Chapter 2

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Vor mir befand sich zwar ein Gebäude, jedoch leuchtete dieses rotgelb und stand in Flammen. Ich stand wie angewurzelt da und wusste nicht, was ich tun sollte. Eine große Rauchschwade hing über dem Gebäude und verpestete die Luft. Es roch stark nach Rauch und irgendwie auch nach verbranntem Essen.

Eine gefühlte Ewigkeit stand ich wie angewurzelt da. Als ich aber von weitem Sirenen hörte, wurde ich aus meiner Schockstarre gerissen und ohne groß darüber nachzudenken, setzte ich mich in Bewegung und rannte weg. Vorbei am Park, vorbei am Kindergarten, einfach weg. Wohin ich lief, wusste ich nicht, es war mir im Moment auch vollkommen egal.

Ich wusste nicht einmal, warum ich überhaupt weg rannte und nicht dort geblieben war, um auf die Feuerwehr zu warten, aber es war mittlerweile zu spät. Als ich stehen blieb, befand ich mich in einer mir vollkommen unbekannten Gegend und wusste nicht, wo ich nun hin oder was ich nun am Besten tun sollte. Ich war mein ganzes Leben nur im Waisenhaus oder im Park daneben gewesen, hatte also noch nie etwas von dieser Stadt gesehen und kannte dementsprechend auch niemanden, bei dem ich hätte unterkommen können.

Ich lief in normalem Tempo weiter durch die Straßen. Es war kalt - kein Wunder für Ende November - und ich hatte nur eine mehr oder weniger dünne Jacke an, da ich im Park die meiste Zeit durch die Gegend rannte, was verhinderte, dass mir kalt wurde. Hätte ich eine dem Wetter entsprechende Jacke angezogen, wäre mir viel zu warm gewesen. Aber hätte ich gewusst, was an dem heutigen Tag noch passieren sollte, hätte ich mich doch für die dicke Jacke entschieden; dann würde ich jetzt nicht frieren.

Ich lief vorbei an Läden, an Hochhäusern, Gartenanlagen, Schulen und noch viel mehr Dinge, die ich zuvor nur aus Büchern und Bildern kannte.

Nach Ewigkeiten des Laufens war ich in einer Siedlung von Einfamilienhäusern angekommen. Es war kalt, ich hatte Hunger und Durst, mir taten die Beine weh und zu meinem Pech fing es nun auch noch an zu schneien; besser hätte es ja nicht kommen können.

Ich sah mich nach einem Unterstand oder Ähnlichem um. Da das Schicksal es ja ach so gut mit mir meinte, war auch davon nichts zu sehen. Lediglich ein großer Baum befand sich ein paar Meter von mir entfernt auf der anderen Straßenseite.

Ich überlegte nicht lang und begab mich an den Straßenrand, sah nach links, dann nach rechts und nochmal nach links, bevor ich zügig die Straße überquerte und direkt auf den Baum zusteuerte. Ich setzte mich an dessen Wurzeln und war froh, dass die kahlen Äste wenigstens einen kleinen Teil des fallenden Schnees abfingen. Ich zog die Beine dicht an meinen Körper heran, um mich wenigstens ein klein wenig zu wärmen, und beobachtete den Schnee, welcher auf meinen Schuhen landete und kurz darauf schmolz.

Es war verdammt kalt, ich war müde und ich war allein. Weit und breit war keiner zu sehen, nur ab und zu fuhr ein Auto vorbei. Vor mir stand das große Haltestellenschild, welches darauf hindeutete, dass hier gelegentlich ein Bus vorbei fuhr. Ich hatte noch keinen gesehen, aber es war mir auch egal; ich hatte sowieso kein Geld, um mir ein Busticket zu kaufen.

Mittlerweile war es dank der Wolken ziemlich dunkel geworden. Außerdem vermutete ich auch, dass es schon später Nachmittag war, was ein weiterer Grund für die aufkommende Dunkelheit sein könnte.

Erschöpft gähnte ich und langsam schlossen sich meine Augen. Ich war einfach so verdammt müde, es war ein ereignisreicher Tag gewesen und dunkel wurde es auch schon. Ob es so gut ist, jetzt in der Kälte einzuschlafen? Ach, egal, ich bin müde und wünsche mir nichts sehnlicher, als jetzt zu schlafen.

Kaum hatte ich das gedacht, war ich auch schon eingeschlafen und bemerkte den Bus nicht, welcher eine halbe Stunde später an der Haltestelle hielt. Auch fielen mir die zwei Männer nicht auf, welche aus besagtem Bus ausstiegen und mich erblickten.


New Life?! ~Eruri Fanfiction~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt