31: Wieso auch immer

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Ich löste mich schweren Mutes von ihr und schaute sie traurig an. "Tut mir leid.", sagte ich zu ihr.

"Ach, da kannst du ja nichts für." Sie gab mir noch einen kleinen Kuss und strich sich ihre Haare wieder einigermaßen zu Recht, die ich vorhin total zerzaust hatte.

Dann klopfte es an der Tür. Na super. Ich versuchte noch schnell mein Oberteil wieder zu Recht zu rücken, bevor meine Mutter in mein Zimmer eintrat.

"Sue, hast du heute in der Schule gegessen? Oh, wer bist du denn?", fragte sie, als sie mein Zimmer ohne meine Antwort abzuwarten betrat.

"Hallo, ich bin Katarina.", antwortete sie und kam mit einem großen Lächeln und ausgestreckter Hand auf sie zu.

"Nett dich kennenzulernen.", sagte meine Mutter und erwiderte das Lächeln von Katarina.

"Um deine Frage zu beantworten, ja ich habe schon in der Schule gegessen.", sagte ich ein wenig patzig, weil ich viel lieber da weiter gemacht hätte, wo Katarina und ich gerade aufgehört hatten.

"Schon gut, dann lass ich euch mal wieder alleine.", sagte meine Mutter und verließ wieder mein Zimmer. Ein Glück!

Nun waren wir wieder alleine und Katarina kam wieder zurück zum Bett. Irgendwie sah sie nachdenklich aus. "Ist irgendwas?", fragte ich sie also und glitt mit einem Finger über ihre Wange.

"Ach, nichts.", sagte sie nur und wirkte nun etwas genervt. Also hatte ich wohl doch was getan, was ich leider nicht deuten konnte.

"Katarina, sag mir doch bitte was los ist. Habe ich etwas falsch gemacht? Du wirkst total genervt.", versuchte ich es noch mal, aber das war keine gute Idee.

"Ich bin genervt, weil du mich hier ausfragst! Lass mich in Ruhe!", giftete sie mich an und griff nach ihrer Tasche. Sie konnte doch jetzt nicht einfach so verschwinden!

Aber doch sie konnte es. Kein Wort von mir brachte sie dazu hier zu bleiben. Wortlos ging sie aus meinem Zimmer und zog sich ihre Schuhe und Jacke an und ging einfach.

Meine Mutter hatte und anscheinend beobachtet, denn als Katarina die Tür hinter sich zu knallte, stand sie plötzlich hinter mir.

"Huch, habt ihr euch gestritten?", fragte sie mich und runzelte die Stirn. Ich zuckte als Antwort mit den Schultern.

"Ich habe leider keine Ahnung." Ich drehte mich um und wollte wieder in mein Zimmer gehen, aber meine Mutter hielt mich auf.

"Warte mal bitte. Kann es sein, dass du mir etwas verschweigst?", fragte sie mich und setzte ihren besorgten Blick, denn sie ziemlich gut konnte, auf.

Ich verdrehte die Augen. "Es ist alles gut, versprochen.", gab ich von mir und versuchte mich aus ihrem Griff zu lösen. "Da bin ich mir aber nicht so sicher. Komm wir essen zusammen."

Ein genervtes Stöhnen verließ meinen Mund. Wenn ich jetzt nicht mit kam, würde meine Mutter mich so lange nerven, bis ich ihr mich anvertraute. Da war ist mir sicher.

Also gingen wir zusammen in die Küche, wo meine Mutter schon angefangen hatte zu kochen. "So und jetzt erzähl mal. Wie läuft es in der Schule? Wir hatten ja irgendwie nie Zeit mit einander darüber zu sprechen.", find sie an mit ihrem Verhör.

"Alles gut, ich habe zwei neue Freundinnen. Sie heißen Katarina und Vanessa.", versuchte ich so nahe bei der Wahrheit zu bleiben, denn meine Mutter roch Lügen zehn Meilen gegen den Wind.

Dass ich mit Katarina zusammen war, wollte ich irgendwie noch nicht erzählen, da ich Angst hatte, wie sie reagieren würde. Ihre beste Freundin war zwar auch lesbisch, aber ob sie es so gut finden würde, dass ihre eigene Tochter lesbisch ist?

"Oh, das ist doch schön.", sagte sie, während sie mit einer Gabel eine Kartoffel anpickste, um zu gucken ob sie gar waren. Waren sie natürlich nicht, weil meine Mutter sie ja gerade erst aufgesetzt hatte. Meine Ungeduld hatte ich von ihr geerbt.

"Das brauch jetzt ein bisschen. Lass und in die Stube gehen.", sagte sie, legte den Deckel wieder auf den Topf und lächelte mich irgendwie besorgt an.

"Hast du schon einen netten Jungen getroffen?", fragte sie mich weiter aus, als wir uns auf das Sofa hingesetzt hatten. Kurz überlegte ich, wie viel oder ob ich ihr von Leo erzählen sollte.

"Also ein Junge war in mich verliebt, aber ich habe nichts für ihn Empfunden.", sagte ich, als ich mich für einen kleinen Teil der Wahrheit entschieden hatte.

Meine Mutter schaute mich erstaunt an. "Wow, meine kleine wird nun Erwachsen.", sagte sie und setzte ihr stolzes Mutterlächeln auf.

Ich schaute auf meine Finger und fing an sie ganz genau zu beobachten. An ein paar Stellen waren meine Nägel abgerissen und man konnte mein Nagelbett sehen. Meine blöde Angewohnheit.

"Und sonst gibt es nichts neues?", fragte meine Mutter mich weiter. Vielleicht sollte ich ihr doch von Katarina erzählen...

Sollte ich es wirklich wagen? Hatte ich überhaupt was zu verlieren? Dachte ich wirklich, dass meine Mutter mich dafür nicht mehr mögen könnte oder vor was genau hatte ich eigentlich ganz genau Angst?

Vielleicht davor, es das erste Mal richtig aus zu sprechen.

Wenn das Leben anders denkt||girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt