chapter 75

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Ich weiß, dass ich gesagt habe, dass Ryan ein Feigling ist, wenn er nicht in die Schule kommt, aber am nächsten Morgen fühle ich mich überhaupt nicht nach Schule.
Meine Gliedmaßen fühlen sich schwer an, meine Augen sind total geschwollen von den Tränen und mein Herz ist nach wie vor nicht zu seiner Ursprungsgröße zurückgekehrt. Und nach meinem Erscheinungsbild ist es auch nicht schwer meine Mutter davon zu überzeugen, heute zu Hause zu bleiben.
Von meinem Bett aus schreibe ich Grace, ob sie nicht lieber zu mir möchte als in die Schule. Sie erwidert aber, dass sie heute ein Referat halten muss, welches sie bereits zweimal verschieben hat müssen. Und dass es ihr leid tut. Und gute Besserung.
Bringt mir nur nicht viel.
Also schreibe ich Cole, ob er Zeit hätte.
Und der antwortet wiederum, dass er im Restaurant vorbereiten helfen muss, weil am Abend eine Hochzeit stattfindet. Aber er könne fragen, ob er schon früher gehen darf.
Fürs erste heißt das also, dass ich auf mich allein gestellt bin.
Das größte Problem an der Sache ist, dass ich nicht an Essen ran komme. Wahrscheinlich müsste ich die Stiegen hinunter stolpern, um an ein Frühstück zu gelangen. Aber das ist es mir nicht wert, also lege ich mein Handy weg, drehe mich um und versuche wieder einzuschlafen.
Dieser Zustand hält aber nicht lange an, denn nach gefühlten Minuten klingelt es an der Tür. Und zwar konstant für bestimmt 5 Minuten. Das lässt meine Stimmung sofort in den Keller sinken, und ich quäle mich aus dem Bett.
Ich schnappe mir vom Tresen meinen Hausschlüssel und sperre damit die Türe auf.
"Was machst du denn schon hier?", frage ich Cole, der vor mir zu stehen scheint. "Es sind 4 Stunden vergangen seit unserer Unterhaltung?", antwortet er und ich trete vollkommen überfordert mit der Situation einen Schritt zurück, sodass er herein kommen kann. "Aber ich habe doch nur für 5 Minuten oder so geschlafen..", nuschle ich verwirrt vor mich hin und schließe die Tür. "Es ist fast 12, ich glaube du hast ein wenig länger als die paar Minuten geschlafen." "Hm.", antworte ich darauf und drehe mich um. Ich fühle mich wie ein verwirrtes 4-jähriges Kind. "Willst du etwas trinken? Oder essen?", frage ich nach einer kurzen Pause, die ich eindeutig gebraucht habe. "Nein danke. Du solltest vielleicht mal etwas zu dir nehmen..", meint er und geht währenddessen in die Küche. "Rührei, Spiegelei, Speck?", fragt er und ich lächle ihn leicht an. "Wir haben so gut wie nichts zu Hause..", antworte ich daraufhin und er sieht sich kurz um, als würde er so essen finden. "Na gut. Ich fahre schnell einkaufen. Du beförderst deine ganzen Lebensnotwendigen Sachen ins Wohnzimmer und machst es dir dort gemütlich." Er zieht sich wieder die Schuhe an und öffnet die Türe. "Ich nehme den mit okay?", fragt er und hält dabei den Hausschlüssel hoch. "Ähm okay?!", sage ich unsicher und schon ist er weg. Ist er gerade ernsthaft nur losgefahren, um Lebensmittel für mein Frühstück zu holen?

Ich richte mir das Wohnzimmer wie mein zweites Schlafzimmer her und lege mir alles mögliche auf den Tisch, was ich brauchen könnte. Eine Musik Box, Ladekabel, Laptop, ein Buch und sogar etwas zumLernen, falls ich das Bedürfnis verspüre, was ich aber nicht wirklich glaube.
Ich schalte den Fernseher ein und beginne eine Serie auf Netflix zu schauen, während ich auf Cole warte.

Kurz nach der ersten Folge sperrt er die Haustüre auf und kommt schnaufend herein. Ich drehe mich zu ihm um, und sehe dass er relativ viel eingekauft hat für ein Frühstück. "Das hat ja ein Vermögen gekostet!", sage ich leise und starre auf die zwei Einkaufstaschen. Das komische an der ganzen Sache ist, dass es überhaupt nicht komisch ist, dass Cole einfach so in mein Haus kommt und einkauft. Als hätten wir einen gemeinsamen Haushalt. Alles vollkommen normal.
"Man gönnt sich ja sonst nichts", erwidert er auf meine Aussage von vorhin und stellt die Tüten am Küchentresen ab. "Es wird jetzt noch kurz dauern, sorry." Entschuldigt er sich gerade echt dafür dass er mir etwas zum Frühstück macht und nicht zaubern kann? So viel Nettigkeit in einer Person habe ich schätzungsweise seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Ich meine ja, Grace ist auch eine sehr höfliche und freundliche Persönlichkeit aber so eine ungezwungene und total ehrliche Art von Nettigkeit habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Vielleicht habe ich das auch noch nie.

Ich schaue eine weitere Folge, bis Cole mit einem riesen Tablett zu mir kommt und es auf dem kleinen Tisch vor mir anstellt. Erst starre ich auf das kleine Festmahl und dann zu Cole. "Guten Appetit!", sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Warum kann Ryan nur nicht so niedlich sein? Und wie soll ich das alles essen können? Auf dem Tablett sind Pfannkuchen, Eier, Speck, Toast, Früchte, Joghurt, Gemüse, eine Zimtschnecke, Pitataschen und eine Avocado. Ich bin wirklich verblüfft wie er das hinbekommen hat. Ich habe mir erwartet, dass etwas spezielles kommen wird, aber nicht dass es so eine riesige Vielfalt geben wird. "Und wie soll ich das jetzt alles essen?", frage ich und weiß gar nicht so ich anfangen soll. "Das schaffst du schon. Bist ja schon ein großes Mädchen!", scherzt er und ich höre, dass er gerade dabei ist Pfannen abzuwaschen. Der Mann, der Cole bekommt, kann sich wahrscheinlich als glücklichsten Menschen der Welt bezeichnen, denn so ein Cole ist echt ein Hauptgewinn. Vielleicht kann er Ryan eine kleine Schulung machen. Vorausgesetzt Ryan und ich kriegen uns wieder ein und reden wieder miteinander.
Nachdem ich gerade bei der Hälfte des Essens angekommen bin, setzt sich Cole zu mir, legt den Arm um mich und schaut mit mir weiter die Serie. Hin und wieder esse ich etwas und bedanke mich bestimmt 100 mal, dass er sich den Aufwand gemacht hat und versichere ihm wie gut es schmeckt. Irgendwann hört er auf sich dafür zu bedanken, und lächelt mich nur noch an, wenn ich etwas sage. Und ich muss sagen, dass ich mich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt habe wie eben.

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