27. Kapitel

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* * *

KADEN

Du bist der Prinz, sagt er sich, du bist erwachsen und hast dein Leben selbst in der Hand.

Doch es hilft nicht gegen das ungute Gefühl, das die beiden Personen, die ihn eskortieren wie einen Gefangenen, heraufbeschwören.

Er hat es sicher mitbekommen, denkt Kaden, es geht gar nicht anders. Die eigentliche Frage bleibt, wie der König darauf reagieren wird.

Der Prinz springt vom Pferd und überreicht die Zügel einem Stallburschen, ebenfalls ein Sklave, wie ihm sogleich ins Auge fällt. Seit Kaden Gwen kennengelernt hat, fällt ihm erst wirklich auf, wie viele es von ihrer Sorte gibt und wie schlecht viele behandelt werden.

Der Junge hat eine Platzwunde an der Schläfe, die schon verschorft, jedoch noch nicht allzu alt ist. Unter dem Ärmel lugt eine Wunde hervor, die aussieht, als stamme sie von einer Klinge.

»Hoheit?«, fragt der ältere der beiden Soldaten und reißt Kaden damit aus seinen Überlegungen.

Schnell nimmt er Haltung an und marschiert wortlos in den Palast, geradewegs zum Thronsaal. Länger kann er seinen Vater wirklich nicht mehr warten lassen, wenn er nicht dessen Zorn heraufbeschwören will, den der König zweifellos auch an Gwen auslassen würde.

»Majestät«, grüßt Kaden und deutet eine Verbeugung an. Die Gestalt auf den Thorn rührt sich nicht, aber die Königin sieht in rügend und auch ängstlich an. Sie weiß, auf welch schmalem Grad ihr Sohn sich gerade bewegt. Ein falsches Wort und er fällt.

Endlich richtet sich der Herrscher auf und fixiert einen Punkt in der Höhe von Kadens Stirn. Seine Finger klopfen einen eigenartigen Rhythmus auf die Lehnen, während sich die Stirn des Königs missbilligend runzelt.

»Was höre ich da?«, beginnt er. »Reicht es nicht, dass mein Ältester in der Schlacht gefallen ist und der nächste es ihm gleichzutun gedenkt?Jetzt bandelt der letzte auch noch mit einer verfluchten Sklavin an?«

Ungerührt und wortlos sieht der Prinz seien Vater an, denn er weiß, dass dessen Rede noch nicht zu Ende ist.

»Du gehst sogar so weit, dieses Gör nach außerhalb der Mauern zu bringen, obwohl sie Eigentum des Palasts ist? Du bringst dich in Gefahr, indem du ohne Wachen in die Stadt reitest? Bist du verrückt geworden?«

Kaden kann sich nicht zurückhalten. »Mir ist nichts geschehen. Die Leute sind eher zurückgewichen, statt mich anzugreifen! Das dort draußen ist dein Volk, aber die Menschen kennen dich noch nicht einmal. Ich habe die Armut und die Verzweiflung gesehen, und ich war noch nicht einmal in den schlimmsten Gegenden. Wir müssen ihnen helfen.«

Der König knurrt. »Diese Menschen können sich nur selbst helfen. Faulheit wird nicht belohnt.«

Sein Sohn schüttelt den Kopf. »Du weißt genau, dass das nichts damit zu ...«

»Schweig! Ich will nichts davon hören. Hat dir dieses vermaledeite Sklaven-Gör diese Flausen in den Kopf gesetzt?«, verlangt er zu wissen. »Sie wird noch heute Abend hängen. Dann hat dieser Wahnsinn endlich ein Ende!«

Der Prinz starrt seinen Vater einen Moment lang perplex an. »Nein«, murmelt er schleppend von der unangenehmen Überraschung und versucht sich von dem Schock zu erholen. »Vater, das ist nicht nötig, bitte. Sie ... Ich werde mich von jetzt an von ihr fernhalten. So wichtig ist sie mir nicht.«

Der König lehnt sich mit einem leichten Lächeln um die Lippen in seinen Thron zurück. »Nun, mein Sohn, dann wird es dir wohl nichts ausmachen, wenn ich dennoch sichergehen will und sie hängen lasse. Wenn sie dir nicht so wichtig ist.«

✔A Servile CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt