Chapter 8

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LEVI PoV

Eigentlich wollte ich nur mein Ladekabel aus dem Schlafzimmer holen, da mein Handy nur noch wenige Prozente des Akkus hatte, als ich den Jungen weinend in seinem Zimmer vorfand. Als ich gehen wollte, hielt er mich zurück; bat, dass ich bei ihm blieb. Ich zögerte. Warum sollte ich das tun? Wir kennen uns doch gar nicht. Aber wie oft hatte Erwin schon bei mir gelegen, als ich nicht mehr schlafen konnte? Ich konnte den Jungen nicht alleine lassen!

So legte ich mich zu ihm und wartete, bis er eingeschlafen war. Er schien ziemlich müde zu sein, da es nicht lange brauchte, bis dies erreicht war. Vorsichtig legte ich ihn ordentlich in das große Bett, in welchem er wirklich klein aussah, deckte ihn zu und machte mich auf leisen Sohlen auf, das Zimmer zu verlassen. Ich ging ins Schlafzimmer, holte mein Ladekabel und ging wieder zu Erwin ins Wohnzimmer. "Warum warst du denn so lange weg? Ich wollte gerade nach dir gucken kommen.", meinte dieser, als ich mein Handy anschloss und mich zu ihm setzte. Er legte seinen Arm um mich und zog mich zu sich heran.

"Der Bengel saß heulenderweise im Bett. Er erzählte mir, er hätte einen Alptraum gehabt und bat mich dann, bei ihm zu bleiben, bis er eingeschlafen ist." gab ich als Antwort. "Und da kann der kinderliebe Levi nicht 'nein' sagen.", grinste Erwin, woraufhin ich ihm einen grimmigen Blick zuwarf. "Schon gut, schon gut.", unschuldig hielt er seine Hände in die Luft, "Was hat er denn geträumt?"Ich erzählte ihm das, was der Junge mir erzählt hatte. "Der Junge muss echt einiges erlebt haben.", grübelte Erwin, "Blaues Auge, Hämatome am Oberkörper, Alpträume. Das ist doch nicht normal für einen sechsjährigen." - "Hämatome?", fragte ich. Was für Hämatome?

"Als er sich vorhin den Pullover ausgezogen hat, ist sein eigener Pulli hochgerutscht und da hab ich gesehen, dass er am Bauch einige blaue Flecken hat." Er sah mich an und in seinen Augen konnte man deutlich die Besorgnis erkennen. Auch ich war zunehmend besorgt, unter welchen Bedingungen der Junge leben musste. Auch, wenn ich es nicht zeigte, hatte ich ein großes Herz für Kinder und konnte nicht tatenlos zusehen, wie ein kleiner Junge misshandelt durch die Gegend zog. Dass er überhaupt vollkommen allein in einer ihm unbekannten Stadt herumlief, war schlimm genug, aber dann zu erfahren, dass er geschlagen wurde? Das ging eindeutig zu weit.

"Und was sollen wir jetzt machen?", lautete meine Frage. Erwin überlegte. "Wie wär's, wenn wir uns morgen mehr oder minder aufteilen? Einer von uns geht mit dem Kleinen in die Stadt, holt ihm ein paar dem Wetter entsprechende Klamotten - jetzt, wo das Waisenhaus abgebrannt ist, hat er ja gar nichts mehr- und zeigt ihm ein wenig die Stadt, während der andere zum Jugendamt geht.", gab er seinen Plan bekannt.

"Zum Jugendamt?" Ich zog eine Augenbraue hoch. Was wollte er denn da? "Ja, zum Jugendamt. Ich für meinen Teil will den Jungen nicht zurück in ein Waisenhaus geben. Du etwa?", er sah mich fragend am. Langsam schüttelte ich den Kopf. "Nicht wirklich."

"Na also. Wenn man denen beim Jugendamt erzählt, was passiert ist und dass wir eines der Kinder gefunden haben, kann man vielleicht irgendwas ausmachen, damit er bei uns bleiben kann. Wenn dies nicht möglich ist, würde ich alles dafür tun, dass der Junge nicht in dem Heim wohnen muss, ich würde ihn sogar adoptieren, um ihn da rauszuholen." , sagte er und man konnte seine Entschlossenheit förmlich spüren. Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann gab es auch keinen Weg, ihm das auszureden. Oft kam es vor, dass es total wirres Zeug war, was er sich in den Kopf setzte, doch diesmal war es anders; und ich hatte nichts dagegen einzuwenden.

Zustimmend nickte ich. "Wer geht mit ihm in die Stadt?", fragte er danach. "Ich. Du bist besser im Menschen überzeugen.", begründete ich meinen Entschluss. "Stimmt, du würdest nur wieder in die Luft gehen.", grinste Erwin, woraufhin ich ihm in den Bauch boxte. Er gab ein gequältes Keuchen von sich. "Das tat weh.", jammerte er. "War ja auch Sinn der Sache.", gab ich monoton zurück, aber streckte mich dann zu ihm hoch, um ihm einen entschuldigenden Kuss auf die Lippen zu drücken.

"Lass uns ins Bett gehen, es ist schon spät.", sagte Erwin, als wir uns lösten. Ich nickte und stand auf, um dann hoch zu gehen und müde ins Bett zu fallen. 

New Life?! ~Eruri Fanfiction~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt