chapter 82

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"Die Wohnung ist wirklich schön!", meint nach kurzem meine Mutter an Cole gewandt. "Vielen Dank. Wollen Sie etwas trinken?" "Ach, du kannst mich duzen! Und nein danke, ich werde nicht lange bleiben." Manchmal bin ich echt dankbar, dass meine Mutter ein so liebevoller Mensch ist. Kurz herrscht Stille, meine Mutter lässt weiterhin den Blick über die Wohnung schweife, ich stelle die Tasche ab und Cole macht was auch immer. "Dir scheint es den Umständen entsprechend recht gut zu gehen", stellt sie fest und lächelt mich aufmunternd an. "Ja es geht. Wenn ich allein bin ist es noch recht schmerzhaft aber Cole ist ja die meiste Zeit da"; gestehe ich und auch er wirft mir einen beinahe stolzen Blick zu. "Das freut mich. Ich muss dann sowieso wieder los, melde dich und gib mir bescheid wann du wieder nach Hause kommst!" Cole begleitet sie zur Tür und ich sehe, wie sie ihm eine Hand auf die Schulter legt und etwas sagt. "Danke, dass du so ein guter Freund für sie bist. Sie braucht das!", sagt sie etwas leiser, allerdings kann ich es noch hören. Aus welchem Grund auch immer füllen sich meine Augen ein wenig mit Tränen. Keine Ahnung warum ich plötzlich so emotional werde. Sie reden noch kurz weiter, aber ich konzentriere mich nicht mehr auf ihre Unterhaltung, sondern versuche mich wieder zu fangen. 

Die Tür geht zu und ich drehe mich wieder zu Cole, der auf mich zukommt. Er schließt mich in eine innige Umarmung und streicht mir mit einer Hand über das Haar. "Geht es dir wirklich so schlecht wenn ich nicht da bin?", fragt er leise und macht keine Anstalten mich loszulassen. "Es ist noch erträglich. Alles in Ordnung, wirklich!" "Ich kann die nächsten Tage auch zu Hause bleiben, wenn dir das lieber ist", bietet er mir an und ich entschwinde der Umarmung. "Nein. Cole du machst schon so viel für mich, dadurch würde ich mich nur noch viel schlechter fühlen!" Damit sollte ich ihn überzeugen. "Na gut. Aber du kannst mich jeder Zeit anrufen, das weißt du?" Ich setze mich auf die Couch, weil mir das Stehen ein wenig zu anstrengend geworden ist. "Ja Cole ich hab's verstanden, können wir jetzt einen Film anschauen oder so?", frage ich und drehe dabei den Fernseher auf. "Hast du zufällig High School Musical?" Er sieht mich kurz irritiert an, lacht dann und öffnet eine Lade. "Tatsächlich. Meine Ex-Freundin fand das unglaublich toll, deswegen habe ich sie mir während unserer Beziehung zugelegt. Such dir einen aus!" "Bitte was? Habe ich gerade FreundIN gehört?", versuche ich mich zu vergewissern, stehe auf und gehe zur Lade, um mir den 3. Teil auszusuchen. "Du weißt schon, diese Phase jedes schwulen, wo man versucht sich selbst auszutricksen und mit einer Frau zusammen ist." Ich nicke langsam. Hätte ich mir auch denken können. "Ich lege den Film ein und du bist so lieb und machst uns Popcorn ok?" "Maddie wir haben gerade erst gegessen!", er hört sich an wie meine Mutter. "Bitte Cole, ich habe Liebeskummer und muss Frust-essen!" Darauf kann er kein Gegenargument mehr bringen und dreht sich in Richtung Küche.



Der Film ist natürlich wunderbar und ich genieße jede Sekunde. Wie es sich gehört, vergieße ich auch ein paar Tränen. Aber Ryan hat damit nicht wirklich etwas zu tun. 

Auch die nächsten Tage, die ich noch bei Cole verbringe, laufen recht gut. Manchmal bekomme ich zwar einen Heulkrampf in dem mich all meine Gefühle überrumpeln, aber ich muss gestehen, dass es schlimmer sein könnte. Mein bester Freund ist mir dabei eine sehr große Hilfe, denn wenn er da ist fühle ich mich beinahe so, als wäre alles in Ordnung und Ryan hätte mich nie verlassen. Was natürlich vollkommener Bullshit ist. Vormittags lese ich meistens in irgendwelche Bücher hinein und dusche mindestens eine Stunde. Vielleicht sollte ich Cole Geld geben, denn seine Wasserrechnung wird bestimmt das fünffache sein. 

Aber ansonsten geht es mir gut. Mit Cole lache ich sogar ab und zu und generell muss ich nicht wirklich an meinen Ex-Freund denken, da er mich wunderbar ablenkt. Allein dafür sollte er einen Preis bekommen! 

Am Freitag Abend beschließe ich dann aber wieder nach Hause zu gehe. Die große Traurigkeit ist verflogen, also das glaube ich zumindest, und meine Mutter sehnt sich bestimmt auch schon nach mir, obwohl sie sich nicht meldet. Aber ich denke, dass liegt eher daran, dass sie Rücksicht auf mich nimmt. 

"Cole vielen vielen Dank für alles, ich schulde dir echt etwas!", verabschiede ich mich von ihm und drücke ihn fest an mich. Er hat darauf bestanden mich nach Hause zu fahren und hat mich sogar bis zur Haustüre gebracht. "Kein Problem. Melde dich bitte wenn es dir nicht gut geht!" Und noch einmal drücke ich ihn an mich. Womit habe ich Cole verdient? "Ich liebe dich so sehr!", schluchze ich in seine Schulter. "Ich dich auch Maddie!" Ich weiß ehrlich nicht, was ich ohne seine Hilfe getan hätte. Ich kann absolut nichts ausschließen, denn ich kann mir so ziemlich alles zutrauen. Und er hat mich sozusagen davon abgehalten mir etwas anzutun. 

Die Begrüßung mit meinen Eltern versuche ich relativ kurz und bündig zu halten, da ich mich einfach nur in mein Bett legen und schlafen möchte. Zum Glück haben sie dafür Verständnis und lassen mich gehen, nachdem sie mir noch bescheid gegeben haben, dass sie morgen den ganzen Tag nicht da sein werden.  Also spiele ich mit dem Gedanken Grace oder Cole einzuladen, beschließe aber das erst morgen zu entscheiden und lasse mich in mein Bett fallen. Irgendwie ist es doch gut wieder im eigenen Bett zu liegen.

Als ich am Samstag aufwache sind meine Eltern bereits weg und meinem Aussehen nach zu urteilen möchte ich auch niemanden einladen. So schlecht geht es mir auch gar nicht.

Ich mache mir gerade einen Pferdeschwanz als es klingelt. Diese Postboten suchen sich auch immer die schlechtesten Zeitpunkte aus! genervt laufe ich nach unten und mache die Tür auf. Das ist eindeutig kein Postbote. Es ist ein Ryan. Mit Rosen. Und ohne ihn zu Wort zu lassen schlage ich die Tür wieder zu und muss mich zusammenreißen nicht loszuheulen. 

unexpected LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt