45. Kapitel

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Endlich komme ich wieder im Glasraum an und laufe zum Pult, wo ich nach kurzem Überlegen wieder die richtigen Befehle eingebe, um den Eingang zuschließen.

Mein ganzer Körper ist angespannt, während ich überlege, wie ich entkommen könnte. Und dann verstehe ich es. Ich kann gar nicht entkommen, ich kann nicht auf dem selben Weg hinaus, wie ich hineingekommen bin. Erschrocken ziehe ich die Karte hervor, die mir der Wachmann gegeben hat, und studiere sie hektisch.

»Oh verdammt«, hauche ich und reiße das Papier in einem Anflug von Wut mitten durch. Diese intrigante Schlampe hat nie vorgehabt, dass ich hier wiederrauskomme. Ich könnte mich für meine Dummheit ohrfeigen, denn eigentlich hätte ich durchschauen müssen, was Seza vorhat, immerhin habe ich ihr einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber dann komme ich wieder zur Besinnung.

Wenn ich schon nicht hier rauskomme, sollten die Rebellen zumindest erfahren, was ich hier unten entdeckt habe. Selbst wenn sie mich verraten haben, will ich mein Opfer nicht umsonst gebracht haben, also tippe ich weiter auf den Bildschirm und finde eine Kamera.

Sie springt an, als ich den Icon anklicke, und ich sehe mein Gesicht am anderen Ende des Raums auf einer meterhohen Leinwand. Ich tippe auf den roten Aufnahme-Button.

»Mir bleibt nicht mehr viel Zeit«, beginne ich zu sprechen, nachdem ich meinen Schock überwunden habe. »Also werde ich es kurz halten. Der König hat unter der Erde ein verstecktes Lager, wie wir bereits wussten. Dort befinde ich mich im Moment auch gerade. Hier gibt es Waffen im Überfluss. Nicht nur Pistolen, sondern richtige technologische Wunder. Weiterentwickelte Maschinen, die wir niemals zu Gesicht bekommen haben. Die wir uns nicht einmal vorzustellen vermögen. Und auch eure schlimmste Befürchtung hat sich jetzt bestätigt: Der König besitzt tatsächlich weiterenrwickelte biologische Waffen, die er innerhalb von Minuten freisetzen und im ganzen Land verteilen könnte, und ich habe keinen Zweifel, dass er sie einsetzen wird, wenn ihm danach ist.«

Hinter mir kommen die Schritte näher, und Schreie, die mir befehlen, ich solle die Hände hochnehmen und mich auf den Boden legen, aber noch trennt mich eine Zentimeter dicke Glaswand von ihnen, also bringe ich es zu Ende.

»Macht euch auf einen Kampf gefasst. Ich wünsche euch viel Glück.« Ergeben lasse ich den Kopf sinken und drücke auf den Stopp-Knopf, womit die Aufnahme beendet wird.

Hinter mir gleitet die Glastür auf, deshalb drücke ich auf den Sprachknopf und sage schnell: »Nachricht an Rae Garner senden«, weil mir keine andere Adresse einfällt, an die ich es sonst schicken könnte. Ich beobachte, wie der Balken in Sekundenschnelle hundert Prozent erreicht und die Computerstimme sagt: »Nachricht gesendet.«

Erleichtert wische ich mir den Schweiß aus den Augen und flüstere: »Jede Information der letzten halben Stunde aus dem System löschen.«

Daten rattern über den Bildschirm und ich betrachte es voller Ruhe, bis mich etwas seitwärts am Kopf trifft und ich zu Boden gehe. Ein Soldat ruft: »Löschung einstellen«, doch im selben Moment gibt der Computer bekannt: »Löschung erfolgreich abgeschlossen.«

Erleichtert atme ich auf. Ich habe es geschafft. Jede Spur, die zu den Rebellen oder zu Rae führt, ist für immer verschwunden. Sie sind in Sicherheit.

Ich werde auf die Füße gezogen und ein Soldat packt mich so nah bei meiner Verletzung, dass ich leise aufstöhne.

Erst nach einer Weile bemerke ich, dass der zweite Soldat derjenige ist, der mir seine Karte gegeben hat, mit der ich überhaupt hier reingekommen bin. Derjenige, der seine eigenen Kollegen umgebracht hat, um selbst am Leben zu bleiben, wie mir jetzt klar wird.

Er hat mich glauben lassen, er wäre auf meiner Seite, damit ich ihn nicht umbringe, aber gleich nachdem ich durch die Tür gegangen bin, muss er Verstärkung gerufen haben. Wahrscheinlich hat er sogar behauptet, ich hätte all die Menschen im Raum umgebracht.

✔A Servile CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt