6. Ja, ich will!

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Auf dem Weg zur Küche entschuldigte ich mich für Uncle Georges Verhalten.

„Es tut mir wirklich leid“, sagte ich. „Normalerweise ist er nicht so. Aber er hatte auch nie eine Tochter und mich hat er noch nie im Umgang mit Jungs gesehen.“

Harry lachte nur. „Er sorgt sich nur um dich“, meinte er. „Immerhin hat er die Verantwortung für dich, da ist das völlig gerechtfertigt!“

Wir baten Susan um eine Kanne Tee und zwei Tassen. Während das Wasser kochte, warf Susan mir einen verschmitzten Blick zu. Ich würde ihr später Rede und Antwort stehen müssen. Aber bei Susan war das nicht so schlimm. Wir hatten schon so oft in dieser Küche bei einer Tasse Tee gesessen und über Gott und die Welt geredet, unter anderem auch über meine Erfahrungen mit Jungs.

Susan war wie eine gute Freundin, mit der man über alles reden konnte. Als der Tee fertig war und sie alles hübsch auf ein Tablett drapiert hatte, wollte ich dieses nehmen und mit Harry wieder nach oben gehen.

„Lass mich das tragen, Darling“, meinte Susan. „Nein, das geht schon“, sagte ich und nahm das Tablett hoch. „Wir schaffen das schon, Suzy!“ Sie hob wissend eine Augenbraue und zwinkerte mir vielsagend zu. Und zwar so, dass Harry es auch sah. „Wollt wohl ein bisschen Zeit für euch, was Mäuschen?“, meinte sie.

„Suzy!“, quiekte ich. Waren eigentlich heute alle in diesem Haus so peinlich? „Schon gut, Mäuschen“, lächelte sie. Ich machte, dass ich aus der Küche kam, bevor auch noch Clark auf dumme Ideen kommen könnte. Harry folgte mir.

Als wir uns auf die Terrasse setzten, ging mir auf, warum Uncle George gewollt hatte, dass wir hier unseren Tee tranken. So hatte er uns von Salon nämlich wunderbar im Blick. Genauer gesagt hatten auch alle seiner Freunde uns wunderbar im Blick.

Wir kommentierten das mit Blickwechsel. Ich zog meine Augenbraue hoch, guckte genervt und zuckte leicht hilflos die Achseln. Harry nickte leicht und zuckte ebenfalls ergeben mit den Achseln.

Dann setzten wir uns nebeneinander mit dem Rücken zu den Fenstern hin und versuchten zu ignorieren, dass uns dabei 5 ältere Herren aufmerksam zusahen. Immerhin konnten sie durch die Scheibe nicht hören über was wir sprachen.

Ich stellte jeweils eine Tasse vor Harry und mich und schenkte und Tee ein. Roiboos Sahne-Caramel, meine Lieblingssorte. Danke, Suzy!

„Seit wann bist du in London?“, fragte er, um ein Gespräch in Gang zu bringen. Ich sah auf meine Uhr. „Seit dreieinhalb Stunden etwa“, antwortete ich.

„Aufgrund dieser Zeitspanne lohnt es sich wohl nicht zu fragen, was du alles schon so gemacht hast, oder?“, grinste er. Ich grinste fröhlich zurück. „Ich habe mit Uncle Georges Freunden über Politik und die Börse gesprochen, zu Mittag gegessen, mit Susan geplaudert und schon mindestens ein Viertel meiner Sachen ausgepackt!“, zählte ich auf.

Er lachte. „Und dabei Bon Jovi gehört, hast du vergessen“, kommentierte er. Ich lachte ebenfalls. „Das hast du an den ersten Tönen erkannt?“, staunte ich.

Mel's getting importantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt