Chapter 4

900 44 7
                                    


"Zweiäugiger" POV

Der Mann, welcher mich trug, zog sich im Haus angekommen die Schuhe aus. Der andere zog mir die Schuhe aus und stellte sie ordentlich in ein Schuhregal, danach nahm er die auf mir liegende Jacke und hing sie an die Garderobe.

Noch immer zitterte ich, als ich von dem Blonden auf einem Sofa - welches allem Anschein nach in einem Wohnzimmer stand - abgesetzt und in eine Decke eingewickelt wurde. Besagter Mann setzte sich neben mich und strich mir durch die vom Schnee durchnässten Haare.

"Ich bin Erwin und das da", er zeigte auf den Mann, welcher hinter dem Sofa stand, "Ist Levi."

Ich nickte, da ich nicht recht wusste, was ich sonst tun sollte und in mir noch immer eine gewisse Angst vorhanden war. Im selben Moment musste ich jedoch niesen, gerade noch rechtzeitig konnte ich mir die Hand vor den Mund halten.

"Gesundheit."; meinte Levi monoton und verließ den Raum. Kurz darauf kam er mit einer dampfenden Tasse wieder, welche er mir in die Hand drückte. Es roch angenehm nach Tee. Leise flüsterte ich ein "Danke" und nippte an der Tasse, während der Schwarzhaarige sich auf der anderen Seite neben mir nieder ließ.

"Sag Mal, wo sind denn eigentlich deine Eltern?", wollte Erwin wissen. "Ich hab keine", sagte ich leise und mit kratziger Stimme; "Ich komme aus einem Waisenhaus."

"Und warum bist du dann jetzt nicht da?", fragte Levi ohne jeglichen Gefühlsausdruck. Was ist denn mit dem los? "Es hat gebrannt und dann bin ich weggelaufen.", sagte ich und sah auf den Boden. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich Erwin und Levi gegenseitig ansahen."Wie heißt du denn eigentlich, kleiner Mann?", meldete sich Erwin nach einiger Zeit zu Wort. Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung.", murmelte ich.

"Wie, keine Ahnung? Du musst doch einen Namen haben.", meinte er. Ich schüttelte den Kopf. "Hab keinen. Im Waisenhaus nannten mich alle nur 'der Zweiäugige.' "

"Warum das denn?" Erwin war sichtlich verwirrt. Ich sah ihm ins Gesicht, damit er meine zweifarbigen Augen erkennen konnte. Überrascht sah er zu Levi, was ich ihm gleichtat, damit auch er erfuhr, was Erwin so überraschte.

"Zwei verschiedenfarbige Augen zu haben, ist für kleine Plagen mittlerweile ein Grund, anderen Kindern so dämliche Namen zu geben?", fragte Levi und hob genervt eine Augenbraue; was ich nur mit einem Nicken kommentierte. Meine Augen besaßen die Farben schwarz und hellblau, was schon ziemlich ungewöhnlich war.

"Trotzdem brauchst du einen richtigen Namen, oder, Kleiner?", meinte Erwin und lächelte freundlich. Erneut ein Nicken meinerseits. Er stand auf und zog Levi am Arm in einen anderen Raum - ich vermutete, es war die Küche, da Levi eben aus diesem Raum mit dem Tee wiederkam - und kam nach ein paar Minuten zurück. Beide setzten sich auf ihre Plätze.

"Yukio.", war das einzige, was Levi sagte. Ich sah ihn verwirrt an. "Von nun an heißt du Yukio.", meinte er daraufhin, mein Blick wurde noch verwirrter. Warum gaben sie mir einen Namen, wo sie mich doch gar nicht kannten?

"Yukio bedeutet 'Kind aus dem Schnee' Beziehungsweise 'Schneekind'. Wir fanden, es wäre ein passender Name, da wir dich im Schnee gefunden haben. Und da ich glaube, dass du in nächster Zeit erstmal bei uns wohnen wirst - natürlich nur, wenn du das auch willst -  hat dieser Name auch eine Bedeutung für uns.", erklärte Erwin, woraufhin ich ihn mit großen Augen ansah.

Ich hatte nun also einen richtigen Namen und wahrscheinlich für die nächste Zeit jemanden, bei dem ich wohnen würde. Es war toll, nun nicht mehr "zweiäugiger" genannt zu werden. Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen vor Kälte blau angelaufenen Lippen und ich nickte, während ich leise meinen neuen Namen wiederholte und mich in die warme Decke kuschelte.

New Life?! ~Eruri Fanfiction~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt