Kapitel 20 | Held

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Halb schlafend hockte ich mit gesenktem Kopf auf meinem Platz in unserer hellen Kantine, die fast leer war. Grund dafür, war das Basketball Spiel das heute Mittag draußen auf dem überhitzten Platz stattfand.
Normalerweise hatte ich mich immer darauf gefreut meinen Bruder und seine Freunde anzufeuern, doch heute und die letzten Tage war ich wie ein wandelndes Zombie durch die Welt gelaufen und verbreitete - wo ich nur konnte - schlechte Laune.

"Echt schlimm dich anzusehen" gestand Brooke, die grummelnd gegenüber mir saß. "Danke" nuschelte ich abwesend und lies meinen Kopf auf den Esstisch fallen. "Okay. Eine Trennung ist nicht gerade toll, aber ihr wart doch immerhin nicht lange zusammen. Und zudem ist das Ganze jetzt schon fast fünf Tage her" lies sie mich augenrollend wissen. "Fünf Tage" wiederholte ich. "Als wäre das schon lange genug. Du warst ja schon mit reihenweise Typen zusammen" "Genau" bestätigte mir Brooke lächelnd. "Und deshalb kann ich es dir nicht oft genug sagen : Jungs sind Arsch... Du weißt schon" Abwinkend lehnte sie sich zurück und blickte sehnsüchtig auf die Fensterfront.

"Du willst zum Spiel, ich weiß" brummte ich lustlos und überlegte plötzlich wer denn eigentlich gerade mithören konnte? Die Meisten befanden sich im Freien und hatten Spaß, von dem ich nur träumen konnte.

"Harri, jetzt rappel dich auf und scheiß auf diesen Typ" meinte meine Freundin quängelnd.

Ein Schulterblick bestätigte mir, dass nur eine Hand voll Nerds hinter uns verweilten und mit Lernen beschäftigt waren.

"Damit beweist du ihm nämlich nur, dass er dir fehlt" pflichtete meine weise Freundin bei und hob dabei eine Augenbraue. "Ich dachte es ist völlig egal was er denkt" entgegnete ich leicht verwirrt und blickte Brooke stirnrunzelnd an. "Naja, nicht ganz. Er soll doch nicht sehen, das du leidest. Damit gibst du ihm nur Genugtuung" erklärte sie mir.

Ergab in meinem Kopf keinen Sinn

Ich war nicht mehr zu gebrauchen. Ich konnte weder Denken, noch schlafen noch irgendetwas.
"Peter spielt heute" informierte mich Brooke brummend. "Und?" fragte ich desinteressiert und lies meinen Blick über die leeren Stühle schweifen. "Sag nicht, dass du ihm nicht dabei zu sehen willst" "Du widersprichst dir die ganze Zeit selbst, fällt dir das überhaupt auf?" Brooke schüttelte den Kopf. "Jungs sind Arschlöcher, ja. Aber Peter ist anders" rechtfertigte sie sich schnell bei mir. "Date ihn doch" schlug ich ihr trocken vor. "Ich hab's versucht, echt" jammerte sie. "Kein Interesse, verstehst du das?"

"Wenn du ihn genauso nervst wie mich gerade, dann Ja!" nörgelte ich augenrollend und ignorierte Brooke's Augen, die sich gerade zu Schlitzen formten. "Wow, du scheiß Realist" beschwerte sich meine Freundin leise. "Okay. Wenn ich jetzt nachgebe und mit dir zu dem doofen Spiel gehe. Dann versprichst du mir, nie wieder mit jemanden über Terry zu reden. Das Gleiche gilt auch für Terry"
Brooke's Augen fingen an zu strahlen. "Nichts leichter als das" behauptete sie und schon zog sie mich mühsam ins Freie.

Wir hatten uns den Weg frei gekämpft und uns schließlich zwischen zwei Jungs unseres Biokurses niedergelassen. Brooke streckte ihren Kopf in die Höhe und mir war sofort bewusst, wen sie suchte. "Er ist nicht zu sehen" bedauerte sie leise, nachdem sie entnervt die, durch das wieder Hinsetzen, entstandenen Falten ihres Rockes glatt gestrichen hatte.

Die Köpfte vor uns lagen zu hoch, als dass wir etwas erkennen konnten. Vorallem ich war klar im Nachteil.

"Tolle Idee" zischte ich ihr zu und starrte eingeschnappt auf die Leute vor uns. Im Augenwinkel konnte ich erkennen, wie Brooke sich wieder ein wenig nach oben streckte und dann einen entnervten Seufzer ausstieß.

Während ich mir die Rücken der Leute anschaute, da ich wirklich in verzweifelten Langeweile steckte, vernahm ich die schüchternen Worte des Jungen neben meiner Freundin. "Hey, hast du eventuell -" Ich drehte meinen Kopf in deren Richtung und grinste amüsiert. "Nächstes Wochenende Zeit?" fuhr der Braunhaarige fort, ohne sich von meinem Lachen beirren zu lassen. "Nächstes Wochende klingt echt gut" antwortete Brooke. "Aber da kann ich nicht" "Übernächstes?" Sie verneinte mit einem Kopfschütteln und als er erneut seinen Mund öffnete, kam das, was immer von einer genervten Brooke kam.

"Weißt du, ich versuche dir gerade zu vermitteln, dass ich kein Interesse habe. Wie deutlich willst es denn noch?" murrte sie und kurz darauf schnappte ihr Kopf zu mir. "Hauen wir" sagte sie trocken und erhob sich.

Wieso hatte sie den Typ denn jetzt so eiskalt abblitzen lassen?
Er sah ganz nett aus und jetzt war er verunsichert und sprach mit Sicherheit nicht mehr so schnell ein wild fremdes Mädchen an.

"Du bist echt fies" bemerkte ich, versu ken in meinem Gedankengang. Nachdem meine Freundin ihren Fuß auf die freie Wiese gesetzt hatte, wandte sie sich kurz zu mir um. "Dir höre ich schon gar nicht mehr zu" meinte sie herablassend und blickte wieder zufrieden geradeaus. "Sehr nett" knurrte ich leise. "Die Trennung und der ganze Mist, das verändert einen Menschen" erklärte sie lautstark, da sie einige Meter vor mir den Weg entlang schnellte.

Schnell hastete ich auf sie zu und bohrte meinen Ellbogen in ihre Seite. "Es soll nicht die ganze Schule wissen" murmelte ich gereizt und äugte nach links und rechts. "Reg dich ab" forderte Brooke lässig. "Ich bin ruhig. Dass du dich immer besonders gut findest, nachdem dich ein Junge angesprochen hat" Sie blieb stumm. "Dabei sah er so nett aus. Du hast ihn grundlos abgewiesen und willst mir vorwerfen, warum ich denn rum renne wie ein Häufchen Elend? Das kommt davon, dass du nicht weißt was 'Trennung' bedeutet" Es sprudelte nur so aus mir heraus. "Sicher, hast du mit jedem deiner bisherigen Freunde Schluss gemacht"

Brooke's Augen strahlten Spott aus und im nächsten Moment verzog sie ihre Lippen. Bevor ihre scharfen Worte nur so aus ihrem Mund flogen konnten, berührte mich etwas am Rücken.

Ohne lang nachzudenken drehte ich mich um und starrte direkt in Terry's verzweifelten Augen. "Einen Moment" bat er wie aus der Pistole geschossen und ich hörte wie Brooke sich aus dem Staub machte.

Verdammte Tussi.

"Vergiss es" fauchte ich und spürte, dass mein Zorn stieg, je länger ich diesen Idioten anblicken musste. "Ich kann dich verstehen..-" "Wenn hier keine Leute wären, würde ich dir wahrscheinlich...-" drohte ich ihm, doch schon sprang jemand neben mich und lachte laut auf.

"Oh" erwiderte Peter belustigt, als er Terry's dunkle Miene entdeckt hatte. "Störe ich etwa?" "Ganz und gar nicht" sagte ich monoton, während meine Augen immernoch auf dem vermeintlichen Herzensbrecher vor mir hafteten. "Caleb meinte, es wäre dringend und er braucht dich jetzt" erklärte Peter sein plötzliches Erscheinen. "Aber Caleb spielt noch auf dem Feld" widersprach Terry kurz darauf. "Tja, das ist richtig" lachte Peter. "Aber er hat es mir trotzdem gesagt, also entschuldige uns" Tonlos entfernten wir uns von Terry, dem ich seine Wut ansehen konnte.

Aber was sollte es?
Terry war Geschichte für immer.

BetrayalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt