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Sofort breitete sich eine unfassbare Kälte in meinem Inneren aus. Ich wusste, dass sie mir bekannt vorkam.

"Ihrem Blick nach zu urteilen, haben sie die Ähnlichkeit festgestellt. Hat aber ziemlich lange gedauert, wenn man bedenkt, was sie, ARME ARME ARME Frau, alles durchgemacht haben!", bemerkte sie ironisch mit einem fiesen Grinsen im Gesicht.

Die anderen Frauen um uns herum musterten uns neugierig und ahnten wahrscheinlich, dass sie neuen Klatsch und Tratsch für die nächste Teeparty hatten.

Rückblick

"Wie sieht es aus?"

"Er ist im Gefängnis. Dort wird er auch für einige Jahre bleiben!", verkündet Nikolas als er das Gericht verlässt. Ich konnte es mir nicht mehr antuen und bin nach meiner Aussage raus gegangen um das Urteil nicht hören zu müssen.

Freude steigt in mir auf.

"Das wars Baby!", meint Nikolas und nimmt mich in die Arme: "James Brown, wird dir nie wieder etwas antun!"

Rückblick Ende

"Möchten sie das wirklich jetzt und hier klären?", fragte ich.

"Ja. Genau hier. Sie haben meinen Bruder ins Gefängnis gebracht.. und das wegen einer Tat, die er nicht begangen hat!", behauptete sie. Die Blicke der umstehenden Frauen wurden immer größer.

"Er hat mich vergewaltigt. Es gibt Beweise. Einen Zeugen. Ein medizinisches Gutachten.", verteidigte ich mich und alles sprudelte aus mir heraus: "Was wollen sie noch?!"

"Das alles kann man fälschen! Vor allem, wenn man mit einem so wohlhabenden Mann verheiratet sit wie sie.", behauptete sie frech.

"Jetzt halten sie mal die Luft an!", schrie ich sie beinahe an und so hatte ich auch die Blicke vieler anderer Gäste.

"Mein Mann, hat damit nichts zu tun! Er hat mich unterstützt. Ja. Mit seiner Anwesenheit. Nicht mit so etwas nichtigem wie Geld.", verteidigte ich mich und spürte wie Nikolas hinter mir Haltung an nahm.

Wenige Augenblicke später wurde sie von der Security aus der Villa gebracht.

Die Männer schienen es entweder nicht verstanden zu haben oder sie schienen es bewusst zu ignorieren. Die Frauen allerdings Löchern mich sofort mit Fragen und Bemitleidungen. Und schon ahnte ich, dass auch das, spätestens übermorgen, in allen möglichen Zeitungen stehen würde.

Nach dem Essen schienen alle den Schock der Information verdaut zu haben und sie kippten sich die gute Laune Flaschenweise runter. Ich ging in Gedanken immer wieder die Sätze durch, die ich im Notfall aufsagen soll. Laut meiner Psychologin.

Gegen 22:00 Uhr hatte ich den Vorfall auch beinahe verdrängt. Ich tanzte mit Nikolas und unterhielt mich mit den Frauen, welche immer aufgedrehter wurden. Ein Hoch auf den scheißteuren Champus. Die 2000$ pro Flasche waren wirklich gut angelegt. So erzählten sie wie aus dem Nähkästchen über ihr Sexleben und andere Dinge, die diese stocksteifen Frauen sonst nie über die Lippen bekommen würden.

"Ach naja. Wenn mein Mann mit zwei blauen Pillen 5 Minuten durchhält, ist das wie ein Sechser im Lotto!", verkündete eine Frau um die 50 und selbst die Frauen die sonst nur mit einem Tuch vor dem Mund lachen würden, konnten sich kaum noch halten und einige, sogar jüngere, bestätigten ihre Erfahrung. Ich hielt mich aus diesen Gesprächen allerdings gekonnt raus. Und nüchtern, fiel das nicht sonderlich schwer. Außerdem würde ich die Damen ja sowieso nur neidisch machen.

Nimm MichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt