15. Kapitel. Auf nach Kalistrien

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Nathaniel war bereits vor Sonnenaufgang auf dem Hof und holte ein Pferd aus dem Stall und überprüfte mehrmals, ob sein Gepäck auch wirklich fest war. Er konnte keine unnötigen Pausen gebrauchen.  Allein der Weg nach Karbhan würde ihn zwei einhalb Tage kosten, das hieß ohne Zwischenfälle und mit so wenig Pausen wie möglich. Also eigentlich eher drei und der Weg übers Meer dauerte auch mindestens zwei Nächte. Der Palast von Kalistrien lag auch nicht direkt am Meer. Er würde also fast eine Woche unterwegs sein.
Teleportieren war auf diese Entfernung unmöglich. Eine Tagesreise hätte er schon überbrücken können und außerdem war er noch nie dort gewesen und das würde es noch erschweren. Mit einem Pferd war es ganz und gar unmöglich und dieser Fuchs wich noch immer nicht von seiner Seite. Keine Chance, er musste mit dem gewöhnlichen Weg vorlieb nehmen. Er stieg gerade auf sein Pferd, als hinter ihm eine bekannte Stimme erklang.
"Du gehst, ohne dich zu verabschieden. Das ist mal wieder typisch."
"Ich wollte euch nicht wecken.", meinte er.
"Als ob ich noch wirklich schlafen kann. So viele Entscheidungen, die gefällt werden müssen."
Nathaniel nickte.
"Du hast Angst eine Falsche zu treffen, nicht wahr?"
William nickte und Nathaniel zuckte mit den Schultern.
"Du bist auch nur ein Mensch aber ich denke, dass du außerdem ein guter König bist und jetzt diskutiere nicht, dass du noch nicht gekrönt bist. Das ist längst überfällig."
Nach diesem Satz hielt er mit dem Pferd auf das Tor zu und jagte im waghalsigen Galopp den Berg hinab.

Will hoffte so sehr, er würde seine Schwester heil zurück bringen. Er wäre ja am liebsten mitgeritten doch er wurde hier gebraucht.
Er sah noch zu, wie Nathaniel im Wald verschwand und lief dann wieder ins Schloss.

Nathaniel erreichte am Nachmittag das Ende des Waldes und den Anfang der Blutebene. Er wollte heute noch ein gutes Stück Weg hinter sich bringen, doch musste dem Pferd eine Pause gönnen, wenn es nicht unter ihm zusammenbrechen sollte. Das Pferd ließ er frei laufen und legte sich selbst ins Gras. Die hochgewachsenen Halme verfärbten sich langsam Braun. Kein Wunder es lag schon Schnee in der Nähe der Berge. Bald würde er das Schloss erreichen. Bis zur Blutebene würde er vielleicht nicht vordringen aber es wurde kälter. Nathaniel fiel auf, dass er weder wusste, was für ein Monat, welchen Tag sie hatten. Er hätte vielleicht nachfragen sollen, bevor er wieder allein war. Nun war es allerdings zu spät und er hatte auch besseres zu tun. Solange das Pferd sich ausruhte konnte er etwas zu essen besorgen. Er hatte zwar Proviant doch das würde er in Kalistrien noch brauchen und hier im hohen Gras versteckten sich viele Tiere. Er hatte keinen Bogen zum jagen doch den brauchte er auch nicht. Es war ihm schon immer zu umständlich einen mit herum zu tragen. Er jagte lieber mit dem Messer und war auch ziemlich zielsicher. Zuerst sammelte er aber ein paar Steine. Er lief ein Stück bis er Rascheln im Gras hörte. Leise blieb er stehen und warf eine Hand voll Steine. Gleich darauf flatterten ein paar Vögel flüchtend in die Höhe. Nathaniel nutzte seine Gelegenheit und warf das Messer auf einen von ihnen. Er traf und das Tier viel zu Boden. Zufrieden betrachtete er seine Beute eh er das Messer herrauszog und sich daran machte, es auseinander zu nehmen. Er zupfte auch die Federn ab und dann machte er ein Feuer. Dabei musste er sehr aufpassen, dass das Gras um ihn herum nicht anbrannte. Nach einer Weile konnte er dann essen und ritt anschließend weiter bis es dunkel wurde.  Er folgte mittlerweile dem Fluss und war schon an der Schule vorbei gekommen die mitten in ihm auf einer Insel stand. Als es schließlich ganz dunkel war, stieg er ab. Er wollte sich ja nicht den Hals brechen, weil sein Pferd nicht mehr sah, wo es hin trat. Er sattelte zwar nicht ab, lies das Pferd aber an einem langen Strick frei laufen. Das Ende hatte er an seinem Gürtel fest gebunden. Müde lies er sich auf eine Decke sinken und rollte sich darin ein. 
Geweckt wurde er vom Licht des Sonnenaufgangs. Er löste den Strick von seinen Gürtel und stieg auf. Dann ritt er weiter in Richtung Karbhan.  Die Hafenstadt roch in jeder Gasse nach Fisch und er ritt weiter Richtung Meer. Die Wellen schlugen gegen die Kaimauer und er suchte sich ein Schiff.

Larwenia Band 6 - Lord of Dark and DespairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt