"Na Sunny, wie geht's?" Er schwingt sich über den Tisch und lässt sich neben mir auf seinen Stuhl fallen. Ich antworte absichtlich nicht, denn ehrlichgesagt bin ich schlecht drauf und ich möchte meine Gefühle nicht überstrapazieren. "Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden.." Erneut antworte ich nicht. Ich spüre jedoch seinen Blick auf mir und der macht es mir sehr schwer, mich auf die Beschriftung der einzelnen Abteile in der Mappe zu konzentrieren. "Warum schaust du mich ständig an?", gehe ich ihn also an und drehe meinen Kopf in seine Richtung. "Du bist schön.",sagt er mit viel zu sanfter Stimme. Würg! "Du kannst dich mit deinem Macho-Gehabe gerne verpissen und andere nerven. "Warum bist du eigentlich so abweisend?" Zum Glück kommt im selben Moment Grace in die Klasse. Auf die Frage hätte ich keine gute Lüge antworten können, also bin ich ihr dafür mehr als dankbar. Ich drehe mich zu ihr und quatsche so lange mit ihr, bis es läutet und der Unterricht anfängt. In Geschichte sehen wir uns einen Film über die Römer an, allerdings interessiert mich das ungefähr genauso viel wie Omas beim Einkaufen zuzusehen also spiele ich Sudoku. Erneut. "Ich heiße übrigens Ryan." Bereits zum zweiten Mal in dieser Stunde drehe ich mich zu ihm um und funkle ihn böse an. "Und wen hat das jetzt interessiert?" "Ach komm schon Sunny, ich weiß genau dass du dich total zu mir hingezogen fühlst!" "Wer's glaubt..." Mehr antworte ich darauf nicht, das ist es mir nicht wert.Zu Mittag gehe ich gemeinsam mit Grace in die Cafeteria und zu meinem Bedauern ist diese komplett voll. Nicht, dass ich etwas gegen Menschenmassen hätte, es ist nur so, dass sie mich stressen. Und angenehm ist eindeutig ein anderer Zustand. "Wollen wir nicht vielleicht doch zum Supermarkt gehen und uns dort was kaufen?" "Heute gibt's aber Spinatravioli!" Das ist Grace' Lieblingsessen und ich bekomme einen Würgereiz wenn ich nur das Wort höre. "Na gut.." Bei dieser Menschenmenge ist mir jedoch der Appetit vergangen, also setze ich mich schon mal an einen freien Tisch ziemlich am Ende des Raumes. Nach nur wenigen Sekunden setzt sich Grace zu mir und durch ihre frühe Ankunft schrecke ich hoch. Entschuldigung, ich muss mich verbessern: durch seine Ankunft. "Warum sitzt du hier so allein?", fragt mich Ryan. Allerdings nicht so, als ob es ihn wirklich interessieren würde, sondern so, als würde er sich über mich lustig machen. "Ich warte auf meine Verabredung!", platzt es ohne nachzudenken aus mir heraus. "Hier ist sie", erwidert er darauf und zeigt auf sich selbst. "Du bist unmöglich!" "Und du wunderschön." "Das hast du heute schon gesagt!" "Meinte ich auch so!", haucht er mir beim Vorbeigehen zu und verschwindet dann aus meinem Blickfeld. Dieser Typ bringt mich vollkommen um den Verstand! Allerdings nicht im positiven Sinne.
Als ich kurz nach 13 Uhr zu Hause bin ist meine Mutter schon wieder zurück von der Arbeit. "Na Mäuschen, wie war dein Tag?" "Ganz okay." Sie stellt die Gießkanne weg, mit der sie gerade unsere Topfpflanzen gegossen hatte und kommt zu mir. "Ich dachte mir, wir könnten vielleicht was Essen gehen? Wie wär's mit Sushi?" Essen gehen mit meiner Mutter klingt zwar weniger verlockend, Sushi allerdings schon, also muss ich darauf eingehen. "Ich möchte mich nur kurz frisch machen gehen." Das bedeutet soviel wie Tampon wechseln. War ja klar, dass ich eines dieser Opfer bin, die ausgerechnet in der ersten Schulwoche ihre Tage bekommt. Liebe Grüße an dieser Stelle an meinen Zyklus und meine Gebärmutter.
Die Autofahrt verläuft nicht ganz so still, wie ich es gerne gehabt hätte, denn Mum versucht immer wieder ein Gespräch aufzubauen, das ich ohne viel Mühe jedes Mal ablehne. Beim Chinesen ist nicht allzu viel los, das erheitert sofort meine Stimmung und wir suchen uns einen netten Tisch an einem Fenster. Das Lokal ist in einem Hochhaus im 12. Stock, dadurch kann man auf die Stadt herab sehen und der Ausblick ist mehr als traumhaft! Ich bestelle mir 2 verschiedene Sushis und 3 verschiedene Sorten von Makis. Bei der Bestellung meiner Mutter höre ich nicht richtig zu, denn ich bin zu sehr mit dem Hinterkopf eines jungen Mannes beschäftigt der an mir vorbei geht. Kurz darauf setzen sich er und seine Begleitung 3 Tische von uns entfernt hin. Er sieht in meine Richtung und jetzt kann ich sein Gesicht sehen. Ryan. Danke Schicksal für diese Überraschung! Als er mich sieht beginnt er zu grinsen und ich sehe sofort aus dem Fenster. Vor meiner Mutter ist mir diese Situation mehr als peinlich, und ich bin heilfroh, dass sie ihn nicht sehen kann. Leider erwische ich mich mehrere Male dabei, wie ich Ryan ansehe. Noch dazu bleibt es mir nicht erspart, dass auch er mich die Ganze Zeit über anstarrt und mir sogar gelegentlich zuzwinkert. Automatisch schüttle ich dabei den Kopf. "Was ist da?", fragt meine Mutter und dreht sich um. Ryan, so charmant wie er ist, winkt meiner Mutter zu, was sie fröhlich erwidert. "Wer ist denn dieser nette Kerl?" "Erstens ist er ganz und gar nicht nett und zweitens kenne ich ihn nicht wirklich, er ist nur mein Sitznachbar in der Schule." "Das sieht aber anders aus..", sie dreht sich nochmal zu ihm um und wendet sich dann wieder mir zu. "Er sieht dich die ganze Zeit an, das bemerke ich!" Genau, weil sie ja Augen auf dem Rücken hat. "Können wir bitte von etwas Anderem reden?" Zum Glück erzählt mir Mum dann von meinem Bruder, der uns am Wochenende besuchen kommt und ein weiteres Thema brauchen wir gar nicht mehr anschneiden, denn dann kommt schon das Essen und währenddessen schweigen wir. Als wir fertig sind besteht Mum noch darauf, mit mir einen alkoholfreien Cocktail zu trinken. Ich hätte zwar gut darauf verzichten können, aber wenn wir schon hier waren willigte ich ein. Gerade als ich nach einem Schluck das Glas absetzte kam Ryan an mir vorbei. "Wir sehen uns morgen in der Schule Sunny!", erneut zwinkert er mir zu und sobald er, sowie seine blonde große schlanke Freundin außer Reichweite sind, fängt Mum wieder an mich auszufragen. "Sunny? Warum nennt er dich so? Und er hat dir zugezwinkert!" "Er hat dich nicht gegrüßt, also warum bist du so glücklich?" "Der hatte doch gar keine Zeit dafür, er war viel zu sehr damit beschäftigt dich zu bewundern!"
Als ich am nächsten Tag in die Klasse komme ist Grace bereits da, allerdings freue ich mich nicht so sehr, wie ich es sollte. Ryan sitzt bereits auf seinem Platz und gafft mich bescheuert an. "Hast du deiner Mutter schon von mir erzählt?" "Warum sollte ich?" "Sie hat zweimal zu mir gesehen und dann mit dir geredet, ich bin doch nicht blöd Sunny." "Deine blonde Freundin sieht allerdings so aus!" "Freundin?" Er muss lachen, verdammt. "Deine Begleitung gestern?" "Falls du jetzt den ganzen Abend geweint hast, weil du dachtest ich hätte eine Freundin dann kann ich dich jetzt aufheitern, denn sie ist nur meine Schwester. Also kein Grund zur Panik Sunny, Ich gehöre nur dir!" Und wieder zwinkert er mir zu.
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unexpected Love
RomanceMadison hat eine schlimme Vergangenheit, welche sie geprägt hat. Aus Schutz hat sie sich imaginäre Mauern gebaut, um die Leute auf Abstand zu halten. Doch als Ryan in ihr Leben kommt, kommt alles anders als geplant und ihre hart erkämpften Mauern dr...