23. Kapitel

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* * *

KADEN

»Ja, die ganze Halle, bis der Sturm vorüber ist.« Kaden wirft einen Blick aus dem Fenster und fügt hinzu: »Und das wird voraussichtlich noch eine Weile dauern, also sollten wir uns auf eine lange Nacht einrichten.«

»Ja, Hoheit.« Der Soldat salutiert und beginnt dann Befehle zu erteilen. Der Palast ist so belebt wie schon lange nicht mehr.

Eine Weile betrachtet der Prinz das rege Treiben, bis eine Dienerin vor ihn tritt und einen Knicks macht. Stumm überreicht sie ihm einen kleinen Zettel mit einer Nachricht, dann verbeugt sie sich abermals und ist verschwunden, bevor irgendjemand ein Wort gewechselt hat.

Stirnrunzelnd entfaltet er den Zettel.

Du solltest schnell in den Krankenflügel kommen. Gwen ist hier und es geht ihr nicht gut.

- Marla

Er rennt durch die Menge, ohne darauf zu achten, ob er jemanden anrempelt. Es fühlt sich an, als würde sein Herz zerspringen und gleichzeitig stehenbleiben vor Angst.

Kaden hetzt durch die Flure und stoppt erst vor der Tür zum Hospital, um Luft zu holen. Die Tür öffnet sich und er tritt ein, plötzlich zögernd, weil er nicht weiß, was ihn erwartet.

»Da bist du ja endlich!«, ruft Marla und kommt auf ihn zu. »Schnell, ich habe nicht viel Zeit, der Sturm hat viel angerichtet, es gibt mehrere schwer Verletzte. Es wird bald jemand kommen, der sich um Gwen kümmert.«

Sie deutet auf zwei Betten, die mit einigen Stoffbahnen vor Blicken geschützt sind. Nachdem er ein letztes Mal tief Luft geholt hat, schiebt er den Vorhang etwas zur Seite und tritt ein.

In einem Bett liegt ein junges Mädchen, kaum älter als dreizehn, ihr Gesicht hebt sich bleich von ihrem roten Haar ab. Im zweiten erkennt er Gwen, ihre Haare sind zerzaust, ihre Wangen mit roten Striemen übersät und aus ihrer Nase rinnt immer noch Blut.

Einen Moment lang kann er sich nicht bewegen, ist wie paralysiert von ihrem Anblick, dann ermahnt er sich zur Vernunft. Er hat schon mehr Hinrichtungen beigewohnt als er zählen kann, er hat schon schlimmeres zu Gesicht bekommen.

Aber nie bei jemandem, den ich kenne. Der mir etwas bedeutet. Was bedeutet sie ihm?

Das ist im Moment nebensächlich, Hauptsache, sie wird wieder gesund.

In diesem Moment stößt eine Krankenschwester zu ihnen und nachdem sie kurz den Puls der Kleinen überprüft hat, kommt sie zu Gwen.

Der Prinz lässt sich auf einen Stuhl fallen, der neben ihrem Bett steht, und beobachtet, wie die Schwester ihr das Blut aus dem Gesicht wischt und ihren Kopf höher lagert. Sie schlägt die Decke zurück und betastet Gwens Fußknöchel, dann nimmt sie Verbandsmull sowie eine Salbe aus dem Kasten und beginnt, damit Gwens Knöchel einzuwickeln.

Als die Schwester fertig ist, verlässt sie die Zelle und Kaden ist noch zu verwirrt, um danach zu fragen, wie schwer ihre Verletzungen wiegen.

Endlich kommt nach geraumer Zeit ein Arzt durch die Stoffbahnen und beugt sich über Gwen.

Kaden reibt sich die Augen und seufzt. »Wie geht es ihr?«

»Es steht nicht gut um sie. Wir müssen sie weiterhin beobachten, es besteht Verdacht auf eine Gehirnblutung, auf jeden Fall eine Gehirnerschütterung. Sie muss heftig gegen etwas gestoßen sein, was kein Wunder ist, sie war noch im Sturm draußen, als man schon den Befehl gab zum Abriegeln. Sie hat dieses Mädchen hier«, der Arzt deutet auf die Kleine im Bett nebenan, »getragen und ist in der Halle zusammengebrochen.« Der Mann schüttelt verwundert den Kopf. »Sie hätte tot sein müssen, Eure Hoheit. Es ist mir ein Rätsel, wie sie es bewerkstelligt hat, sich selbst und dazu noch dieses Mädchen zu retten.«

✔A Servile CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt