23: Das Gespräch auf dem Dach

1.4K 115 1
                                    

Ich ging zum Lehrer und setzte mich auf den Stuhl, den er schon hin gestellt hatte.

"Wir warten noch kurz bis alle raus gegangen sind.", sagte er und packte seine Zettel und das Buch in die Tasche. Die Klasse war nach einigen Sekunden auch schon menschenleer.

"Ich mache mir Sorgen um dich. Was ist bloß los mit dir? Am Anfang warst du so ehrgeizig und immer pünktlich. Ist irgendwas passiert, wieso du jetzt nicht mehr richtig mitarbeitest und zu spät kommst?", bombardierte er mich mit Fragen.

Sollte ich ihm von allem erzählen? Er war schließlich ein Vertrauenslehrer und musste alle Dinge die ich ihm anvertraute für sich behalten. Doch ich entschied mich nicht dafür.

"Es tut mir leid. Ich kann Ihnen momentan davon nichts erzählen. Erst will ich versuchen selber mit allem klar zu kommen, aber ich verspreche Ihnen, wenn es schlimmer wird, werde ich Ihnen Bescheid sagen."

Ich war mehr als zu frieden mit meiner Antwort und mein Lehrer anscheinend auch.

"Dürfte ich allerdings die Pause in der Klasse bleiben? Ich würde gerne nacharbeiten, was ich heute morgen verpasst habe.", fragte ich, als mein Lehrer Anstalten machte mich nach draußen zu schicken.

Er nickte nur und ging aus dem Zimmer. Und was sollte ich jetzt tun? Wenigstens war ich nicht draußen auf der Zielscheibe der anderen.

Ich setzte mich auf meinen Platz und vergrub mein Hände in meinen Haaren. Was zur Hölle sollte ich bloß tun?

Wenn ich dem Lehrer alles erzählte würde, wird es bestimmt auch nicht besser. Höchstens noch schlimmer, weil ich dann eine Petze war.

Sollte ich vielleicht einfach wieder die Schule wechseln? Ich meine, was brachte es mir überhaupt noch hier zu bleiben? Richtig, gar nichts!

Nach 15 Minuten klingelte es zur Stunde und zum Glück hatten mich die anderen die nach und nach eintrudelten in Ruhe gelassen.

Klar guckten einige giftig zu mir rüber, aber das war mir gerade herzlich egal. Als letztes kam Katarina in die Klasse und würdigte mich keines Blickes.

Was hatte ich so schlimmes getan? Beziehungsweise wieso war es so schlimm ihr bis jetzt noch nicht meine Liebe gestanden zu haben?

Man ich hatte einfach solche Angst vor meinen Gefühlen.
Ich hätte sie so gerne jetzt gepackt und einfach geschüttelt, damit sie wieder normal werden würde.

Die Stunde zog so an mir vorüber und ich bekam fast überhaupt nichts mit. Es klingelte und das riss mich aus den Gedanken, die gerade nur bei Katarina waren.

Ich packte schnell mein ganzen Kram ein und verließ als erste die Klasse. So schnell ich konnte lief ich auf das Schuldach und setzte mich auf den Boden, um dort auf Katarina zu warten.

Um ehrlich zu sein hatte ich eine Heidenangst, dass Katarina nicht kommen würde, was am Anfang auch so aussah, denn Katarina ließ mindestens 10 Minuten auf sich warten.

Gerade als ich wieder nach unten gehen wollte, kam sie dann doch und setzte sich wortlos neben mich.

"Katarina... Es tut mir leid.", sagte ich und merkte wie mir die Worte fehlten. "Was genau tut dir leid? Du wirst so, als ob du nicht mal wüsstest, wieso ich sauer bin.", sagte sie und hatte damit vollkommen recht.

"Dann sag mir doch bitte was genau los ist. Vielleicht bin ich einfach zu dumm, um zu wissen was gerade schlief läuft.", sagte ich und fing an zu weinen.

"Du weist es doch schon. Stell dich doch nicht so doof an! Denn das bist du nun ganz und gar nicht.", sagte sie und machte Anstalten aufzustehen. "Warte!", sagte ich schnell und hielt sie am Arm fest.

"Es geht darum, wieso ich dir noch nicht gesagt habe, wie ich genau zu dir stehe. Ich bin einfach nur zu feige mir selbst einzugestehen, was ich für dich empfinde. Es tut mir furchtbar leid. Für mich ist dieses ganze total neu. Ich weiß momentan nur: ICH WILL DICH VERDAMMT NOCHMAL, DENN ICH LIEBE DICH!"

Den letzten Satz rief ich und mir war egal, ob mich jemand hörte oder nicht. Wenn Katarina mich alleine ließ und nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, hätte das ganze sowieso keinen Sinn mehr gemacht hier auf der Schule zu bleiben.

Ich schaute Katarina in die Augen und wartete auf eine Reaktion von ihr. Aber es kam nichts. Echt! Es kam wirklich überhaupt keine Regung von ihr. Nach einer gefühlten Ewigkeit klingelte es.

"Okay... Keine Antwort ist auch eine Antwort. Ich geh dann mal.", sagte ich, weil ich einfach keine Kraft mehr hatte, nur so da zustehen und ihr in die Augen zu starren.

Ich drehte mich zur Tür um und hoffte, dass sie mich aufhalten würde, was sie aber nicht tat. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel brach ich zusammen und weinte, so stark wie ich es noch nie getan hatte.

Wenn das Leben anders denkt||girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt