chapter 77

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"Ja", antworte ich knapp, mehr würde gar nicht aus meiner Kehle kommen, auch wenn ich es versuchen würde. "In einer halben Stunde im Park?", fragt er und ich gebe einen zustimmenden Laut von mir. "Warte was?", frage ich nach und sehe schnell auf meine Uhr. Es ist nach zehn! "In einer halben Stunde im Park?", wiederholt Ryan seine Frage. "Es ist viel zu spät. Können wir das nicht morgen vor dem Unterricht machen?" Ich höre in kurz schnaufen. Das kann er sich ersparen, er ist immerhin der, der Umstände bereitet. "Ja okay", stimmt er zu und nachdem wir uns kurz und bündig voneinander verabschiedet haben, lege ich mein Handy beiseite.
Und erst jetzt realisiere ich, was hier gerade passiert.
Ich treffe mich mit Ryan.
Automatisch überströmt mich eine Flut voller eigenartiger Gefühle, die nicht zuzuordnen sind. Auf der einen Seite habe ich ein mulmiges Gefühl im Magen. Auf der anderen Seite freue ich mich wieder irgendwie. Alles in allem ist es mehr als verwirrend. Immerhin müssen wir morgen alles vor der ersten Stunde geklärt haben. Und das ist nicht gerade viel, wenn man eine gute Woche nicht miteinander gesprochen hat.

Ich schalte das Licht aus, ziehe die Decke so weit zum Kopf wie es nur geht und kuschle mich ein. Von Einschlafen kann allerdings nicht die Rede sein, weil mein Körper bin zu viel Adrenalin in sich hat und so finde ich erst nach einigen Stunden zur Ruhe.

Es fühlt sich an, als hätte ich höchstens 2 Stunden geschlafen, was auch gut hinkommen könnte. Mein Körper tut trotz der Aufregung weh und meine Augen schmerzen ebenfalls. Das kann ja nur ein guter Tag werden.
Nachdem ich im Badezimmer fertig bin suche ich mir eine halbe Ewigkeit etwas zum Anziehen heraus. Es ist echt schwer das passende Outfit für so einen. "Anlass" zu finden. Oder ich übertreibe einfach vollkommen und es ist komplett egal was ich anhabe.
Im Endeffekt entscheide ich mich aber für das selbe Outfit, dass ich auch bei unserem zweiten ersten Date getragen habe. Das ist das einzige, was mir im Moment so richtig zuspricht.
Kurz nach sieben verlasse ich das Haus und mache mich auf den Weg zur Bushaltestelle, wo bereits mehrere Leute stehen und ich stecke mir sofort meine Kopfhörer in die Ohren. Nicht dass noch jemand auf die Idee kommt mit mir zu reden. Das würde mich nur aus dem Konzept bleiben. Ich muss bei der Sache bleiben und mir ausmalen, wie das Treffen ablaufen könnte.
Im Endeffekt habe ich so 4 Szenarien, die möglich wären und überlege mir relativ gute Texte, die ich sagen kann.

Als ich dann aber vor der Schule stehe und sehe, wie Ryan sich einparkt vergesse ich all meine zuvor zusammengereimten Floskeln und werde nervös. Mein Bauch fängt an zu schmerzen und meine Hände werden schwitzig. Ich versuche irgendwie einen klaren Kopf zu bekommen, aber das ist so gut wie unmöglich. Und Ryan macht es auch nicht besser, dass er eine Sonnenbrille aufhat und aussieht wie ein junger Gott auf Erden.





Ich schaue zu Ryan. Und nach rechts. Und nach links. Doch mein Blick schwenkt immer und immer wieder zu ihm. "Hey", begrüßt er mich und nimmt die Sonnenbrille ab. "Hey", antworte ich leise und versuche ihm so gut es geht nicht in die Augen zu schauen. "Willst du hier bleiben oder wo anders hingehen?", fragt er unsicher und ich starre weiterhin auf den Boden. Ich kann ihm einfach nicht in die Augen sehen. Obwohl ich möchte, dass alles wieder gut wird, geht das einfach nicht. Vor allem kommen in mir viel zu viele Emotionen hoch, weil er jetzt hier ist und ich ihn einfach umarmen könnte. "Passt schon." Ich höre, dass er sich ein wenig bewegt und kleine Schritte auf und ab geht, die kaum zu bemerken sind. "Alsoo...", meint er dann nach einer Weile und ich sehe kurz zu ihm auf und werfe ihm einen fragenden Blick zu. Ich bin ganz sicher nicht die, die beginnt zu reden, die Arbeit kann schön er übernehmen. "Kannst du mir noch einmal alles erklären? Ich verspreche dir, dass ich dir zuhöre und dich nicht unterbreche.." Erneut hebe ich meinen Blick und sehe ihm in seine wunderschönen Augen. Ich presse meine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und beginne dann zu reden:" Also. Ich war mit Cole in einem Club. Aber ich weiß gar nicht mehr warum, war aber nicht so wichtig schätze ich. Und Cole hat extra die ganze Zeit mit mir getanzt, damit sich keine wildfremden Männer an mich ranmachen", beginne ich, werde dann aber doch von Ryan unterbrochen:"Warum läs", weiter kommt er nicht, denn ich werfe ihm einen bösen Blick zu, weil er mir eben noch versprochen hat mich nicht zu unterbrechen. "Auf jeden Fall habe ich recht viel getrunken, weil ich mir ziemlich viele habe ausgeben lassen. Cole wollte eigentlich nicht dass ich viel trinke aber irgendwie hat er mich dann auch nicht mehr aufgehalten. Naja auf jeden Fall war ich dann zu angetrunken oder so um nach Hause zu gehen. Oder ich hatte keinen Schlüssel. Ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall habe ich dann bei ihm geschlafen. Ende." Kurz herrscht Stille zwischen uns und ich blicke wieder auf den Boden herab. Irgendwie gibt das eine gewisse Sicherheit.

"Und warum hast du einfach bei ihm geschlafen? Ich meine wir sind zusammen und ich wüsste nicht dass es normal ist während einer Beziehung bei jemand anders zu schlafen. Außer weiblichen Freunden in deinem Fall." Mein Kopf dreht sich wieder in seine Richtung und ich sehe ihn stirnrunzelnd an. "Was ist bitte der Unterschied zwischen Cole und einem Mädchen? Also abgesehen vom Aussehen?" Ryan reibt sich mit den Händen über das Gesicht und sieht in den Himmel. "Maddie schau dich doch an, so ziemlich jeder Mann würde auch nur die kleinste Möglichkeit ausnutzen um mit dir etwas zu haben. Dafür muss er nicht einmal ein schlechter Mensch sein!" "Ryan, Cole würde das niemals machen!", sage ich schon fast lächerlich, weil es für mich unvorstellbar ist. "Warum sollte er nicht?", fragt Ryan und sieht mich intensiv an. "Vielleicht weil er schwul ist?", antworte ich und sein Gesicht verändert sich von einer Sekunde auf die andere.

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