Chapter 9.1

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ERWIN PoV

Nachdem Levi und Yukio das Haus verlassen hatten, schnappte ich mir meinen Geldbeutel, Handy und meine Schlüssel, zog mir Jacke und Schuhe an und verließ ebenfalls das Haus. Mein Ziel? Das Jugendamt, ein paar Straßen weiter.

Auch, wenn ich diesen kleinen Jungen nicht lange kannte, -um genau zu sein, nicht mal 24 Stunden- ging mir sein Schicksal nahe. Dass er in einem Waisenhaus leben musste, war schlimm genug, aber dass er dort auch ständigen Schlägen ausgesetzt war, trieb es auf die Spitze; vom Abbrennen des Hauses und seiner Flucht davor ganz zu schweigen. Ihn jetzt wieder in ein Waisenhaus zu geben, kam für mich gar nicht in Frage. Ich würde alles in meiner Macht stehende tun, um dies zu verhindern. Ich wusste, dass es höchstwahrscheinlich dazu kommen würde, ihn zu adoptieren, aber ich hatte nichts dagegen einzuwenden. Wenn er zurück in ein Waisenhaus musste, wäre ich der erste Kandidat, ihn zu adoptieren und da heraus zu holen. Ich glaube nicht, dass es so gut für seine Psyche war, wenn er jetzt erneut ins Heim musste und dort niemanden kannte, keine Bezugsperson hatte.

Kaum war ich beim Jugendamt angekommen, bat ich die junge Frau am Empfang um ein Gespräch mit einer Sachbearbeiterin oder einem Sachbearbeiter der städtischen Heime. Die Frau bat mich lächelnd, im Wartezimmer Platz zu nehmen. Ich kam der Bitte nach und saß eine gefühlte Ewigkeit auf dem harten Stuhl im Wartebereich. Ich sah auf die Uhr und musste feststellen, dass ich bereits knapp zwei Stunden dort wartete. Ein paar weitere Minuten verstrichen, in denen ich kläglich nach einer Beschäftigung suchte, da ich wirklich nervös war, als ich endlich mein Gespräch mit einer Sachbearbeiterin führen konnte.


"Guten Tag, mein Name ist Hanji Zoë, was kann ich für sie tun?", empfing mich eine freundlich lächelnde Frau mit schulterlangen, rotbraunen Haaren und einer Brille. "Erwin Smith mein Name, guten Tag.", stellte ich mich vor. Ich überlegte. Wie sprach ich die Sache am Besten an?

"Kann es sein, dass sie wegen des Brandes in dem ehemaligen Waisenhaus in der Arabov-Straße hier sind?", lächelte mir die Sachbearbeiterin entgegen, als sie meinen nachdenklichen Blick sah und sich wahrscheinlich denken konnte, dass ich nicht wusste, wie ich das Gespräch beginnen sollte. "Da wären sie nämlich nicht die erste Person, die sich nun um die angeblichen Kinder sorgt."

Ich nickte. "Genau aus diesem Grund. Aber vorher eine Frage: 'Ehemalig'? 'Angeblich'?" Ich zog verwirrt eine Augenbraue hoch. "Ja. Wussten sie nicht, dass das Waisenhaus vor drei Jahren aufgrund Verstoßes gegen die Richtlinien, unzumutbaren Bedingungen und baufälligem Gebäude geschlossen wurde?" Die Frau sah mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf.

"Allem Anschein nach hat sich da aber niemand dran gehalten.", merkte ich an, woraufhin sich beinahe ein großes, rotes Fragezeichen über dem Kopf der Frau bildete. "Das ist auch der Grund, weswegen ich hier bin." Nun war die Frau perplex und bat ich stumm, weiterzusprechen. "Ein Freund und ich haben gestern einen Jungen im Schnee an einer Haltestelle gefunden, welcher uns dann später, als wir ihn mit zu uns nach Hause nahmen, angab, von einem brennenden Waisenhaus weggelaufen zu sein. Später habe ich geguckt, wo an diesem Tag ein Haus brannte. Es kann sich also nur um dieses Waisenhaus handeln."

"Das... hätte ich jetzt nicht erwartet.", sagte die Sachbearbeiterin mit den rotbraunen Haaren vor mir. "Das werde ich so schnell wie möglich der Polizei melden, damit man sich nicht mit der Frage befassen muss, weshalb sich zum Zeitpunkt des Brandes Menschen, ja sogar Kinder in dem maroden Gebäude aufhielten. Außerdem sollen die Polizisten dann ermitteln, wie viele der Kinder bei diesem Brand ums Leben gekommen sind."

Die Frau schien gestresst, als sie sich etwas aufschrieb und das in einer Geschwindigkeit, die nicht der normalen Schreibgeschwindigkeit entsprach. Ich hätte wetten können, dass sie später selbst nicht entziffern konnte, was sie sich da aufgeschrieben hatte, während sie aufgrund ihrer hektischen Bewegungen halb von ihrem Stuhl fiel. "Beruhigen sie sich erstmal, bevor ich weiterspreche.", sagte ich, in der Hoffnung, die gestresste Frau etwas zu beruhigen. Eine kurze Zeit sagte keiner was und man sah der Frau -von welcher ich den Namen schon wieder vergessen hatte- an, dass sie versuchte, etwas runter zu kommen.

New Life?! ~Eruri Fanfiction~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt