Wie jeden Tag war ich auch heute im Park. Ich war beinahe jeden Tag dort und spielte mit den Kindern des Kindergartens, welcher auf der anderen Seite des Parks seinen Standort hatte.
Die anderen Kinder waren zwar jünger als ich, trotzdem hatten wir viel Spaß dabei, von einem Ende des Parks zum Anderen zu hetzen und ein Wettrennen zu veranstalten oder uns hinter den Bäumen und unter den Sträuchern zu verkriechen und verstecken zu spielen.
Jeden Tag ging ich nach unserem Unterricht in den Park, da ich wusste, die Kinder des Kindergartens würden kommen und ich hätte jemanden, mit dem ich die Langeweile, die ich im Waisenhaus hatte, vertreiben konnte.
Seitdem ich denken konnte lebte ich schon in dem Waisenhaus. An sich ist das Waisenhaus auch ganz okay, jedoch nicht die 'Sklaventreiber' - wie ich die Erzieher gerne nannte - welche in Besagtem arbeiteten. Für sie waren wir Angestellte, die regelmäßig das Haus und die Zimmer putzen, sich Standpauken anhören und zwischendrin zum Unterricht gehen mussten. Keine Spur von Zuneigung oder nettem Verhalten. Machten wir etwas falsch oder nicht den Ansprüchen gerecht, die die Erzieher hatten, rutschte ihnen gelegentlich auch mal "aus Versehen" die Hand aus, was bei einigen öfter der Fall war, als bei anderen.
Das könnte auch der Grund sein, warum einige der im Waisenhaus lebenden Kinder verrückt spielten: Einige machten auf Schlauberger und waren den ganzen Tag am Lesen und verbesserten die Fehler anderer, andere sah man den ganzen Tag nicht, weil sie sich nicht im Haus befanden oder nicht auffindbar waren, da sie einfach verdammt zurückhaltend waren - zu welchen auch ich zählte. Ich hatte Angst vor anderen Menschen, brauchte viel Zeit, um mich auf Leute einzulassen.
Und dann gab es noch die, die meinten, sie wären die Türsteher irgendwelcher Clubs höchstpersönlich: sie machten die kleineren und jüngeren verbal runter, missachteten jegliche Art von Regeln und stellten ihre eigenen auf, machten was sie wollten, egal, ob es das zerstören von Geschirr und Ähnlichem, das schwänzen des Unterrichts oder das Beleidigen der Erzieher war. Oft kam es auch vor, dass sie ihre auserwählten Opfer verprügelten, wenn sie nicht bekamen, was sie wollten.
Leider war ich eines davon. Nicht selten kam es vor, dass ich Abends mit einem blauen Auge oder blauen Flecken ins Bett ging. Die Erzieher interessierte es mittlerweile nicht mehr, zumindest versuchten sie, es so aussehen zu lassen. Eigentlich war es aber so, dass sie einfach nur Angst hatten, ebenfalls so auszusehen. Aber naja, was will man denn machen? Mittlerweile war ich es gewohnt, es machte mir nicht mehr viel aus. Auch, dass ich keinen Namen besaß und bei allen nur als "der Zweiäugige" bekannt war, war mir egal geworden.
"Hey, was hast du da eigentlich?" Der Junge aus dem Kindergarten zeigte auf mein Auge und riss mich damit aus meinen Gedanken.
"Ach das? Da.. ehm.. bin ich gegen eine Laterne gelaufen.", versuchte ich mein blaues Auge zu vertuschen.
"Achso", grinste der Kleine und rannte zu seinen Freunden zurück. Puh, das ist gerade nochmal gut gegangen.
Einige Zeit spielten wir noch zusammen, ehe die Kindergartengruppe zurück musste, da sie bald von ihren Eltern abgeholt werden würden.
Eltern... Etwas, was ich noch nie hatte und wahrscheinlich auch nie haben werde.
Ich sah der Gruppe noch kurz nach, bis sie den Park verlassen hatten und hinter der nächsten Ecke verschwanden. Ich beschloss, nun auch zurück zum Waisenhaus zu gehen. Ich ging also nach links, aus dem Park hinaus und dann gleich wieder rechts, wo ich in die Straße einbog und einige Meter lief, in Richtung meines "zu Hauses". Ich kickte einen Stein vor meinen Füßen her. Als ich wieder aufsah, sollte dort normalerweise das schäbige, rotbraune Backsteingebäude stehen, welches normalerweise immer dort stand.
Doch das, was ich da sah, war alles, nur nicht das schäbige, rotbraune Backsteingebäude, welches normalerweise immer da stand.
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New Life?! ~Eruri Fanfiction~
FanfictionWaisenkinder. Waisenhaus. Waise. Bisher drehte sich alles in Yukio's Leben um den Begriff "Waise" und was noch so damit zu tun hat. Er hatte in den kurzen sechs Jahren seines Lebens bisher nichts anderes kennengelernt als das Waisenhaus. Ach ja, u...