» Überwältigt

391 22 0
                                    


  „Ich bin pappsatt.", lächelte ich zufrieden und lehnte mich nach hinten gegen die Lehne des Stuhls. „Und es hat hervorragend geschmeckt"
„Das freut mich.", lächelte Bill und tat es mir nach.
„Hast du eigentlich noch vor zu fahren? Ich meine, wir beide haben zusammen anderthalb Flaschen Wein getrunken, wenn dich wer erwischt bist du deinen Führerschein los.", leicht zog ich meine Augenbrauen hoch und sah auf die Weinflaschen, die sich auf dem Tisch befanden.
„Ich bin aus der Probezeit raus, den Führerschein wäre ich wahrscheinlich nicht los, aber nein, ich hatte nicht mehr vor zu fahren.", beruhigte er mich und schenkte sich daraufhin noch ein wenig Wein nach. „Auch noch?", ich nickte.
„Und wie hast du dir vorgestellt kommen wir von hier weg?", hakte ich weiter nach. Schließlich stand sein Auto noch hier und so wie ich Bill kannte, ließ er es ungern irgendwo alleine stehen, weswegen die Option ein Taxi zu benutzen schon einmal wegfiel.
„Wir bleiben die Nacht über hier.", grinste er, rutschte mit seinem Stuhl ein paar Zentimeter nach hinten und stand auf. Er kam um den Tisch zu mir herum.
„Nur, wenn du willst natürlich.", fügte er noch hinzu, als er meinen verdutzten Gesichtsausdruck sah.
„Ja, klar...", lächelte ich. Es war eine tolle Idee von ihm. Wir beide ganz alleine in Ruhe vor dem großen Sturm, der bald aufkommen würde. Mit Tom konnte ich, bevor Bill heute Abend nach Hause kam, ein wenig Zeit verbringen und somit noch einmal in ruhe und ungestört reden und jetzt konnte ich es mit Bill. Es bedeutete mir viel, dass ich die Chance dazu noch einmal bekam; wer weiß, wie viel ihr Beruf sie in den nächsten Wochen beanspruchen und wie wenig ich sie zu Gesicht bekommen würde.
„Dann komm mal mit.", grinste er und hielt mir seine Hand hin. Ich war immer wieder überrascht über seine herzhafte und liebevolle Art.
„Okay.", grinste ich und tapste mit meiner Hand in seiner liegend hinter ihm her quer durch die große Halle. Er führt mich wieder in die Küche und dann durch eine andere Tür, welche in einen großen Aufenthaltsraum führte.
„Ich hoffe, das ist für dich okay.", er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, als wir in den Raum eintraten und ich unsere Schlafstelle für die kommende Nacht sah.
Es war eine große Matratze vor einem Kamin, in welchem die Flammen nur so um sich schlugen. Die Matratze war voller großer Kissen und einer großen Decke. Auf einem kleinen Tisch standen Knabbereien und verschiedene Sachen zum Trinken. Links neben dem Kamin war ein Flachbildschirm an der Wand angebracht.
„Ja... ja, auf jeden Fall.", immer noch überwältigt von den ganzen Sachen und Überraschungen, die Bill mir an diesem Abend bot, ließ ich von seiner Hand ab und ging langsam durch den Raum um mich besser um gucken zu können. Es war gemütlich eingerichtet, auch wenn neben einem Kühlschrank, einem kleinen Tisch, dem Kamin, einer Couch und dem Fernseher nicht viel in dem Raum stand, trotzdem lud er regelrecht zum Relaxen und Entspannen ein. Das warme Rot der Couch harmonierte perfekt mit der hellen Wandfarbe und dem kleinen schwarzen Tisch.
Ich fühlte mich augenblicklich wohl.
„Möchtest du was trinken?", Bill deutete auf den Tisch mit den Getränken. Kurz ließ ich meinen Blick über eben diesen schweifen, während ich mich auf die Couch sinken ließ.
„Ja, 'ne Cola, bitte.", lächelte ich. Ich hatte das Gefühl von dem doch ein oder anderem Glas Wein ein wenig beschwipst zu sein, was ich jetzt mit Cola versuchte zu bekämpfen.
Bill goss zwei Gläser mit der schwarzen Flüssigkeit voll, reichte eins davon mir und ließ sich seitlich neben mir auf der Couch nieder. Ein Bein hatte er angezogen, einen Arm auf der Rücklehne liegen.
„Gefällt es dir?", fragte er und sah mich verträumt an.
„Ja, sehr sogar. Ich bin noch total überwältigt von so viel...so viel herzlichen Dingen, die du heute für mich vorbereitet hast...", lächelte ich und erwiderte seinen Blick.
„Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.", es trieb mir eine Schamröte ins Gesicht. „Du hast so viel für mich getan und ich...ich kann dir dafür gar nichts zurückgeben."
„Doch, Lynn, kannst du.", widersprach er mir. Leicht legte ich meinen Kopf schief und sah ihn fragend an.
„Du wirst uns begleiten, du bist jeden Tag bei uns dabei. Du bist meine beste Freundin, du bist so viel für mich geworden; und du kommst mit. Du begleitest uns freiwillig in unser anderes Leben, obwohl du weißt, was das für ein Leben sein kann."  

Diagnose Blutkrebs - Dein letzter Wunsch veränderte mein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt