Dann entdeckte ich sie auf einem Sessel in der Ecke. Sie hatte die Knie angezogen und ihr Gesicht darauf begraben. Ihre Schultern zuckten.
In einem Märchen würde man jetzt freundlich sagen „Sie weinte bitterlich“, doch ich würde es ganz unromantisch mit „Sie heulte Rotz und Wasser“ ausdrücken.
„Hey“, sagte ich, ging zu ihr und legte meine Hand sanft auf ihre Schulter. „Hey, hey, Camryn!“ Ich hockte mich neben sie. Sie wandte mir ihr Gesicht zu. Sie sah schrecklich aus. Ihr wunderschönes Make-up war verschmiert und in Streifen in ihrem Gesicht verteilt. Ihre Augen waren rot und geschwollen und ihre Nase lief.
„Cam!“, sagte ich entsetzt. „Was ist passiert? Darf ich dich Cam nennen?“ Sie nickte. Dann brachte sie, immer wieder von Schluchzern unterbrochen, hervor: „Mein Freund hat mit mir Schluss gemacht! Er hat eine Andere gefunden, weil ich so viel weg bin. Er hat es mir…“ Sie musste eine Pause machen, um sich einigermaßen zu beruhigen. „Er hat es mir“, startete sie dann einen neuen Versuch. „Er hat es mir über SMS gesagt!“
(Das war jetzt die vereinfachte Version. Ich echt klang es etwa so: „Mei-hein Freu-heund hat mit mi-hir Schlu-huss gemacht!“ und dauerte ein paar Minuten.)
Nach dem letzten Satz brach sie in noch heftigeres Schluchzen aus. Ich nahm sie hilflos in den Arm und wiegte sie hin und her wie ein kleines Kind. Dass sie dabei meine Bluse vollsabberte machte mir wenig- die musste eh in die Wäsche.
Nach ein paar Minuten hatte sie sich so weit gefasst, dass ich sie einen kurzen Moment loslassen konnte, um ein Taschentuch herauszusuchen, welches sie dann auch direkt vollschnäuzte.
Was Cam jetzt brauchte war jemand zum Reden. Was sie auch direkt zur Sprache brachte: „Und alle meine Freunde sind in Amerika und ich kann sie nicht erreichen, weil es da mitten in der Nacht ist!“
„Möchtest du, dass ich bleibe?“, fragte ich vorsichtig. Sie sah zu mir auf. Ihre Augen glänzten. „Ich kann den Jungs sagen, dass sie nicht auf mich warten sollen und wir können was machen“, sprach ich schnell weiter, um den Hoffnungsfunken am Leben zu halten.
„Das würdest du tun?“, fragte sie leise, flüsterte es fast. Ich nickte zögernd. „Ich meine, natürlich nur wenn du willst“, fügte ich eilig hinzu. „Wir kennen uns ja erst ein paar Stunden, also könnte ich es voll verstehen wenn du…“
Aber sie unterbrach mich. „Ich würde echt gern was mit dir machen, Mel“, sagte sie mit einem leichten Lächeln. „Vorausgesetzt natürlich, du erträgst mich.“
Ich zuckte die Achseln und lächelte. „Das dürfte nicht so schwer werden“, sagte ich in betont munterem Tonfall. „Aber dann musst du mich einen Moment entschuldigen, ich geh schnell den Jungs Bescheid sagen.“
Sie nickte und ich drehte mich zum Gehen. An der Tür rief sie mich noch einmal zurück. „Mel?“ „Ja?“ „Du bist echt ein prima Kerl, weißt du das?“ Ich war gerührt. Wie sie so dasaß, mit ihrem verheultem Gesicht, das zerknüllte Taschentuch in der Hand. „Danke, Cam“, sagte ich. „Du bist auch nicht übel.“
Wir lächelten beide, dann ging ich zu den Jungs.
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Mel's getting important
FanfictionMel kann es kaum glauben, als sie endlich auf ein Konzert ihrer absoluten Lieblingsband, One Direction, gehen kann. Es könnte nicht besser sein. Denkt sie. Doch dann scheinen auch noch ihre wildesten Träume wahr zu werden, als Niall sich ein bissche...