, schon vergessen?" gab er entnervt zurück.
"Aber an deinen Ablenlungskünsten musst du noch gewaltig arbeiten"
Während der Schwarzhaarige sich uns näherte, biss ich mir zurückhaltend auf die Lippen.
"Was tust du jetzt?" erkundigte er sich bei mir und sein Blick landete auf meinen unordentlichen Sachen, die ich unter meinen Arm geklemmt hatte. "Cooper hat behauptet, ich darf den Test nachschreiben" entgegnete ich lässig. "Also werde ich nachhause gehen, schätze ich"

Mit einem Nicken drehte er sich in die Richtung des wortlosen Zuhörers und fasste sich kopschüttelnd an seine Stirn.

"Wo sind nur meine Manieren geblieben?" schimpfte er über sich selbst und schob den Jungen näher zu mir heran. Unbehangen breitete sich in mir aus. "Peter, Harriet." Caleb nickte mir zu. "Harriet, Peter"
Peter hatte schöne Augen, so schöne, dass ich seine ausgestreckte Hand gar nicht bemerkt hatte.

"Hi" presste er hervor und spielte mit einem kleinen Lächeln.
"Hi" sagte ich und erwiderte seinen Handschlag, jedoch ohne lächeln.

Ich war immer noch ziemlich sauer
Auf allen und jeden.

Mit unsicheren Gesichtern entfernten wir uns wieder voneinader und ich linste den leeren Gang entlang.

Ich würde einfach wieder zur Schulleitung gehen und sie fragen, ob ich mich für heute entschuldigen lassen könnte.
Der Chemietest dauerte bis 13 Uhr und blöderweise war ich verhindert diese Arbeit mitzuschreiben.
Also was noch tun in der Schule?
Mein Plan war Terry aufzusuchen und herauszufinden was er so auf dem Herzen hatte, es musste ja sehr wichtig sein.

"Also..." meinte Caleb und vergrub seine Hände in seiner Hosentasche.
"Also..." wiederholte ich und klebte mir ein Grinsen auf.
"Also..." wisperte Peter und legte den Kopf in seinen Nacken.

Also war das das Stichwort, jetzt zu gehen?

Peter's Trikot hing ihm noch verschwitzt über seinen Körper und er trug eine schwarze Kappe auf seinem Kopf.

Ich starrte zu viel.

"Ich muss los" erwiderte ich schnell und trottete an den Beiden vorbei.
"Okay, bis dann" sagte Caleb noch.

Es war komisch.
Wieso zittere ich plötzlich?

Nachdem ich in dem Büro von Mrs. Cooper gewesen war, sprintete ich auch schon um punkt 11 A.M aus dem Schuleingang und genoss einmal diese Stille und Verlassenheit.

Sie hatte es erlaubt. Auch wenn ich ein paar Lügen in meine Story einbauen musste, letztendlich hatte sie mich entlassen.

Mir schwirrte immernoch die seltsame Begegnung mit Peter im Kopf herum, als ich die Straßen bis zu Terry's Haus zu Fuß bestritt.

Er war schon echt scharf, im Gegensatz zu Caleb.
Okay? Hallo Harriet? Seit wann denkst du so über Typen?
Vor allem über Caleb's Freunde?

Ich schob meine Gedanken beiseite und zwang mich zu klingeln.
Terry öffnete schwungvoll die Tür und seine Augen weiteten sich schlagartig, als er mich erblickt hatte.

"Hi" sagte ich. "Stimmt was nicht?"
"Nein" wehrte er ab. "Alles gut"
Er sprang mit einem Satz zur Seite und bat mich mit einem Lächeln herein.

Sein Flur, den er normalerweise immer ordentlich hielt, war heute überhäuft mit Sachen. Überall lagen Dinge über Dinge am Boden.
"Ich wollte eigentlich noch aufräumen" erklärte er mir peinlich berührt und lotzte mich in sein naheliegendes Wohnzimmer, das besser aussah.

"Kein Problem" versuchte ich ihn zu beruhigen und bahnte mir meinen Weg hin zum Sofa, auf dem gerne saß. "Wieso kommst du so früh?" wollte er wissen, als ich mich genüsslich gegen die Couch lehnte. "Heute war doch der Chemietest und du Idiot" Ich machte eine kurze Pause und warf Terry böse Blicke zu. "Hast alles versaut" "Hey" protestierte er und verschränkte seine Arme ineinander.
"Nichts hey" Ich lächelte ihn schelmisch an. "Sei froh, dass du schwänzen darfst" meinte Terry. "Dank mir" "Jetzt sag schon" forderte ich und kreutzte meine Finger übereinander. "Was ist denn so wichtig?"

Terry lies sich behaglich auf die Sessellehne sinken und sah mich misstrauisch an.

"Willst du was trinken?" fragte er dann lachend und ich fletschte die Zähne. "Schon gut, schon gut" beruhigte er mich und hob seine Hände.

"Es gibt um deinen Dad" erklärte er kühl. "Ist das Ern-" "Lass mich ausreden" sagte er bestimmt und langsam. "Du hast eine Pause gemacht und überhaupt lässt du mich auch nie ausreden" murrte ich und blickte beleidigt an die Wand. "Jetzt spiel hier nicht das kleine Kind" spottete er mit hochgezogener Augenbraue. "Dann spiel du nicht den Erwachsenen" meckerte ich zurück, worauf er schmunzeln musste. "Schön, ist die Diskussion jetzt zu ende?" erkundigte er sich gespielt nett und faltete ungeduldig seine Hände.
"Nur weil ich neugierig bin" zischte ich.

"Also es geht um deinen Dad, wie bereits schon erwähnt" fuhr er fort und musterte mich mit strengem Blick, damit ich ja nicht wieder meinen Mund aufreißen konnte.
"Und ich wollte dir eigentlich nur eins sagen" Er zögerte. "Ähm ja, wie soll ich das nur formulieren?"
Es war schwer meinen Mund zu halten, vorallem weil er die Gewohnheit pflegte, immer um den heißen Brei herumzureden.
"Du machst mich verrückt" erwiderte ich und er blickte mich verzweifelt an. "Weißt du was?" rief er plötzlich und klatschte in die Hände. "Du bleibst die nächsten Tage hier"
Als wäre es eine beschlossene Sache, erhob er sich und wollte gehen. "Was?" rief ich ihm empört hinterher.
"Du sagtest, dass mein Dad dir einen Job sucht" "Hab ich das?" wollte er laut wissen. "Terry" nörgelte ich wütend. "Ja, okay geh nachhause und lass es dir von deinem Dad sagen"
Terry erschien im Türrahmen. "Sag mal, hast du sie noch alle?" rief ich aufgebracht. "Ich dachte, es wäre etwas wichtiges. Ich hab verdammt nochmal einen Test verpasst und jetzt das hier?"

Augenrollend stemmte er einen Fuß gegen die Tür, während ich aufgewühlt aufsprang und auf ihn zu schnellte.

"Hör zu" bat er seufzend und versperrte den Weg nach draußen.
"Ja, ich bin echt ein Idiot, aber... Ich habe dich hergeholt um.." Unsicher fuhr er sich mit den Händen durch sein Gesicht und starrte mich mit grübelndem Ausdruck an.
"Um was?" hackte ich nach und legte meinen Kopf schief, als er sich plötzlich nach vorn beugte und seine Lippen auf meinen landeten.
"Um das zu tun" ....

Oh my God!?😏❤ Hoffe ihr seid geschockt und gespannt auf das nächste Kapitel hehe😱❤

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