chapter 59

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Es ist eigentlich vollkommen unnötig, dass Ryan mich kurz vor 14 Uhr zu Hause abliefert und mich um 15 Uhr wieder abholt. Aber in der Zwischenzeit esse ich etwas, mache Hausaufgaben und ziehe mich anschießend um. Es ist herbstlich draußen, aber es scheint die Sonne, also ziehe ich eine dreiviertel- Sporthose an, einen Sport-BH sowie einen dünnen Pulli von Nike. Das sollte so eigentlich passen. Schnell mache ich mir noch einen hohen Pferdeschwanz und zupfe anschließend ein paar Strähnen heraus. Zum Schluss gebe ich meiner Mutter per SMS bescheit, dass ich mit Ryan unterwegs bin und verlasse anschließend das Haus. Ryan hätte mir bestimmt geschrieben, wenn er da ist, aber ich habe beschlossen, mich einfach auf die Veranda zu setzen und auf ihn zu warten

Ich beginne gerade einen total interessanten Artikel über Eisbärenbabys auf meinem Handy zu lesen, als ich eine äußerst bekannte Stimme rufen höre:" Na schönes Mädchen, wartest du auf jemanden?" Ich sehe auf und sehe Ryan aus dem Autofenster grinsen. Mit Sonnenbrille. Wenn ich nicht sitzen würde, wäre ich bei dem Anblick umgefallen. "Na schöner Junge?!", gehe ich auf seine bescheuerte Anmache ein, aber beantworte nicht seine eigentliche Frage, das ist mir ehrlich gesagt dann doch zu blöd. Ich stehe auf und steige zu ihm ins Auto ein. Ich betrachte ihn kurz und stelle fast schon enttäuscht fest, dass er sich nur seine Hose umgezogen hat. Er hat das selbe Shirt und die selben Schuhe an. Ich fühle mich auf einmal total overdressed. "Was schaust du so?", fragt er während er los fährt. "Du hast fast genau das gleiche an wie vorhin. Schau mal wie ich angezogen bin!", er bleibt bei einer Ampel stehen und sieht mich kurz an. "Du siehst toll aus!", widerspricht er meinem Zweifel und küsst mich auf die Wange.

"Weißt du überhaupt wie wir gehen müssen?", frage ich ihn als wir aus dem Auto aussteigen. "Ungefähr, ja.", meint er und öffnet den Kofferraum, wo er einen Rucksack heraus nimmt. "Wofür brauchst du den?", frage ich nach und gehe zu ihm. "So, wie ich dich kenne, wirst du bereits nach 10 Minuten halb verdursten, also habe ich eine Wasserflasche mit. Und einen Pullover." "Der Rucksack ist trotzdem unnötig!", stehe ich zu meiner Meinung und gehe schon voraus, immerhin gibt es nur einen Weg, den man bisher gehen kann. Nach nur wenigen Metern merke ich, dass mein Handy ein wenig nervt und drehe mich zu Ryan um. "Kannst du das einstecken?", frage ich und strecke meinen Arm nach ihm aus. "Der Rucksack ist total unnötig, niemand braucht sowas!", äfft er mich nach und zieht dabei komische Grimassen. "Es tut mir leid, bitte gib es rein!", flehe ich ihn an. "Nein!", protestiert er und ist mittlerweile bei mir angekommen. "Bitte Ryan!", bettle ich weiter und er geht einfach an mir vorbei. Das kann doch nicht sein ernst sein! "Ryan!", jammere ich ihn an und klammere mich von hinten an ihn dran. Er schleppt mich einige Meter mit und dreht sich dann ruckartig zu mir um.


Er sieht mich böse an, und wenn ich ihn nicht so gut kennen würde, dann würde ich glauben, dass er es ernst meint. "Bitte!", flüstere ich und küsse seine rechte Wange. Er sagt noch immer nichts. "Bitte liebster Ryan", wiederhole ich mich und küsse ihn auf die linke Wange. Nach wie vor gibt er keinen Ton von sich. "Ach komm schon!", versuche ich es weiter und er zeigt keine andere Emotion. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und küsse ihn sanft. Dann sehe ich ihn so gut es geht traurig an und hoffe, dass das nicht lustig aussieht. "Na gut!", gibt er genervt nach und nimmt den Rucksack von seinen Schultern. "Danke!", grinse ich ihn an, lege mein Handy hinein und mache den Reißverschluss zu. Er schultert ihn wieder und geht los, ich nehme seine Hand und gehe neben ihm her und beobachte, dass er sich ein Lächeln verkneifen muss.

Nach einer Weile lasse ich seine Hand los und stütze mich auf meinen Oberschenkeln ab. "Können wir kurz Pause machen?", keuche ich und sehe zu ihm hoch. "Ist das gerade dein Ernst?", fragt er und sieht nicht mal annähernd so aus, als würde ihn diese Wanderung körperlich beanspruchen. "Wir sind schon voll lange unterwegs, jetzt lass mich mal 5 Minuten verschnaufen!", beschwere ich mich. "Wir gehen seit höchstens 10 Minuten Sunny!", meint er und reibt sich mit den Händen übers Gesicht. Ich sehe ihn mit großen Augen an. Das kann doch nicht wahr sein! "Na komm!", sagt er und hält mir die Hand hin. Ich stöhne auf und ergreife sie. "Ich hasse wandern!", gestehe ich ihm meine neue Erkenntnis. "Ich seh's." Er gibt mir einen Kuss auf den Scheitel und summt anschließend eine mir unbekannte Melodie. Das erleichtert mir den Weg zumindest ein wenig.

Nach bestimmt einer Stunde gebe ich aber erneut auf, das ist einfach zu viel für mich. "Ich kann nicht mehr Ryan!", erkläre ich und bleibe stehen. "Es ist nicht mehr weit!", versucht er mich zu motivieren, aber ohne Erfolg. "Es geht wirklich nicht mehr!", unterstreiche ich meine Aussage. "Na gut, dann nimm!", sagt er und reicht mir den Rucksack. Sein Ernst? Jetzt soll ich den auch noch nehmen? "Ugh!", stöhne ich und nehme ihn entgegen. Ryan stellt sich vor mich und gibt die Hände nach hinten. "Was soll das jetzt werden?", frage ich ihn, denn das sieht fast aus wie ein Skispringer vor dem Absprung. "Spring auf, ich trage dich das letzte Stück!" Sofort strahle ich und zögere keine Sekunde und springe auf. "Runter trägst du mich dafür!", versucht er einen Deal zu machen. "Da kannst du gleich runter rollen, ist wahrscheinlich angenehmer!", lehne ich seinen Vorschlag ab. Ich habe die Hände um seinen Hals geschlungen und trommle zu einem High school Musical Lied auf seiner Brust. "Wenn du nicht abgeworfen werden willst, dann solltest du damit aufhören!", droht er mir und ich höre sofort auf. "Sorry!"

Ich sehe mich um und erkenne, dass wir angekommen sind. Also springe ich ab, nehme aber sofort wieder seine Hand und sehe mich um. "Oh mein Gott, Ryan das ist so schön!", bestaune ich die Aussicht. "Du bist viel schöner!", flüstert er mir zu und zieht mich näher an sich.

unexpected LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt