chapter 67

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Eine Weile sitze ich einfach nur da. Still. Mit starrem Blick an die Wand. Warum um alles in der Welt verschweigt mir Ryan so viel? Und warum lasse ich mir das überhaupt gefallen? Ohne groß nachzudenken greife ich zu meinem Handy und schreibe ihm eine Antwort: »Ryan was soll das?« Gleich nachdem ich sie abgeschickt habe werfe ich mein Handy aufs Bett und lasse mich zurück fallen.
Ich konnte nicht einmal richtig nachdenken, als mein Sms-Ton erklang und ich mir wieder das Handy schnappe. »Mach dir keine Sorgen« Ist das sein Ernst? Denkt er ernsthaft, dass er mich so an der Nase herumführen kann? Erst schreiben, dass es einen Notfall gibt und dann meinen, dass es nicht schlimm sei. Widersprüchlicher gehts doch gar nicht!
In mir staut sich die Wut und ich ziehe mir ohne Hintergrundgedanken meine Schuhe an, schnappe mir meinen Hausschlüssel und laufe nach unten in die Küche. Dort nehme ich mir den Autoschlüssel meiner Mutter und hinterlasse ihr eine kleine Nachricht, dass ich mir das Auto ausborge.
Nachdem ich den Motor gestartet habe, denke ich erst darüber nach wohin ich überhaupt möchte. Auf der einen Seite möchte ich Gesellschaft haben und mit jemanden über alles reden. Aber auf der anderen Seite möchte ich einfach nur für mich sein.
Ich fahre einfach los, keine Ahnung wohin. So weit, bis ich keine Häuser mehr sehe und nur noch von Natur umgeben bin. Die Straße ist gerade und links und rechts von mir sind Wiesen. Dieser Anblick wirkt erstaunlicherweise total beruhigend auf mich und ich löse ein wenig den viel zu festen Handgriff um das Lenkrad.
Nach einer Weile sehe ich eine kleine Einkerbung in der Straße und fahre rechts ran. Ich steige aus und schließe die Autotüre ab. Ich höre den Wind. Vielleicht ein paar Vögel. Aber sonst nichts. Es ist beinahe totenstill und ich genieße das in vollen Zügen. Ich lege mich in das Feld neben dem Auto und schließe die Augen. Es ist total angenehm zu wissen, dass hier niemand so schnell herkommen kann und ich einfach nur für mich bin. Meine Gedanken überschlagen sich und ringen darum, wer der dominanteste ist. Obwohl es in meinem Kopf zugeht wie bei einem Black Friday Shopping, ähnelt meine Umgebung eher einer Einöde im wilden Westen. Dieser Kontrast verwirrt mich so sehr, dass ich manchmal das Gefühl habe, unter tausenden von Leuten zu sein. Erst wenn ich die Augen öffne, stelle ich fest, dass ich nach wie vor alleine bin und meine Gedanken einfach viel zu laut sind.
Irgendwann sehe ich auf mein Handy und stelle fest, dass es bereits 14 Uhr ist und meine Eltern keine Ahnung haben, wo ich bin. Also setze ich mich wieder ins Auto und mache mich auf den Rückweg. Währenddessen höre ich so laut Musik, dass ich nicht einmal einen Zug hätte kommen hören. Irgendwie muss ich meine Gedanken einfach übertönen, denn irgendwann wird mir das sonst zu viel und kann mich nicht mehr beherrschen. Und obwohl ich Ryan im Moment am liebsten schlagen würde, möchte ich nichts tun, was ich später bereuen könnte.


Kurz vor 15 Uhr komme ich wieder nach Hause und ich bin meinen Eltern mehr als dankbar, dass sie mich nicht groß ausfragen wo ich war. Aber vielleicht liegt es einfach daran, dass ich ihnen nicht die Möglichkeit gebe und sofort in mein Zimmer gehe.

Jetzt, nachdem ich eine Weile alleine war, brauche ich Gesellschaft. Ganz dringend. Mein Freundeskreis ist nicht gerade groß, also fällt es mir nicht wirklich schwer eine Wahl zu treffen wen ich anrufe. Auch wenn Grace meine beste Freundin ist, kann ich es nicht riskieren, dass sie etwas Ryan erzählen könnte. Er sollte auf keinen Fall wissen, wie verletzlich ich wegen ihm bin. Also wend eich mich wie bei fast all meinen Problemen an Cole.

Nachdem er mir bescheid gegeben hat, dass ich zu ihm kommen kann, laufe ich sofort die Treppen hinunter und schnappe mir erneut den Autoschlüssel. So schnell wie an diesem Tag bin ich wahrscheinlich noch nie bei Cole gewesen. Er ist selbst ein wenig überrascht, dass ich schon so früh vor seiner Tür stehe, aber fragt nicht weiter nach.

Wie immer setzen wir uns auf seine Couch und ich stöhne ungewollt auf. "Anstregender Tag?", fragt er und rutscht näher zu mir. "Nicht wirklich", antworte ich knapp und verfluche mich bereits im selben Moment, dass ich nicht ausführlicher war. Ich habe ihn angerufen, also sollte ich jetzt nicht so tun, als wolle ich es ihm nicht erzählen. "Sondern?", hakt er nach und ich bin froh, dass er nicht gelangweilt scheint. "Ryan hat Geheimnisse vor mir und möchte sie nicht sagen ", kürze ich die Geschichte und kaue an meiner Nagelhaut. "Das ist auch der Sinn eines Geheimnisses", versucht er mir die Situation schonend zu erklären. "Cole das ist mir klar, aber er macht so ein großes Drama. Er muss manchmal einfach so weg, dann sagt er Treffen ab und dann hat er komische Telefonate. Ich mache mir ernsthaft Sorgen!" Cole streicht sich mit der linken Hand über seinen nicht vorhandenen Bart und scheint damit seinen Denkprozess zu betonen. "Hm. Hast du ihn schon darauf angesprochen?" "Ja hab ich aber er blockt dann immer ab und meint ich soll mir keine Sorgen machen" Danach hängt Stille in der Luft, da er nachdenken muss und ich nichts mehr zu sagen habe.

"Maddie ich denke er weiß was er tut. Und wenn er sagt, dass es nichts ist, worüber du dir Sorgen machen sollst, dann solltest du ihm einfach vertrauen und ihn unterstützen.. Ist nur ein Tipp", sagt er anschließend und ich muss die Worte einige Male in meinem Kopf wiederholen. Vielleicht hat er recht. "Aber wir sind doch in einer Beziehung. Wir sollten ehrlich zueinander sein!", entgegne ich darauf und fasse mir an die Schläfen. "Du hast recht aber es wird einen Grund haben, dass er es dir noch nicht sagen möchte. Wart noch ein wenig ab", schlägt er vor und zieht mich anschließend zu sich in eine enge Umarmung, die ich nötiger habe als ich gedacht hätte.

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