Kapitel 48 | Es ist Zeit für unschöne Dinge

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Nach einer langen Zeit, nachdem ich Peter rausgeworfen hatte, lies sich Marie im Schlepptau mit Caleb endlich wieder blicken.

Lächelnd stand ich vor ihnen, als die Beiden gerade Tacobell Tüten in den Gang schleppten und mir zur Begrüßung auch eine entgegen drückten.

"Da seid ihr ja" erwiderte ich standardmäßig und folgte ihnen dicht in unser kleines Esszimmer, auch bekannt als Kücheninsel.
"Tut mir Leid, dass es so spät geworden Ist, Schätzchen" meinte Tante Marie entschuldigend und warf den Belast einfach auf die Anrichte.

Ich schenkte Meinem Bruder keine Aufmerksamkeit und schnappte mir schnell mein Abendessen.
"Hast du mit Peter geredet?" wollte meine Tante wissen, ehe ich in mein Zimmer verschwinden konnte.
"Mhm" brummte ich verlegen und drückte meine TacoBells gegen meinen Oberschenkel.

"Hach, weißt du" begann sie träumend und ich wusste, dass sie mich gleich um einen Gefallen bat.
"Ich hab gerade mit Caleb gesprochen und ihr könnt gleich nach dem Essen anfangen das Zimmer eurer Eltern auszuräumen"

Wie konnte ich meine auffallende Kinnlade verstecken?

"Damit das getan ist. Eure Psychologin meint, dass ist ein guter Anfang und ein guter Anfang bringt hoffentlich ein plausibles Ende dieser ganzen Geschichte. Keine Widerrede, ihr könnt auch erst klein anfangen"

Inwiefern war sie dazu befugt, keine Widerrede zu sagen?
Ich hatte ein Recht auf Widerspruch!

"Komm einfach" nörgelte mein Bruder und zerrte mich mit sich nach oben ins erste Stockwerk.
"So ein Mist!" schimpfte ich entrüstet und riss mich von Caleb los.
"Nichts dergleichen tu ich"

Wir befanden uns jedoch schon vor dem Schlafzimmer unserer Eltern und ich senkte automatisch meine Stimme.

"Ich will das nicht mit dir machen" gestand ich verbissen und blickte sehnsüchtig in meine Tüte voll Essen.
"Glaubst du ich will?" fauchte Caleb.
"Naja, das Einzige was du willst ist:
Mich einsperren" erinnerte ich ihn leise.
"Verschwinde!" befahl er entnervt und verpasste mir einen Schulterstupser.
"Nichts lieber als das" knurrte ich und rannte in mein Zimmer.

Idiot!, dachte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Der konnte selbst das Zimmer ausräumen, es interessierte mich nicht.

-

Caleb P.O.V

"Blöde Kuh" flüsterte ich in mich hinein und umklammerte Mom und Dad's Türgriff.

Es war, als würde mich negative Energie durchströmen und ich wich schlagartig zurück.

"Was zur Höl...-?"
Schluckend startete ich einen weiteren Versuch und bemerkte, dass die Tür verschlossen war.

Was sollte das nun wieder?

Aufeinmal vernahm ich Schritte, die nur von Marie stammen konnten.
Ich wandte mich ihr unsicher zu und bemerkte Ihre Zufriedenheit aufgrund ihres Grinsens.

"Was tust du da?" fragte sie trotzdem verwundert und ich dachte, es wäre offensichtlich was ich vorhatte.
"Ich wollte nur schonmal...-"
Ich wurde still, da meine Tante mühelos die besagte Tür ins Schlafzimmer meiner toten Eltern öffnen konnte.

Entgeistert starrte ich sie an.
Ich hätte schwören können, dass die Tür fest verschlossen war.
"Wie?" hörte ich mich leise fragen, doch Marie blendete meine Verwunderung aus und sah sich inziwischen neugierig um.

"Was ist?" wollte Sie dann wissen, als ich es nicht wagte ihr zu folgen.
"Nichts" log ich immernoch etwas durcheinander und betrat vorsichtig den Raum. "Es ist nur so komisch wieder hier zu sein"
Marie nickte mir verständnisvoll zu und lief wieder dem Ausgang zu.

"Dann lass' ich dich jetzt mal allein" sagte sie ruhig und verschwand im Flur.

Ich atmete tief durch und schloss für einige Sekunden bedenklich die Augen. Mein Magen drehte sich buchstäblich um und als ich meine Augen wieder aufschlug, erblickte ich eine Gestalt vor mir.

"Mom?" wisperte ich verängstigt.
Sie saß auf ihrem gewohnten Platz ihres Bettes und fuhr sich langsam durch ihre blonde Mähne.
Ihre Augen, Ihr Ausdruck, Ihre Gesten und das Gefühl, das sie mir vermittelte fühlte sich so echt an, so gewohnt. "Mom"

"Pscht" Kopschüttelnd wandte sie ihren Kopf dem Fenster auf der Ost Seite zu und ihr Blick verfinsterte sich. Das Blut rauschte in meinen Ohren wie das Plätschern eines Baches und ich hielt die Luft an.

"Mein Sohn, gib uns Frieden" jammerte Mutter. "Gib uns Frieden"
Sie wiederholte die Worte so oft und so laut, dass ich drohte mein Gehör zu verlieren. "GIB UNS FRIEDEN!"
Verzweifelt presste ich meine Hände an die Ohren und unterdrückte einen Aufschrei. "Mom, Bitte hör auf!"

Es wurde totenstill und schon stand ich allein im Raum.
Mein Herz hämmerte wild gegen meine Brust und meine Sicht verschwam mit einem Mal.

Was war das?
Ich verlor meinen Verstand.

Ich hatte soviel Angst, dass ich mich nicht bewegen konnte und kurz davor war in Tränen auszubrechen.
Das was ich gesehen hatte, war wahrhaftig meine tote Mutter.

"Caleb?" hörte ich eine Stimme hinter mir. "Nein, geh weg" forderte ich, ohne mich umzudrehen.
"Lass mich in Ruhe, Mom"
"Was redest du da?" rief die Person energisch und ich wusste, dass es nur Harriet sein konnte.

Ich wandte mich ihr zu und überspielte meine Angst.
"Entschuldige, Ich wollte dich nur verarschen" Im gleichen Augenblick durchfuhr mich ein stechender Schmerz und ich stöhnte schmerzerfüllt auf.

"Ich gebe dir ja Frieden!" kreischte ich benommen, da der Schmerz immer unerträglicher wurde.
"Verdammt lass mich in Ruhe!"
Meine Angst verwandelte sich in Wut und ich versuchte alles von mir abzuschütteln.

"Was ist nur los mit dir?" hörte ich jemand Anderen ängstlich brüllen, doch ich konzentrierte mich auf meine Mutter, die mir anscheinend ein Zeichen übermitteln wollte.

"Sag deiner Schwester alles, anders ist es falsch" Ich meinte, Mom's Lippen dicht an meinem Ohr gespürt zu haben und schweißgebadet riss ich meine Augen weit auf.

Der Schmerz flachte ab und die Energien zogen sich endlich zurück.
Wortlos realisierte ich, dass ich mittlerweile von Meiner Schwester und meiner Tante umgeben war.
Beide blickten mich entsetzt an, als hätte ich gerade jemanden das Leben genommen.

Keine Worte konnten das beschreiben, was ich gesehen und gehört hatte und niemand würde mir glauben. Ich spürte meine staubtrockene Kehle und mein rasendes Herz und wollte alles aus mir heraus kotzen.

"Ich ruf sofort bei Dr. Cooper an!" jammerte Marie kopflos und hastete aus dem Zimmer und automatisch bewegten sich Meine Lippen:"Terry nimmt Drogen und lügt dich schon dein ganzes Leben an"

BetrayalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt