Wortlos (Taddl)

Kapitel 24

Wir verbrachten fast den ganzen Tag bei Jen im Bunker. Sie fragte mich viel aus und wir lernten uns besser kennen.

Es schien als hätte sie viel mit gemacht.

Jen POV

Sie war mir so ähnlich. Amira hatte fast schon die selben Gesichtszüge wie ich, hatte die gleichen Augen, die selben vollen und geschwungen Lippen.

"sag mir, wie verstehst du dich mit deinen Eltern? ", fragte ich beiläufig.
" ganz ok... Ich seh sie selten, sie sind weg gezogen und ich hab das Haus geerbt. Der Kontakt ist kaum noch vorhanden, aber sonst... Es geht", erzählte sie zerknirscht.

"woher hast du die Narben?", fragte sie schüchtern.
"welche?", lachte ich dreckig und zeigte einmal komplett am mir herunter.
"alle", wisperte sie.
"alles klar, machen wir eine Tour", lachte ich. "die an meinen Knöchel kommen aus der Psychiatrie als sie mich ständig gefesselt haben, die an der Schulter  ist von einem Kampf mit Mas. Die auf der Brust sind von den vielen Op's. Auf dem Rücken sind die ganzen Narben von meinen Eltern. Sie waren Extremisten und erzogen mich streng. Sie  verpassten mir auch die Narben am Mund. Des öfteren wurde mir das Sprechen verweigert... ", die Liste war endlos

Als ich meine Tour der Narben beendet hatte musterte mich 4 geschockte Augenpaare und mir war klar warum . Amira war geschockt von meiner Vergangenheit und die drei Jungs weil ich mich geöffnet hatte. Ich war keines der Mädchen wo nach 5 Minuten alles erzählte....eigentlich erzählte ich gar nichts. Manche Geschichten kannten nicht mal die Jungs und jetzt erzählte ich es ohne mit der Wimper zu zucken, dem Mädchen welches ich heute zum ersten Mal sehe. Aber sie war anders. Sie war wie ich!

Ich musste erst Mal tief durchatmen und zündete mir direkt einen Joint an. Das war es was ich jetzt brauchte. Zufrieden reichte ich den Joint an Taddl weiter und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück. Ich mochte keine bequemen Sessel oder komfortable Betten, mir reichten Stühle und Matratzen, so bin ich aufgewachsen, so bin ich es gewohnt. 

"Jen? Kann ich dich mal kurz sprechen?", hörte ich Mas neben meinem Ohr flüstern. Ich nickte und folgte ihm in einen anderen Raum, welchen wir zu einer provisorischen Küche umgebaut hatten. Lässig lehnte ich mich gegen einen Tisch und beobachtete wie er mir gegenüber nervös seinen Nacken massierte. "Warum hast du ihr all das erzählt?", platzte es dann aus ihm heraus. "ich weiß auch nicht...", murmelte ich und sah desinteressiert zu Boden. "Jen...du tust nichts ohne Grund. Ich weiß das, du weißt das, Taddl und Doy wissen das auch....warum hast du es ihr erzählt?", fragte er nachdrücklich und nahm dabei mein Gesicht in seine Hände. Seine grünen Augen starrten Löcher in das Schwarz meiner Augen. 

"ich hab etwas gespürt", wisperte ich und lehnte meine Stirn gegen seine. "nicht schon wieder...Jen wir hatten das schon drei Mal. Ich weiß, dass du dir nichts sehnlichster wünschst, aber du hast uns. Vielleicht finden wir bald jemanden für dich, aber sie ist es nicht", sprach Mas ruhig. 

"Es war diesmal anders....ich hab es tiefer, intensiver und stärker als je zuvor gespürt...sie MUSS es einfach sein", hauchte ich.