Chapter 20

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PoV ERWIN

Einige Zeit lagen wir einfach nur auf der Couch, bis ich merkte, dass Yukio eingeschlafen war. Vorsichtig nahm ich den zierlichen Jungen auf meine Arme und brachte ihn nach oben. Ich dachte, es würde ihm etwas besser gehen, aber wenn ich ihn mir jetzt mal so ansah, änderte sich meine Meinung: er war blass, leichte Augenringe waren zu sehen und er atmete schwer.

Oben angekommen legte ich ihn in das Bett des Zimmers, was wir wahrscheinlich bald für ihn einrichten würden. Er wimmerte, als ich ihn hinlegte und das Zittern wurde stärker, weswegen ich ihn schnell zudeckte. Ich strich ein letztes Mal durch seine weichen Haare, ehe ich das Zimmer verließ und die Tür noch ein Stückchen offen ließ.

Ich ging wieder nach unten, wo ich mich in die Küche begab um das Geschirr, welches wir heute benutzt hatten, sauber zu machen. Während ich die dreckigen Teller, das fettige Besteck und benutzte Tassen und Gläser säuberte, dachte ich nach. Würden wir es wirklich gebacken bekommen, ein Leben mit einem Sechsjährigen zu führen? Wird er sich bei uns wohlfühlen? Ist er immer so anfällig für Krankheiten? Werde ich ihn überhaupt adoptieren dürfen? Mir schwirrten so unendlich viele Fragen im Kopf herum, welche jedoch alle erst im Laufe der Zeit ihre Antworten finden würden. Nun konnten wir nur hoffen und das Beste daraus machen.

Nachdem ich das Geschirr abgewaschen und in getrocknetem Zustand an seinen Platz zurückgestellt hatte, war ich zu Levi gegangen und hatte noch kurz mit ihm gesprochen, ehe wir auch ins Bett gegangen waren. Ich stellte mir meinen Wecker auf sieben Uhr, da Yukio um halb acht seine Medizin nehmen musste. Als ich mein Handy weggelegt hatte, beugte ich mich über Levi und gab ihm einen innigen Gute-Nacht-Kuss, bevor ich ihn zu mir zog und wir Arm in Arm einschliefen.


In der Nacht war ich oft wach geworden und jedes Mal lief ich zu Yukio, um nach dem Kleinen zu sehen. Ich machte mir einfach unglaublich große Sorgen und diese verstärkten sich, als ich ihn jedes mal auf's Neue dort liegen sah - zitternd, blass und unruhig schlafend. Ich hätte ihm, bevor er schlafen gegangen war, gerne noch etwas von dem Fiebersaft gegeben, jedoch mussten immer mindestens sechs Stunden zwischen der einen und der anderen Einnahme sein und diese waren leider Gottes zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorbei.


Am nächsten Morgen holte mich mein Wecker aus meinem Schlaf. Ich zog mich schnell und leise an, um Levi nicht zu wecken und ging dann in die Küche. Dort bereitete ich das Frühstück vor, was jedoch nur aus Toast mit Schokoladenaufstrich bestand. Ich stellte alles ordentlich mit drei Tassen Tee hin, ehe ich wieder nach oben ging und Levi weckte. Dies tat ich, indem ich mich nochmal zu ihm legte und sanfte Küsse in seinem Gesicht und auf seinem Hals verteilte. Das dauerte zwar etwas, aber kurz darauf hörte ich ihn grummeln und merkte, wie er mein Gesicht von sich schob. "Na komm, steh auf, Prinzessin. Ich hab Frühstück gemacht." - "Nenn' mich nicht so. Und wahrscheinlich besteht dein Frühstück sowieso wieder nur aus Müsli oder Nutella-Toast.", murrte er. "Erwischt." Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf und grinste ihn unschuldig an. "Ich gehe den Kleinen wecken.", informierte ich den Schwarzhaarigen und verließ auch gleich das Zimmer.

Als ich die Tür zum Gästezimmer öffnete, sahen mich ein schwarzes und ein hellblaues Auge an. "Du bist ja schon wach.", bemerkte ich und setzte mich an die Bettkante. "Bist du denn schon lange wach?", lautete meine Frage und strich durch seine Haare, ehe ich meine Hand auf seine Stirn legte. Wir mussten definitiv ein Fieberthermometer besorgen, denn das Fieber schien nicht gesunken zu sein. Auf meine Frage nickte der Kleine tonlos. "Warum bist du denn nicht rausgekommen? Du hättest doch zu uns kommen können, wenn du nicht mehr schlafen kannst." Yukio zuckte nur mit den Schultern und gähnte. Ich wusste nicht, warum er mir nicht antwortete, aber eine Antwort sollte ich darauf bekommen, als er sich aufsetzen wollte und daran scheiterte: Er war einfach zu geschwächt von der Krankheit.

Ich hob ihn hoch und setzte ihn auf meinen Schoß, die Decke gleich hinterhergezogen. Der Braunhaarige sah bei genauere Hinsehen noch schlimmer aus als gestern. Er zitterte stark und schwitzte zur gleichen Zeit, seine roten Wangen stachen in seinem blassen Gesicht hervor und allgemein sah er alles andere als gut aus. Ich drückte ihn an mich und seufzte, ehe ich ihn kurz darauf umzog, da er es nicht allein schaffte.

Levi kam ins Zimmer, als ich Yukio gerade ein Paar schwarze Socken anzog. "Wie geht es ihm?", erkundigte er sich, woraufhin ich nur meinen Kopf schüttelte. "Scheint ihm noch schlechter zu gehen als gestern." Levi nahm mir besorgt den Kleinen vom Schoß und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Gemeinsam gingen wir in die Küche, wo Levi sich mit Yukio auf dem Schoß gegenüber von mir auf die Eckbank setzte. Zusammen fingen wir an zu essen, wobei der Kleine eher an seinem Toast knabberte, als es wirklich zu essen. Ich hoffte einfach, dass diese Appetitlosigkeit von der Mandelentzündung verursacht und somit bald vorrüber sein würde.

Nachdem Levi und ich aufgegessen und Yukio ein halbes Toast gegessen hatte, stand ich auf, räumte die Teller weg und machte die Medizin für den kleinen Mann fertig. Ich nahm ein Glas aus dem Schrank und befüllte es mit Wasser, ehe ich mich zurück an den Tisch setzte und das Glas vor meine beiden Schätze stellte. Ich reichte Levi den Löffel, da er momentan besser an den Kleinen rankam. Bereitwillig schluckte dieser das Zeug und trank auch von sich aus das Wasser aus. Ich lächelte ihn an und brachte beides an seinen Platz zurück, nachdem ich es saubergemacht hatte. Hinter mir vernahm ich ein leises Flüstern, was ich beinahe überhört hätte, da es so leise war: "Kann ich einen Tee haben?" Es war Yukio, der mich kraftlos aber trotzdem bittend ansah.

"Natürlich darfst du das." Ich schaltete den Wasserkocher an und hielt ihm die verschiedenen Teesorten hin, damit er sich einen raussuchen konnte. Er zeigte auf einen Früchtetee, welchen ich ihm machte. Den Tee füllte ich in einen Becher und hielt ihm diesen hin. Er nahm ihn mit einem dankenden lächeln und wollte einen Schluck daraus trinken, als ihm auffiel, dass der Tee wahrscheinlich noch zu heiß war.

Yukio gähnte herzhaft, woraufhin Levi ihm durch die Haare strich. "Möchtest du nochmal schlafen gehen?", fragte dieser, was der Kleine mit einem Nicken bestätigte. Ich nickte Levi zu, welcher ihn in sein Zimmer brachte. Der Tee war nun umsonst gemacht, aber den würde ich gleich trinken. Ich setzte mich in der Zeit mit meinem Laptop in unser Wohnzimmer.

"Was machst du?", kam es von Levi, als er wiederkam und sich neben mir niederließ. "Ich gucke, wie man ein krankes Kind beschäftigen kann, wenn es sich nicht allzu viel bewegen darf. Denn ich will ihn auch nicht die ganze Zeit vor dem Fernseher parken.", überlegte ich. "Das Problem ist nur, dass wir das Meiste davon gar nicht dahaben.", bemerkte ich dann. Levi neben mir nickte zustimmend. "Dann schreib es auf und ich gehe es nachher holen, während du dich um den Kleinen kümmerst.", schlug Levi vor. Ich sah ihn überrascht an und küsste ihn dann dankbar. "Danke, das ist nett von dir." - "Naja, ich möhte auch nicht, dass er sich den ganzen Tag langweilt.", bekam ich als Antwort.

Zusammen saßen wir einige Zeit auf dem Sofa, durchstöberten das Internet und schrieben uns Dinge auf, die wir -oder eher Levi- für den kleinen Yukio kaufen wollten, damit er nicht an Langeweile starb. Nach dreißig bis vierzig Minuten sah ich mir die Liste nochmal genau an. Sie reichte von Puzzlen über Malbücher bis hin zu Vorlese-Büchern. "Achja.", bemerkte Levi, nahm mir den Stift aus der Hand und schrieb 'Fieberthermometer' dazu. Stimmt, das brauchten wir auch noch.

New Life?! ~Eruri Fanfiction~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt