Am nächsten Morgen wachte ich mit hämmernden Kopfschmerzen auf. Stöhnend richtete ich mich auf und wankte verschlafen ins Badezimmer. Maya schlief noch tief und fest auf ihrer Matratze.
Das Gesicht, das mir aus dem Spiegel entgegen blickte, schockierte mich ein bisschen. Ich hatte schwarze Ringe unter den Augen und mein Haar stand in in alle Richtungen ab. Kurzum ich sah aus, wie vom Bus überrollt.
Und ich fühlte mich auch so.
Diese Party gestern Abend gehörte mit Abstand zu einer der schlimmsten Nächte meines Lebens! Zuerst dieser Zwischenfall mit Niall und dem Fan, dann der Kuss mit Harry und danach das Zusammentreffen mit Vicky.
"Dann stört es dich doch sicher nicht, wenn ich ihn mir schnappe!"
Nein, natürlich nicht, Freundinnen teilen doch alles! Wieso nicht auch Jungs? Aber waren wir das überhaupt, Freundinnen, meine ich?
Ich hatte nie viele Freunde gehabt, aber das machte mir nichts aus, solange Maya da war. Doch dann zog ich nach London und auf einmal war sie nicht mehr da. Ich hatte zwar die Jungs und ich konnte mit ihnen über alles reden, aber so eine gute Freundin konnten sie nicht ersetzen. Und manche Dinge muss man einfach unter Frauen besprechen!
Ich schmunzelte bei der Vorstellung, mit Harry über Klamotten zu reden. "Findest du mein Arsch sieht fett aus in der Hose?" Obwohl, das ginge sogar noch! Heiße Jungs war da schon heikler. "Oh mein Gott! Taylor Lautner ist ja wohl mal einer der heißesten Typen, die die Welt je gesehen hat! Und wie er in der einen Szene oben ohne ist..." Aber das allerbeste wäre ja noch über Regelbeschwerden! "Meine Tante Rosa ist gerade da und es tut so weh! Meinst du ich sollte mal zum Arzt gehen? Ist das normal, dass es so viel ist? Und glaubst du das Tampon reicht?"
Ich musste bei der Vorstellung, was Harry für ein Gesicht machen würde, wenn ich solche Gespräche mit ihm führen würde, laut loslachen.
In dem Moment kam Maya mit verquollenen Augen herein geschlurft. "Was ist so witzig?", grummelte sie, während sie versuchte ihre wildgewordene Haarpracht mit einem Gummi zu bändigen.
"Guten Morgen!", grinste ich sie an. "Ich habe mir nur gerade vorgestellt, wie Harry reagieren würde, wenn ich ihm von Frauenproblemen erzähle." Sie lachte nicht mit, sondern runzelte stattdessen die Stirn. "Harry? Du meinst das Arschloch, das dich gestern erst geküsst hat, sich dann erbrochen hat und danach quasi Sex auf der Tanzfläche mit Vicky hatte?"
Meine gute Laune war genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen war. Plötzlich waren die Tränen wieder nah. "Ja, genau der", murmelte ich und betrachtete eingehend das Waschbecken. "Danke, dass du mich erinnert hast!"
Mayas Blick traf meinen im Spiegel. Sie lächelte halbherzig. "Immer doch, Süße! Und wärest du jetzt so gütig, das Bad zu verlassen? Ich muss meine Frauenprobleme, wie du es so schön genannt hast, beseitigen!"
Angewidert verzog ich das Gesicht und hob abwehrend beide Hände. "Okay, okay, ich gehe ja schon! Zu viel Information!" Maya kicherte und ebenfalls lachend verließ ich das Badezimmer.
Draußen holten mich meine Gedanken wieder ein, während ich dabei war, das Haus und den Garten wieder einigermaßen herzurichten. Es sah teilweise schon sehr übel aus.
Waren Vicky und ich Freundinnen? Ich kannte sie erst seit ein paar Monaten (zweieinhalb um genau zu sein) und es war lange nicht so wie mit Maya, mit der ich über alles reden konnte und von der ich wusste, dass ich sie auch um halb zwei Uhr nachts anrufen konnte. Aber das konnte man auch nicht erwarten, immerhin kannte ich Maya schon mein ganzes Leben!
Aber ich muss ehrlich sagen, dass mich Vickys Verhalten gestern schockiert hat. Sie wirkte so ... affektiert und unecht! Wäre das ein Film gewesen hätte ich gesagt "was für eine billige Schlampe!". Okay, das ist vielleicht ein bisschen zu harsch formuliert, aber trotzdem! Als wäre Harry eine Sache im Ausverkauf und ging darum wer zuerst da war.
Aber andererseits: warum regte mich das so auf? Harry und ich waren nur Freunde und daran würde sich auch nie etwas ändern! Zumindest hatte ich das vor ein paar Tagen noch steif und fest vor Maya behauptet. Meinen "schwulen, besten Freund" hatte ich ihn genannt. Und ich hatte doch nichts gefühlt, als er mich geküsst hatte, oder? Ich hatte keine Schmetterlinge im Bauch oder was für kitschige Beschreibungen es sonst noch geben mag.
Und die Tatsache, dass er sich danach übergeben hatte, hatte die romantische Stimmung nicht unbedingt verstärkt. Nein, ich stand nicht auf Harry und der Kuss hatte absolut nichts zu bedeuten.
Aber sein Verhalten danach hatte mich trotzdem verletzt. Dieser Kommentar zu Vicky hätte wirklich nicht sein müssen! Und ihre Reaktion auch nicht! Jemand trat neben mich. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass es Clark war. Er hatte eine Mülltüte in der Hand und fing schweigend an, mir zu helfen. "Danke!", sagte ich leise. Er lächelte mich nur schweigend an und gemeinsam machten wir weiter.
Es dauerte nicht lange bis auch Maya sich zu uns gesellte. Allerdings nicht um zu helfen. Stattdessen hielt sie mir wortlos mein Handy hin. Ihre Miene war unleserlich.
"Es hat geklingelt", erklärte sie knapp. "Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich rangegangen bin." Das klang nicht wirklich wie eine Frage, deshalb zog ich es vor, lieber nichts zu antworten und nahm das Handy einfach entgegen.
"Hallo?", meldete ich mich vorsichtig, ohne Maya aus den Augen zu lassen. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah jetzt ohne Frage wütend aus. Hatte ich irgendetwas gemacht?
"Mel!", trällerte eine hohe Stimme viel zu laut in mein Ohr. Ich zuckte zusammen und hielt das Telefon ein Stück weg.
"Ich bin's Vicky!", bestätigte sie ohne eine Pause zu machen meine Befürchtungen.
Jetzt verstand ich Mayas Miene.
"Oh, hey", sagte ich zögerlich, während ich mir mit dem Daumen die Stirn massierte. Ihre Stimme hatte meinen Kopfschmerz wieder erwachen lassen.
"Wie geht's dir so?", fragte Vicky. Dreckig. "Super, dir?" "Wunderbar!", flötete sie. "Hervorragend!" Wer hatte vergessen diesem Maedchen beizubringen, dass man am Morgen nach einer Party nicht um elf Uhr bei der Gastgeberin anrief?
"Ich brauche aber deine Hilfe, Mellibär", fuhr Vicky jetzt mit Baby-Stimme fort, die wohl bittend klingen sollte. Jetzt gesellte sich auch noch Übelkeit zu den Kopfschmerzen.
Und bei ihren nächsten Worten hätte ich mich am liebsten wirklich übergeben.
"Weisst du, Harry hat mich um ein Date gebeten und ich weiss nicht, was ich anziehen soll!"
Harry hatte was?!
Danke für's Lesen! Ich habe euch alle lieb. Was haltet ihr von Vicky und Harry? Wenns euch gefallen habt könnt ihr gerne Voten. Oder kommentieren. Wird immer gerne gesehen. ;)
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Mel's getting important
FanficMel kann es kaum glauben, als sie endlich auf ein Konzert ihrer absoluten Lieblingsband, One Direction, gehen kann. Es könnte nicht besser sein. Denkt sie. Doch dann scheinen auch noch ihre wildesten Träume wahr zu werden, als Niall sich ein bissche...