Den gesamten Tag versucht diesmal Grace mir aus dem Weg zu gehen und nicht umgekehrt. Ryan ist diesmal auch nicht gerade anhänglich, was ich als ein wenig ärgerlich empfinde, aber nie zugeben würde. Unser Rom-Trip ist morgen schon vorbei und ehrlich gesagt bin ich sehr froh darüber. Hier gab es bis jetzt fast nur Komplikationen und ich hoffe, dass diese sich wieder in Luft auflösen, sobald wir zurück sind.
Den gesamten Tag fühle ich mich ein wenig schlaff und bin heilfroh, als wir schon um 16 Uhr auf dem Rückweg sind. Grace sitzt am anderen Ende des Busses und ich habe zum Glück keinen Sitznachbarn. Mein Platz erweist sich im Laufe der Fahrt als nützlich, denn Grace sitzt einige Reihen weiter vorne und irgendwann bekomme ich mit, dass sich jemand zu ihr setzt. Und so weit ich es erkennen kann ist es Ryan. Die gesamte Fahrt beobachte ich die beiden. Wie sie reden, ab und zu lachen aber meistens doch ernst bleiben. Warum auch immer schmerzt es. Nicht viel aber es ist nicht gerade angenehm. Ich würde gerne etwas anderes behaupten aber ich denke ernsthaft, dass ich ein wenig eifersüchtig bin. Auf beide. Auf Grace, weil sie Zeit mit Ryan verbringt und sich anscheinend sehr gut mit ihm versteht und auf Ryan, weil er das Glück hat mit Grace reden zu dürfen. Obwohl ich genau weiß dass es mir nicht gut tut, beobachte ich die beiden die ganze Fahrt über.Als wir zurück im Hotel sind stürmt Grace direkt ins Bad. Höchstwahrscheinlich weiß sie ganz genau, was ich vorhabe und versucht sich nun davor zu drücken. Doch wenn sie denkt, dass ich so schnell das Interesse verliere dann hat sie sich eindeutig geirrt! Sie sollte am besten wissen, dass ich nicht so schnell aufgebe. Ich möchte wissen was los ist und das wird auch so bleiben, bis ich es weiß!
Nach einer gefühlten Ewigkeit steigt sie endlich aus der Dusche und kommt aus dem Badezimmer heraus. Dank sei Gott dem Herrn! Sie huscht an mir vorbei und kramt in ihrem Koffer nach einem passenden Outfit, und zwar so leise es geht. "Also Grace, was war jetzt letzte Nacht und die davor?" Ich konnte sie nicht nach Ryan fragen. So gerne ich es auch tun würde, ich kann es einfach nicht. "Das habe ich dir doch schon gesagt!" Und wieder huscht sie an mir vorbei ins Bad und schließt sich mit ihrem Gewand ein. "Nein hast du nicht!", rufe ich ihr durch die Tür zu und lehne mich an sie. Wenn sie jetzt aufmacht habe ich ein kleines Problem. "Madison ich hab dir alles gesagt also hör auf damit ständig nachzufragen! Gerade du solltest nicht ständig um Ehrlichkeit bitten!" Bevor das Alles aus dem Ruder läuft verlasse ich lauthals das Zimmer. Ich bewege mich im Laufschritt vorwärts und merke erst als ich vor der Tür stehe wohin mich meine Füße soeben gebracht haben. Ryans Zimmer. Eigentlich ist das keine schlechte Idee. Dann frage ich ihn eben was los ist!
Ich klopfe energisch gegen diese bescheuerte Türe bestimmt eine halbe Minute bis er endlich gedenkt sie zu öffnen, wie freundlich! "Was läuft zwischen dir und Grace?",ich stapfe sofort in sein Zimmer, ohne überhaupt zu fragen ob es okay wäre. "Wie bitte?" Hält er mich jetzt für komplett bescheuert oder was soll das? "Du hast mich verstanden Ryan!" "Warum sollte zwischen mir und Grace bitte etwas sein?" Dieser Junge bringt mich um den Verstand. "Keine Ahnung, eventuell weil ihr euch aus heiterem Himmel blendend versteht und sie jede verdammte Nacht weg ist, wo ist sie immer Ryan?" Ich spüre das Adrenalin durch meine Adern fließen und es fühlt sich verdammt gut an! "Kannst du eventuell aufhören mich anzuschreien?" "Nein!",entgegne ich ihm und ich nehme alles andere um mich herum nicht mehr war. "Also Madison, zwischen Grace und mir ist nichts! Wir haben uns angefreundet und verstehen uns ganz gut! Ende der Diskussion!" "Und warum ist sie dann jeden Abend weg und erzählt mir nichtmal wo sie war?" "Woher soll ich das denn wissen?" Er macht mich rasend und am liebsten würde ich ihn im Moment anspringen und schlagen. "Ryan jetzt lass mal diese idiotische Ratlosigkeit!" "Okay, weißt du was? Ich sag's dir! Sie ist jede verdammte Nacht bei mir und weint! Sie weint okay? Und weißt du warum? Weil du sie in den Wahnsinn treibst! Du mit deiner 'ich lasse keine Gefühle zu und mir ist jeder egal' Einstellung! Das macht sie fertig okay? Und du merkst es nicht einmal!" Das hat mich gerade schockiert und die nächsten paar Sekunden vergehen in Zeitlupe. Ich bin so eine schlechte Freundin! Ich kann es nicht fassen. Schrecklich. "Ich ehm..." "Nein Madison! Du lässt mich jetzt mal ausreden. Hör auf dir etwas vorzumachen und lasse endlich deine scheiß Gefühle zu! Mit dieser Aktion zeigst du doch dass dir an ihr sowie mir etwas liegt!" Er hat recht. Er hat vollkommen recht. Einen Moment herrscht Stille zwischen uns. Ich muss das erstmal verdauen... Im selben Moment bemerke ich, wie sich jemand hinter mir bewegt und ich drehe mich ruckartig um. Es ist Grace. Und jetzt, wo ich sie vor mir stehen habe weiß ich nicht was ich tun oder sagen soll. Anscheinend habe ich so viel scheiße gebaut, dass ich sie damit wirklich verletzt habe. Es tut mir weh, nichts davon mitbekommen zu haben. Was bin ich denn für eine Freundin? Ich bemerke, dass mir Tränen über die Wange kaufen und mich überkommen gerade so viele Gefühle auf einmal, dass das alles nicht anders zu bewältigen ist. "Es tut mir so leid!",schluchze ich und umarme Grace fest. Sie ist ein wenig größer als ich, also kann ich mein Gesicht auf ihre Schultern legen. Am liebsten würde ich sie nie wieder los lassen. Allerdings räuspert sich Ryan irgendwann, wofür ich Verständnis habe, immerhin ist es sein Zimmer in dem wir gerade stehen. Ich löse mich von ihr und sehe ein kleines Lächeln in ihrem Gesicht, welches sich bei mir widerspiegelt. Dann drehe ich mich um und schließe Ryan in meine Arme. Es ist das erste Mal seit Ewigkeiten, dass ich einen Jungen umarme und es war eine gute Entscheidung, dass es Ryan ist.
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unexpected Love
RomanceMadison hat eine schlimme Vergangenheit, welche sie geprägt hat. Aus Schutz hat sie sich imaginäre Mauern gebaut, um die Leute auf Abstand zu halten. Doch als Ryan in ihr Leben kommt, kommt alles anders als geplant und ihre hart erkämpften Mauern dr...