29. Kapitel

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Mein Kopf pocht wie verrückt und droht, jeden Moment zu bersten, um mich herum ist es dunkel und kalt. Mein Körper ist taub, ob von der Kälte oder der unbequemen Position, in der ich sitze, weiß ich nicht, aber der Wind schneidet mir so scharf ins Gesicht wie tausend Messer.

So kalt. Eiskalt. Verflucht sei der nahende Winter.

Ich blinzle und endlich dringt ein wenig Licht hinter meine Lider, wenn auch noch lange nicht genug, um meine Umgebung scharf zu sehen.

»Wo bin ich?«, will ich heiser wissen, gefolgt von einem Stöhnen, als die Kopfschmerzen noch schlimmer werden.

Ein raues Lachen ertönt und ich wende den Kopf in die Richtung, in der ich die Person vermute. »In einer Gegend, von der du noch nicht einmal gehört hast, Schätzchen«, antwortet eine Stimme, die eindeutig zu einer Frau gehört.

»Wa ...« Ich beginne zu husten und setze dann neu an: »Warum bin ich hier?«

Die Frau kichert. »Das musst du dich wohl selbst fragen.«

Ich schüttle sanft den Kopf, um ihn nicht noch mehr in Aufruhr zu versetzen. »Bitte, ich habe keine Ahnung. Ich habe nichts getan.« Außer ich bin hier, weil ich eine doppelte Beschenkte bin. Obwohl, es würde schon reichen, dass ich eine einfache Beschenkte bin, denke ich.

»Nein, hast du auch nicht«, antwortet nun ein Mann.

Je länger ich die Augen offen habe, desto mehr klärt sich mein Blickfeld. In einiger Entfernung meine ich sogar ein Feuer zu erkennen, ein helles Licht, das sich von der sonstigen Dunkelheit und den bloßen Umrissen abhebt, und schon bin ich in Alarmbereitschaft. Bin ich dem brennenden Gebäude etwa gar nicht entflohen? Und wo ist Ruby? Warum verdammt nochmal kann ich kaum etwas sehen?

Keuchend weiche ich vor dem Feuer zurück und will mir wieder das T-Shirt vor Mund und Nase ziehen, um mich wenigstens dürftig vor dem Rauch zu schützend, doch dabei bemerke ich, dass meine Hände auf den Rücken gefesselt sind.

Entsetzt rüttle ich an den Fesseln, doch meine Bemühungen bleiben erfolglos. »Bindet mich los!«, schreie ich. »Wir müssen hier weg.«

»Niemand muss von hier weg. Wir sind doch erst hier angekommen, Schätzchen«, meint die Frau und klingt herablassend.

»Aber ... dann verbrennen wir!«, rufe ich verzweifelt und reiße wieder an den festgezurrten Seilen, die mir meine Handgelenke wundreiben.

Die Frau lacht. »Das ist ein Lagerfeuer. Wir sind schon lange nicht mehr im Palast.« Sie scheint meine Angst belustigend zu finden, denn sie kichert weiter vor sich hin.

Ich lasse mich zurücksinken und schließe meine Augen. Vielleicht ist das ja alles nur ein Traum. Ja, genau. Ich bin bewusstlos geworden vom Rauch und träume das alles nur. Warum sollte mich jemand entführen wollen, wie sollte man herausgefunden haben, dass ich eine Beschenkte bin?

»Bestimmt wache ich gleich wieder auf«, meine ich und versuche mich damit selbst zu beruhigen.

Die Frau neben mir schnaubt. »Darauf kannst du lange warten, meine Liebe.«

»Seza, geh zurück zum Feuer und lass sie in Ruhe!«, ertönt abermals die Stimme des Mannes. Mit schräg gelegtem Kopf horche ich, wie es neben mir schabt und eine Gestalt sich schließlich von mir entfernt und auf das Feuer zugeht.

Nach einer Weile überwinde ich die ängstliche Zurückhaltung, die ich mir bei Hofe zu meinem eigenen Schutz angeeignet habe, und wende mich dem Mann zu, der in der Dunkelheit nur als undeutlicher Schatten zu erkennen ist.

»Sagst du es mir?«, frage ich zögerlich. »Weshalb man mich hierher gebracht hat?«

»Du hast jetzt also akzeptiert, dass es kein Traum ist?«, erkundigt es sich eindeutig amüsiert.

✔A Servile CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt