28. Ab in den Süden!

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Ich kann nicht zählen, wie oft ich meine Koffer jetzt schon neu gepackt hatte. Aber wer kann es mir verübeln, immerhin fliegt man nicht jeden Tag für mehrere Monate weg. Und schon gar nicht nach Südamerika!

Ich war noch nie südlicher als Italien gewesen. Und England war jetzt auch nicht so für seine Sonne bekannt, deshalb hatte ich mir neulich nach der Arbeit Vicky geschnappt und sie gezwungen mit mir in die Stadt zum Shoppen zu gehen.

Die Atmosphäre zwischen uns war zwar immer noch angespannt und ich wagte es zu bezweifeln, dass sich das auch bald wieder ändern würde, aber wenn es darum ging, billige, coole Klamotten zu finden, machte ihr wirklich keiner etwas vor.

Harry hatte auch sie mit seiner betrunkenen Eskapade verletzt und das hatte ihrem Ego einen kleinen Dämpfer verpasst.

Trotzdem- die Klamotten waren einen Nachmittag unangenehmer Stille und gezwungener Konversation definitiv wert gewesen. Ich faltete sie liebevoll zusammen und legte sie in meine Tasche. Offiziell ging es erst in ein paar Tagen los, aber ich wollte lieber vorbereitet sein.

Na gut, und vielleicht war ich auch eventuell ein kleines bisschen nervös. Die Tour-Rehearsals liefen schon seit zwei Wochen auf Hochtouren. Jetzt wurde alles daran gesetzt den Dingen den letzten Schliff zu geben.

Die Jungs sangen und übten ihre Choreographie (ja, auch wenn es nicht so aussieht scheint da eine Menge Arbeit dahinter zu stecken. Es geht vor allem darum, wer wann wo auf der Bühne steht, damit kein Teil der Menge zu kurz kommt) und in den Pausen probierten sie Kleider an und besprachen den Speiseplan.

Ich hätte nie gedacht, dass eine Tour so viel Aufwand ist. Paul hing durchgehend nur am Telefon, abwechselnd mit Modest!, verschiedenen Hotels, den Stadien und dem Eventmanager, der das alles wohl plante. Er sprach manchmal von ihm, einem gewissen Marcus Voss, aber ich hatte ihn noch nie getroffen. Er war für mich nur eine Stimme aus einem Telefon. Wie bei Charlies Engeln.

Und ich hatte selber auch genug zu tun. Den halben Tag war ich bei Uncle George und ließ mich in die tiefsten Geheimnisse seiner Plattenfirma einweihen. „Damit du dich damit auskennst, wenn mir etwas passiert", sagte er zurzeit immer häufiger. „Ich hätte es lieber, dass du das alles hier übernimmst, als irgendein Fremder."

Diese Aussagen gefielen mir nicht, aber ich zog es vor sie zu ignorieren. Uncle George würde wohl hoffentlich noch einige Jahre leben. Immerhin war er noch topfit und ich war mir ziemlich sicher, dass Suzy ein gutes Auge auf seine Gesundheit warf.

Außerdem hatte ich momentan weiß Gott andere Dinge im Kopf.

Denn nach der Arbeit sprintete ich sofort zum Studio. Die Eingangsdame ließ mich mittlerweile sogar durch ohne dass ich meinen Ausweis vorlegen musste oder irgendjemand mich abholen musste.

Dann wurde ich in Kleider gezwängt, verschiedene Choreographien ausprobiert und sogar ein Nahkampf-Verteidigungstraining bekam ich.

Anscheinend war Lateinamerika ein gefährliches Pflaster, denn auch die Jungs mussten dieser Prozedur unterzogen werden, damit wir uns im Notfall zusätzlich zu den sicher unzähligen Bodyguards auch selbst verteidigen konnten.

Ich muss zugeben, als Lynn, die Choreographin der Jungs, in einer ihrer Pausen plötzlich auch auf mich zugekommen war und mich geordert hatte aufzustehen und mich auf die Bühne zu stellen, war ich äußerst überrascht gewesen. Ich hatte nicht gedacht, dass ich wichtig genug für sowas war.

Aber sie erklärte mir, dass selbst mein kurzer Auftritt geprobt werden müsste, damit es keine Überraschungen gab und die Technik auch wüsste, was sie machen müssen. Ich hätte es niemals erwartet, aber selbst in den zwei Minuten, wo ich im Scheinwerferlicht stehen würde, steckte jede Menge Arbeit.

Mel's getting importantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt