Kapitel 45 | Die sexy, böse Seite

18 2 0
                                    

"Wenn das so ist, dann heben wir die Strafe auf" sagte Marie lächelnd, nachdem ich ihr alles erzählt hatte was ich noch wusste. "Danke" murmelte ich, während ich mir meine Tasse an die Lippen ansetzte.
Jemand trottete laut die Treppe hinunter und ich wusste, dass es Caleb gewesen sein musste.

"Ich bin dann mal weg!" rief mein Bruder und ehe unsere Tante nicken konnte, fiel die Haustür ins Schloss und ich rollte verständnislos meine Augen.
"Ihr könnt doch nicht immer streiten" räumte Marie kopfschüttelnd ein.
"Er ist schuld" "Es sind immer zwei daran beteiligt" Instinktiv wollte ich seufzen oder 'Pff' brummen, aber ich verkniff es mir.
Meine Tante vergrub verzweifelt ihr Gesicht in ihren Händen und mich überkam ein ungutes Gefühl, als ich sie nachdenklich dabei musterte.

"Hör zu" begann ich seufzend.
"Ich wollte wirklich nicht die Kontrolle über mich verlieren, das Einzige was ich wollte, war Spaß haben. Das war das Erste und das Letzte mal, versprochen!"
"Ist gut, Harriet" meinte Marie und lächelte mich verständnisvoll an.
"Ich vertraue dir weiterhin, deshalb darfst du das Haus wieder verlassen"
"Danke, dass du hier bist! Marie wirklich, ohne dich wären wir wohl Nichts mehr"

Diese Worte entlockten ihr fast eine Freudensträne und ich wusste jetzt, dass wir mit Tante Marie zwar keinen besonders guten Start hatten, aber dennoch brauchten wir sie.
Sie war noch da und blieb hoffentlich auch lang genug.

"Ich will das Thema eigentlich nicht gern ansprechen" erwiderte sie und starrte geknickt auf die Kücheninsel.
"Aber ich kann es nicht ewig verschieben, also es gibt um die Beerdigung" Ich nickte ruckartig.
"Ich schätze es wäre das Beste, wenn wir sie noch ein Paar Wochen aufschieben"
Wusste Marie schon von dem Verdacht, den uns die Polizei mitgeteilt hatte?

"Ist gut" sagte ich wortkarg und schluckte schwer.
"Wir können die Einladungen nächstes Wochenende zusammen gestalten, hast du Lust?"
Nein, Lust hatte ich überhaupt nicht, Ich wollte das Thema wie gewöhnlich verdrängen und wie gewöhnlich durchkreuzte jemand meine Pläne.
"Und übermorgen habt ihr einen neuen Termin bei eurer Therapeutin."

"Was? Warum denn?" wollte ich überrascht wissen und unsere Blicke trafen sich. "Sie hat angerufen und es schadet euch nicht. Vertrauen ist zwar gut, aber Nachsicht ist bessser, deshalb begleite ich euch" "Na schön" druckste ich säuerlich und konnte mir jetzt schon ausmalen, wie Caleb darauf reagieren würde.
"Aber du sagst es Caleb" "Gern"
"Dann geh ich jetzt mal spazieren" sagte ich scheinheilig und schlüpfte aus der Küche.

"Wohin gehst du genau?" hackte sie voller Neugierde nach und rannte hinter mir her. "Zu Terry" sagte ich ehrlich grinsend, da ich wusste Tante Marie mochte ihn, warum genau?
Fragt mich nicht nach Erwachsenen Denkweisen, wer verstand schon die alten Leute?
"Ihr seid wieder gut aufeinander zu sprechen?" wollte sie erschrocken wissen. Nickend schlich ich weiter zu unserer Haustür. "Sei nicht zu spät zuhaus" mahnte Marie und ich nickte erneut überzeugt.

Terry's Tür öffnete sich schwungvoll und er blickte mir aufgewühlt entgegen. Jedes Mal, wenn ich unangekündigt bei ihm reinschneite, wollte er mich einfach nicht eintreten lassen. "Hi" erwiderte ich freundlich und stemmte meine Hände gegen den Türrahmen. "Hey" sagte er gequält lächelnd und kratzte sich am Hinterkopf. "Was tust du?" fragte ich einfach gerade heraus, weil es mich ausnahmsweise wirklich interessierte.

"Nichts, gut dass du da bist"
"Tut mir echt Leid wegen gestern" sagte ich betroffen, während mich Terry in sein Haus lotzte. "Ich weiß zwar nicht mehr viel, aber Caleb hat mir auf die Sprünge geholfen"
"Er muss wirklich sauer sein" befürchtete mein Freund und öffnete die Tür in sein Wohnzimmer.
"Der kann mich wirklich mal! Scheiß auf seine Meinung, glaub mir das ist ganz einfach"

Terry setzte sich auf sein beiges Sofa und musterte mich grinsend.
"Du hast Recht. Weißt du, ich hielt deinen Bruder schon immer für den größten Vollidioten, den es in Seattle gibt" gestand er mir, woraufhin ich schelmisch lächeln musste.
"Diese Seite kenn ich gar nicht von dir" stellte ich fest und kletterte auf seinen Schoß. "Du bist sexy, wenn du böse bist" "Böse?" wiederholte Terry lachend und umschlang meinen Körper. "Soll ich dir wirklich meine böse Seite zeigen?"

"Oh nein, hab Gnade mit mir" jammerte ich gespielt und lachte anschließend laut auf.
Terry schmunzelte und ich griff ruckartig nach seinem Kragen.
"Obwohl" räumte ich flüsternd ein. "Zeig sie mir!" Seine Augen blitzten auf und schon wirbelte er mich in der Luft umher, als wäre ich federleicht.
"Hast du Glück, dass ich heute kein Kleid anhabe" meinte ich drohend, nachdem wir uns auf die Couch gelegen hatten und uns jetzt nur ansahen.

"Mh" grunzte Terry nachdenklich und ich strich ihm seine Haare nach meinem Geschmack zurecht.
"Jetzt mal ehrlich, Harri"
Oh, na schön. Jetzt wurde es wieder ernst. "Was war gestern?"
Gedankenversunken spielte ich mit seinen Haarsträhnen und überhörte seine Frage fließend.
"Harri" "Ich sagte doch bereits : Ich kann mich an nichts mehr erinnern"
"Das heißt du hattest einen Rausch" schlussfolgerte Terry logisch und ich nickte zögernd. Seine Augen hafteten auf meinen und sein vielsagender Blick löste Unbehagen in mir aus.

"Und was sagst dir der Name Peter King?" bohrte mein Freund geschickt nach und ich legte meinen Kopf schief. "Ja, ich war mit ihm dort. Wir sind nur Freunde" "Warum hast du mich dann belogen?" "Warum waren wir noch nie in deinem Zimmer?" fragte ich, um abzulenken und doch klang es nach einer plausiblen Frage.
Denn ich hatte sein Zimmer tatsächlich noch nicht betreten.

"Du sagtest du wärst krank. Ich hab mir Sorgen gemacht und dann wollte ich dir eine Freude mit meinem Besuch machen und was ist? Ich werde von Caleb alias deinem blöden Bruder rausgeschmissen" "Sowas liegt eben in der Natur der Arschlöcher" behauptete ich und schmunzelte ansatzweise über meine zynische Bemerkung, die Terry alias Nervensäge nicht als komisch empfand. "Ich finde das hier nicht witzig"

"Ich weiß nicht, was du willst" murrte ich offen. "Ich hab Peter nicht mal berührt und einen Rausch kann sich jeder mal leisten. Immerhin sind fast alle meine Gehirnzellen noch in Betrieb, das reicht für die Standards in der Highschool" Stirnrunzelnd lehnte sich Terry zurück. "Und für's College" "Okay, okay!" erwiderte er gereizt. "Das einzige was mich stört ist, dass du gelogen hast. Warum? Ich meine, wenn nichts zwischen Peter und dir läuft, kannst du es mir doch sagen"

"Ich dachte, du reagierst über oder sowas" "Du dachtest, aber du wusstest es nicht" pflichtete er mir bei. "Deine böse Seite gefällt mir besser!"

Zur Erinnerung: Diese Geschichte ist ausgedacht. Ich schreibe zwar so Realitätsbezogen wie nur möglich, jedoch stimmt nicht alles.

Ich weiß nicht alles über Drogen, Psychologie und Kriminalfälle, aber ich tu einfach so und versuche euch zu unterhalten!😋🌷
Also glaubt mir bitte nicht alles😂

BetrayalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt