Als ich am Samstag aufwache, ist es bereits 11 Uhr. Toll, also habe ich den halben Tag verschlafen. Ich rolle mich auf die Seite und schaue auf mein Handy. Ryan hat mir geschrieben, dass ich um 19 Uhr zu ihm kann und dass wir um 20 Uhr fahren können, was mir ein wenig unangenehm ist. Jetzt wirkt es so, als hätte ich überhaupt keine Lust seine Familie kennenzulernen. Dabei freue ich mich wirklich, denn Ryan schwärmt ununterbrochen von ihr. Wie er wohl aussehen muss, wenn er noch dazu bei ihnen ist? Wahrscheinlich hat er ein Dauergrinsen auf den Lippen. Und die Vorstellung lässt auch mich lächeln.Meine Eltern habe beide schon längst gefrühstückt, also sitze ich alleine am Tisch und esse ein Joghurt mit Früchten. Meine Mutter huscht ab und zu an mir vorbei, aber meinen Vater sehe ich den ganzen Vormittag nicht, weil er nach Mom im Garten ist und arbeitet. Demnach erzähle ich nur meiner Mutter von meinem bevorstehenden Treffen mit Ryans Eltern und sie scheint fast aufgeregter zu sein als ich.
Eine halbe Stunde lang erklärt sie, welche Manieren gut an kommen und welche weniger. Außerdem zeigt sie mir wie ich mich richtig vorstelle, ohne zu schüchtern oder zu aufdringlich zu sein. Das Ganze ist meiner Meinung nach zwar vollkommen übertrieben aber bitte, wenn es ihr Freude bereitet, dann soll sie es ruhig machen.Irgendwann schaffe ich es doch zu flüchten und mache mich schnell fertig und verlasse mit einem neuen Buch das Haus und setze mich in einen sehr kleinen Park. Die Herbstluft ist zwar relativ frisch heute, aber mir tausendmal lieber als die brühende Hitze im Sommer, wo man mehr Schweiß als Urin erzeugt. Um es nett auszudrücken.
Ryan nervt mich die ganze Zeit und fragt mich, im Namen seiner Eltern, die verschiedensten Dinge. Anscheinend bin ich nicht die einzige, die nervös ist. Außerdem schreibt er, dass sich seine Schwester mit mir liebend gerne den 2. Teil von High School Musical ansehen würde und ich überlege ernsthaft das einem Date mit ihm vorzuziehen. Wäre aber wahrscheinlich doch komisch, wenn ich sofort mit seiner Schwester Filme schaue und nicht einmal annähernd auf Distanz bleibe. Gegen 16 Uhr gehe ich zurück nach Hause und steige unter die Dusche. Anschließend föhne ich meine Haare und ziehe mir ein halbwegs adrettes Outfit an und glätte mir anschließend ein wenig mein Deckhaar. Danach kleistere ich mein Gesicht mit Make up voll, und versuche es so zu verblenden, dass man nicht sieht wie viel von dem Zeug in meinem Gesicht ist. Allerdings vergeblich. Also beschließe ich, wie eine Tussi zu meinem Freund und seiner Familie zu fahren. Davor gebe ich noch Cole und Grace bescheid und verlasse dann mit meinem Vater gemeinsam das Haus. Sie brauchen das Auto heute selbst, also dürfen sie Taxi spielen. Ich muss Dad bestimmt 17 mal erklären, dass Ryan mich bestimmt nach Hause bringen kann und er sich keine Sorgen machen muss. Zum Glück glaubt er mir das dann auch irgendwann und fährt weg. Erst jetzt bemerke ich so richtig, dass ich jetzt die Eltern meines Freundes kennenlerne. Hallo Nervosität, ich habe dich vermisst!Mit wackeligen Beinen betrete ich die Veranda und drücke anschließend die Klingel. Ich streiche noch mein Outfit glatt und richte mir die Haare, sodass ich hoffentlich einen guten ersten Eindruck hinterlasse.
Als die Tür aufgeht spiele ich nervös mit meinen Fingern und starre wie versteinert auf den Eingang. Nach einer gefühlten Ewigkeit sehe ich nur Ryan im Vorzimmer stehen und automatisch geht es mir ein wenig besser. "Hey!", begrüße ich ihn erleichtert und gehe auf ihn zu, wobei ich meine Augen eher auf den Hintergrund als auf ihn richte, immerhin möchte ich endlich seine Familie sehen. Und es hinter mir haben. "Alles gut?", fragt er mich während ich ihn einfach umarme. Ich brauche seine Körpernähe im Moment, um nicht unnötig verrückt zu werden. "So gut es mir nunmal gehen kann. Und dir?", entgegne ich ihm und vergrabe mein Gesicht in seinem Hemd, sodass ich seinen Geruch in mir aufnehmen kann. "So gut ging es mir schon lange nicht mehr, ich freue mich unnormal dich endlich meinen Eltern vorzustellen!" Daraufhin gibt er mir einen Ermutigenden Kuss auf den Scheitel, der so viel wie »Komm jetzt« heißen soll, denn er löst sich anschließend körperlich von mir, nimmt meine Hand und führt mich sozusagen ins Wohnzimmer, wo seine Familie bereits auf mich wartet. Seine Schwester fällt mir als erste in den Blickwinkel. Sie lächelt mich freundlich an und hält mir die Hand hin. "Hi Madison!", begrüßt sie mich und wendet sich dann aber sofort wieder zu Ryan. Wie gerne würde ich das jetzt auch tun. "Hi, ich bin Ryans Vater!", sagt daraufhin ein Mann und hält mir ebenfalls die Hand hin. Bisher habe ich das ja ganz gut überstanden. "Schön Sie kennen zu lernen!", auf meinen Namen verzichte ich, denn soviel ich weiß, redet Ryan doch relativ oft von mir. "Ach, du kannst uns duzen. Sind hier ja nicht unter gehobener Gesellschaft!", scherzt er und ich hinterfrage es tatsächlich für einen Moment, ob es möglich wäre, dass sie eigentlich eine Königsfamilie sind. "Hallo Madison, wie geht's dir?", ertönt eine Frauenstimme und ich drehe mich in dessen Richtung. Ryans Mutter sieht in echt noch besser aus als auf den Fotos und sie trägt ein strahlendes Lächeln. "Gut. Ich bin froh hier zu sein!", lüge ich mit einem hoffentlich freundlichen Lächeln im Gesicht. Unerwartet zieht sie mich an sich und küsst mich links und rechts. Von meiner Seite aus hätte ich das nie gemacht, weil ich nicht aufdringlich sein möchte, aber ich muss zugeben, dass ich sehr froh darüber bin, dass sie mich so herzlich begrüßt. Ryan greift zum Glück wieder nach meiner Hand und gibt mir dadurch ein wenig Halt, welchen ich echt gut gebrauchen kann. Während ich ein wenig mit seiner Mutter rede, spüre ich vor allem die Augen seiner Schwester auf mir, was mich ein wenig beunruhigt. Aber sie ist zwölf, also sollte ich mich ein wenig beruhigen. Solange ich nett lächle mag sie mich bestimmt.
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unexpected Love
RomanceMadison hat eine schlimme Vergangenheit, welche sie geprägt hat. Aus Schutz hat sie sich imaginäre Mauern gebaut, um die Leute auf Abstand zu halten. Doch als Ryan in ihr Leben kommt, kommt alles anders als geplant und ihre hart erkämpften Mauern dr...