Erwin's PoV
Ich arbeitete einige Zeit, doch wurde dann auch müde, legte meinen Laptop weg und schlief ein. Wach wurde ich dann später, als ich hörte, dass Levi wieder da war, jedoch behielt ich meine Augen geschlossen. Ich konnte hören, wie er die Treppen hochkam, das Zimmer betrat und erstmal die Luft anhielt. Wie ich ihn kannte, schockte ihn der Anblick, der sich ihm darbot, jedoch in einem positiven Sinne.
Kurz darauf hörte ich, wie er sich auf eines der Sofas setzte, die in dem Zimmer standen. Was er tat, wusste ich nicht, doch ich würde es kurz darauf erfahren, da ich die Augen öffnete. Als sein Blick meinen traf, schenkte ich ihm ein sanftes Lächeln. Vorsichtig, um Yukio nicht zu wecken, stand ich auf und ging zu Levi, welchen ich mit einem sanften Kuss begrüßte. Erst jetzt fiel mir der Plüsch-Elefant in seinen Händen auf, woraufhin ich ihn fragend ansah. Levi bedeutete mir mit dem Kopf, ihm nach draußen zu folgen, was ich auch tat.
Wir gingen nach unten in die Küche, während Levi auf meine unausgesprochene Frage antwortete. "Ich hab auf dem Parkplatz einen Jungen aus der Nachbarschaft getroffen; Eren. Yukio hat, als wir auf dem Spielplatz waren, mit ihm gespielt. Jedenfalls hat er gefragt, warum Yukio nicht mehr auf den Spielplatz kommt und mir dann das Stofftier gegeben. Er schenkt es dem Knirps, damit er schnell wieder gesund wird.", sprach Levi, während wir in der Küche ankamen. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, denn ich glaubte, dass Yukio bereits einen Freund gefunden hatte.
In der Küche hatte Levi Einkaufstüten auf der Sitzbank und dem Tisch abgestellt. Zusammen verräumten wir die Lebensmittel, bevor ich mir die Sachen für Yukio ansah. Ich hoffte, dass er sich mit dem Zeug nicht mehr allzu sehr langweilen würde. Ich nahm einige der Dinge in die Hände, um sie nach oben zu bringen; Levi mir folgend. Als ich gerade von der Treppe aus nach links abbog, wäre ich beinah mit Yukio zusammengestoßen, der gerade aus dem Badezimmer schlurfte.
Müde aber auch überrascht sah er zu mir hinauf und danach zu Levi. Sein Blick erhellte sich, als er erkannte, dass Levi wieder da war. "Was machst du denn hier draußen?", fragte ich den Kleinen, während ich das Zimmer betrat, um meine vollen Arme zu entleeren. Danach beugte ich mich zu Yukio runter, um seine Stirn zu fühlen.
"Ich musste auf Toilette.", murmelte er, während ich meine Hand an seine Stirn legte. "Und ich wollte nicht allein sein." Ich schmunzelte und hob ihn sanft hoch, um ihn vorsichtig in den Deckenberg zurückzulegen. Ich wollte Levi gerade fragen, ob er an das Fieberthermometer gedacht hatte und drehte mich um, als er es mir auch schon vor die Nase hielt. Mit einem dankenden Lächeln nahm ich es entgegen und kurze Zeit später wussten wir, dass Yukios Temperatur zwar erhöht, aber noch nicht im Bereich des Fiebers lag.
"Was ist das?", fragte eine leise Stimme und als ich Yukios Blick folgte, landete dieser auf den Dingen, die Levi gekauft hatte. Bevor ich jedoch antworten konnte, tat dies Levi bereits: "Das ist das, weswegen ich einkaufen war." Er schritt zu dem Tisch, auf dem wir die Dinge abgelegt hatten und hielt ein Malbuch, ein Buch zum Lesen und ein Puzzle hoch. Yukios Augen erhellten sich etwas, als er die Dinge sah und sein Blick heftete sich an das Buch. Ich wollte gerade in Frage stellen, ob er in seinem kränklichen Zustand wirklich zum Lesen fähig war, als mir besagter Kleiner bereits zuvor kam: "Levi, kannst du mir was vorlesen?"
Levi wirkte etwas überrascht und schien mit sich selbst zu hadern, doch nickte dann zustimmend und vergrub sich selbst in dem Haufen aus Decken und Kissen. Er zog den Jungen halb auf sich, sodass sie beide gemütlich lagen, jedoch auch beide einen guten Blick auf das Buch hatten. Kurz darauf fing Levi auch schon an, etwas aus dem Buch vorzulesen. Ich fing unterdessen an, die Dinge, die verstreut auf dem Tisch rumlagen, etwas zu orden.
Erst als ich dies getan hatte, fiel mir das Stofftier in die Hände, das Levi mitgebracht hatte. Ich nahm es in die Hand und ging damit auf die beiden zu. Levi sah zu mir und nahm mir den Elefanten aus der Hand, als er ihn erblickte. Yukio sah dem ganzen nur irritiert zu, bis Levi ihm den Plüsch-Elefanten hinhielt. "Weißt du noch, wer Eren ist?" Auf die Frage des Schwarzhaarigen nickte Yukio als Antwort. "Ich habe ihn auf dem Parkplatz vom Einkaufscenter getroffen. Er hat mich gefragt, warum du nicht auf den Spielplatz kommst und mir dann den Elefanten gegeben. Er schenkt ihn dir und hofft, dass du bald wieder gesund wirst. Sein Name ist Horton."
Yukio sah den Elefanten kurz an, ehe er leicht lächelte und ihn aus Levis Hand nahm. Er sah ihn sich an, ehe Levi kurz darauf weiterlas. In der Zeit ging ich in die Küche zurück, wo ich mir einen Kaffee machte. Während ich darauf wartete, dass dieser fertig durch die Maschine lief, stellte ich Saiko neues Futter hin, welcher kurz darauf auch schon angerannt kam und sich darüber hermachte.
Als ich meinen Kaffee in einer Tasse in meiner Hand hatte, lehnte ich mich an die Arbeitsplatte und dachte nach. Mal wieder schweiften meine Gedanken zu der Sache mit Yukio. Ich hatte zu dieser Sache so viele unterschiedliche Gefühle in mir, dass ich gar nicht genau wusste, wohin damit. Auf der einen Seite war da diese unbändige Wut darüber, was dem kleinen Yukio bisher alles widerfahren musste. Auf der anderen Seite hatte ich Sorge, dass wir ihn nicht aufnehmen durften, er sich bei uns nicht wohl fühlte oder wir uns mit der ganzen Sache überschätzten.
Bevor ich mir jedoch weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, wurde ich von Levi aus meinen Gedanken geholt. Er nahm mir die Tasse aus der Hand, stellte fest, dass es Kaffee war, verzog angewidert das Gesicht und drückte mir die Tasse zurück in die Hand. Er mochte keinen Kaffee und machte sich stattdessen einen Tee.
"Worüber hast du nachgedacht?", stellte er mir kurz darauf die Frage, auf die ich schon gewartete hatte. Er kannte mich einfach zu gut, um nicht zu merken, dass ich in Gedanken versunken war. Ich seufzte leise, da ich die Antwort auf die Frage selbst nicht so genau wusste.
"Das ist eine gute Frage. Über alles und nichts, würde ich sagen." Auf meine Antwort hin sah Levi mich wenig begeistert an, weswegen ich mir eine neue Antwort ausdachte. "Ich weiß nicht. Ich hab einfach so viele verschiedene Gefühle, wenn ich über die Situation nachdenke. Auf der einen Seite würde ich mich unglaublich freuen, wenn Yukio dauerhaft bei uns wohnen könnte. Auf der anderen Seite habe ich Angst, etwas falsch zu machen und dass es ihm hier bei uns nicht gefällt. Und dann ist da diese Wut in mir, auf die Menschen -wenn man sie so nennen kann- die Schuld an den blauen Flecken, seiner Schüchternheit, fast schon Angst gegenüber Menschen sind. Es kann doch einfach nicht sein, dass man so einem kleinen und niedlichen Jungen all das zufügen kann. Er ist erst sechs Jahre alt! Er hat noch sein ganzes Leben vor sich!"
Eine Hand auf meinem Arm ließ mich verstummen. Sie gehörte zu Levi, welcher mich ernst ansah. "Ich kann das verstehen, alles. Und glaub mir, wenn ich einen dieser Hampelmänner in die Finger bekomme, wird von ihnen nicht mehr als Hundefutter übrig bleiben." Ein boshafter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. "Jedoch geht es hier um Yukio. Wir können nicht zulassen, dass seine Psyche, sein Charakter und sein Körper noch weiteren Schaden bekommen, indem er erneut in ein Heim kommt. Doch dafür können wir nicht viel mehr tun, als das, was wir jetzt bereits tun. Wir können, nein, müssen uns um den Kleinen kümmern. Deine Zweifel sind berechtigt, aber wir haben es schon einige Tage geschafft, für ihn da zu sein, also schaffen wir das auch noch länger. Mach dir keine Sorgen darum, wir schaffen das.", endete er ernst. Er hatte erstaunlich viel mit einem Mal gesagt, doch jetzt, wo ich es von ihm gehört hatte, gab ich ihm in jedem Punkt recht.
Als Dank für seine Aufmunterung drückte ich ihn an mich und küsste seine Stirn. "Was macht der kleine Mann eigentlich?", unterbrach ich die Stille, die aufgekommen war. "Er wollte sich eines der Bilderbücher angucken.", antwortete Levi mir, was ich mit einem Nicken quittierte.
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New Life?! ~Eruri Fanfiction~
Fiksi PenggemarWaisenkinder. Waisenhaus. Waise. Bisher drehte sich alles in Yukio's Leben um den Begriff "Waise" und was noch so damit zu tun hat. Er hatte in den kurzen sechs Jahren seines Lebens bisher nichts anderes kennengelernt als das Waisenhaus. Ach ja, u...