Chapter 17

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Als wir zu Hause ankamen, zog ich Jacke und Schuhe aus. Den Teddy hatte ich fest umschlossen, als Erwin mich wieder hochnahm und wir in die Küche gingen, wo er mich auf die Küchenzeile setzte. "So, du wirst jetzt dieses Zeug nehmen und dann gehst du ins Bett.", lächelte er. Ich nickte und sah ihm zu, wie er das dickflüssige Medikament auf einen Plastiklöffel tröpfelte. Wirklich appetitlich sah das nicht aus. Auch Erwin verzog eher angewidert das Gesicht und nahm ein kleines Glas aus dem Schrank, welches er mit Wasser füllte und mir in die Hand drückte.

"Ich weiß nicht, wie das Zeug schmeckt und ehrlich gesagt bin ich auch froh, es nicht nehmen zu müssen.", grinste er, was mich zum Schmollen brachte. Trotzdem konnte ich ein kleines müdes Lächeln nicht verbergen. "So, jetzt Mund auf, hier kommt das Flugzeug.", versuchte er es auf die kindische Methode. Ich kicherte leise und öffnete dann wirklich den Mund, sodass Erwin mir den Löffel in den Mund schieben konnte. Die Medizin schmeckte wirklich scheußlich, weshalb ich gleich die Hälfte des Wassers aus dem Glas trank. Ich wollte das Glas wegstellen, als Erwin meine Hand stoppte. Fragend sah ich ihn an, woraufhin er den Kopf schüttelte. "Trink bitte aus, du musst viel Trinken." Ich seufzte und trank das Wasser aus, wenn auch nur langsam. Mir hing normales, langweiliges Wasser zum Halse heraus, da wir das im Heim immer bekamen. Zur Abwechslung bekamen wir zum Frühstück Milch, aber das war es auch.

Erwin nahm mir das Glas aus der Hand und strich mir durch die Haare, nachdem er das Gefäß weggestellt hatte. "So, du gehst jetzt noch ein wenig schlafen, ja?", fragte er, was ich mit einem Nicken bestätigte. Ich wollte von der Küchenzeile springen, aber das war mir dann doch etwas zu hoch. Erwin nahm mich -mal wieder- auf den Arm und trug mich nach oben. Ich hätte auch selber gehen können, aber so war es auch angenehm. Und allem Anschein nach hatte er Spaß daran, mich durch die Gegend zu tragen.

Oben angekommen setzte er mich auf meinem Bett ab. Ich wollte mich gerade hinlegen, als der Blonde mich zurückhielt. Ich sah ihn irritiert an, er jedoch zeigte hinter mich. Und als ich hinter mich auf das Bett sah, kannte ich den Grund für sein Handeln: Saiko hatte sich auf dem Bett breit gemacht. Ich stupste ihn an, damit er sich da wegbewegte, aber nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil: er streckte sich und blieb dann liegen - mitten auf dem Kopfkissen, ausgestreckt bis zum Geht-Nicht-Mehr.

Ich sah schmollend zu Erwin, welcher lachte und Saiko hochnahm. Dieser miaute unzufrieden und wollte wieder auf 'seinen' Platz zurückspringen, jedoch legte ich mich schnell hin und sah ihn müde grinsend an. Erwin ließ Saiko wieder auf das Bett, welcher sich prompt auf meine Hand legte. Erwin lächelte mich an und gab mir einen Kuss auf die Stirn, nachdem er die Vorhänge zugezogen und somit den Raum etwas abgedunkelt hatte. Er ging aus dem Raum und ließ die Tür, wie immer, einen Spalt breit offen. Ich schloss die Augen und drückte das neue Stofftier an mich. Es dauerte auch nicht lange, ehe ich eingeschlafen war.

PoV Erwin

Leise ging ich die Treppen runter, um links in das Wohnzimmer einzubiegen. Dort fand ich Levi vor, welcher auf dem Sofa saß und sich durch die Fernsehkanäle zappte. Ich setzte mich neben ihn und zog ihn nah zu mir heran. Wir sahen kuschelnd fern, während keiner von uns etwas sagte. Doch irgendwann unterbrach Levi die Stille.

"Ich will den Jungen nicht weggeben." Er sprach nicht laut, jedoch konnte man seiner Stimme entnehmen, dass er fest entschlossen war. "Ich auch nicht. Er ist mir in den zwei Tagen ans Herz gewachsen. Und zwar so sehr, dass ich ihn am Liebsten gar nicht mehr loslassen will." - "Das hat man heute gemerkt. So, wie du ihn durch die Gegend getragen hast. Wobei ich glaube, dass er nicht die Kraft gehabt hätte, alleine den ganzen Weg zu laufen." Ich lächelte leicht und strich über Levi's Rücken. "Es bereitet mir Sorgen, wenn ich darüber nachdenke, was passieren würde, wenn es ihm nicht bei uns gefällt. Er würde wieder in ein neues Waisenhaus kommen. Man würde ihn in ein neues Umfeld stecken, voller fremder Menschen und ohne Bezugsperson. Und was wäre, wenn es wieder so eines ist, wie das in der Arabov-Straße? Wenn er wieder geschlagen, man ihm wieder Liebe und Zuneigung verwehren würde? Es wird ihn zu einem psychsichen und physischen Wrack machen, da er sich mit dieser zierlichen Statur nicht wirklich wehren könnte. Erwin, ich will das nicht." Levi sah zwar eher emotionslos aus, aber ich merkte, dass er vollkommen aufgewühlt war. Man konnte es an seiner Stimme hören und ich sah es in seinen Augen, als wir uns in die des jeweils anderen sahen. Ich konnte in seinen schiefergrauen Augen die bodenlose Besorgnis sehen. Er hatte den Kleinen genauso in sein Herz geschlossen, wie ich es tat.

"Ich verstehe dich; mir geht es genauso. Ich hoffe, dass es ihm bei uns gefällt. Ich will ihn vor allem beschützen. Sei es irgendeine dämliche Krankheit, die ihn noch zierlicher wirken lässt, als er sowieso schon ist, oder irgendwelche Jugendlichen, die ihn verprügeln. Ich möchte einfach, dass er in Sicherheit ist und ein für ihn angenehmes Leben führt.", gab ich von mir, was Levi mit einem Nicken bestätigte. "Wir werden ihm ein tolles Leben schenken, nicht? Zwar werden wir ihm nicht jeden Wunsch von den Lippen ablesen können, denn etwas Erziehung gehört auch dazu, aber wir werden das schon schaukeln." Ich strengte mich an, überzeugt zu klingen. Levi sah zu mir hoch und hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Ich liebte sein Lächeln und freute mich immer, wenn ich es zu sehen bekam.

"Schön, wie du versuchst, überzeugt zu klingen. Aber ja, wir schaffen das. Zu dritt und als Familie." Er streckte sich zu mir hoch und gab mir einen Kuss, bevor er aufstand. "Ich gehe mein Handy holen." Während Levi nach oben ging -wobei ich den Blick nicht von seinem wohlgeformten Hintern lassen konnte- lief ich in die Küche, wo ich Tee kochte. Mit zwei Tassen in der Hand ging ich in das Wohnzimmer zurück, wo ich mich wieder auf das Sofa setzte und auf Levi wartete.

Dieser kam keine zwei Minuten später zurück, während er wie verzaubert auf sein Handy guckte. Er ließ sich neben mich fallen und hielt mir sein Handy vor die Nase, auf welchem er ein Bild geöffnet hatte. Als ich genauer hinsah, erkannte ich Yukio. Saiko hatte sich halb auf seine Schulter gelegt und zusammengerollt, während er das kleine Köpfchen an Yukio's Kiefer schmiegte. So lagen sie beide da und schliefen.

"Ach du heilige Mutter Gottes, ist das niedlich! Schick mir das bitte.", bat ich Levi und wollte den Blick gar nicht davon abwenden. Levi schmunzelte und schickte mir das Bild, was ich gleich als mein Hintergrundbild speicherte.

"Was ist das für ein Bild?", fragte plötzlich eine leise Stimme hinter mir, wodurch sowohl Levi, als auch ich, zusammenzuckten und uns ruckartig zu Yukio umdrehten. "Wo kommst du denn auf einmal her?", fragte der Schwarzhaarige neben mir, woraufhin der Kleine in Richtung Treppe zeigte. Erst jetzt fiel mir auf, dass er den Plüschhund und Saiko im Arm hatte, welcher leise vor sich hinschnurrte. Levi bedeutete ihm mit der Hand, um das Sofa herumzukommen, was er auch tat.

"Hab ich dich geweckt?", fragte Levi, als er ihn auf seinen Schoß hob. Yukio schüttelte den Kopf. "Nein, Saiko war's. Er hat mich geweckt, weil er auf mir herumgelaufen ist." Während er redete, kraulte er den Kater hinter den Ohren - allgemein ein tolles Bild: meine drei Lieblinge saßen nah beieinander.

"Du bist noch immer so rot. Das Fieber scheint nicht runtergegangen zu sein." Kaum hatte ich das festgestellt, war ich auch schon in die Küche gelaufen, um etwas dagegen zu tun. Und schon hatte Yukio erneut irgendwelche offensichtlich widerlich schmeckende Medizin im Mund. Er verzog angewidert das Gesicht, bis mir einfiel, dass ich das Wasser vergessen hatte. Ich wollte gerade zurück in die Küche eilen, als Levi das Problem auch schon behob und ihm seinen Tee gab. "Lecker.", grinste der Kleine erschöpft, woraufhin selbst Levi sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen konnte.

Ich brachte die Medizin zurück in die Küche und kam mit einer dritten Tasse Tee wieder, welche ich Yukio hinhielt. Dieser nahm sie dankend an. Kurz darauf hatten wir beschlossen, erneut einen Film zu gucken. Nun saßen wir nebeneinander, Yukio in eine Decke eingekuschelt und Saiko hatte es sich auf dessen Schoß gemütlich gemacht. Das könnte ich echt den ganzen Tag tun: auf der Couch gammeln, mit Levi, Yukio und dem Kater kuscheln und Filme schauen.

New Life?! ~Eruri Fanfiction~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt