Kapitel 1

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Ich kaute gelangweilt an meinem Kugelschreiber, als die Türe erneut aufflog. "pünktlich wie immer", schimpfte meine Lehrerin, während der Junge im Türrahmen lediglich entschuldigend die Hände hob.

"setz dich da vorne hin, zu dir komm ich gleich" meinte sie und zeigte auf einen Stuhl in der vorderen Ecke des Klassenzimmers. Der Junge nickte und setzte sich.

Der Blick meiner Lehrerin fiel auf mich. „Amira, warum arbeiten Sie nicht weiter?", fragte sie leicht genervt. „Ich hab nur nachgedacht", redete ich mich heraus und widmete mich wieder dem Blatt vor mir zu. Frau Reichert ging zu dem Junge. Sie hörte sich wütend an. Obwohl Frau Reichert fast durgehend meckerte und ihn runter machte, so zuckte der Junge nur den Schultern und ließ es wortlos über sich ergehen.

„So liebe Schüler, das ist mein Sohn und er hat Mist gebaut warum er jetzt Sozialstunden ableisten darf. Aus mir unerklärlichen Gründen wollte er hier an die Schule. Am besten beachtet ihr ihn gar nicht....er ist kein guter Umgang", erklärte Frau Reichert.

Wie konnte man so über sein eigen Fleisch und Blut reden? Und was hat er getan, dass sich alles so entwickelt hat?

Es klingelte zu Pause und die meisten Schüler strömten raus auf den Pausenhof. Ruhig zog ich meine Zigaretten heraus und zündete eine an.

Der Junge lief an uns vorbei, zog eine gedrehte Kippe hervor und zündete sie an, während er sich auf der Bank nieder ließ. Unauffällig beobachtete ich ihn.

"riecht ihr das auch?", fragte Sam nach einer Weile. „Jap", meinte ich mit einem Kopfnicken. Die anderen fingen an die Luft tief in die Lungen zu atmen. „Denkt ihr echt, dass es der Neue ist?", fragte ich unwohl. Die anderen nickten. „Ich geh mal zu ihm", meinte ich schulterzuckend.

„Hei", murmelte ich verlegen. Er sah auf und ich verlor mich in diesen wunderschönen blauen Augen. Sie waren nicht klar, eher verraucht und leicht gerötet. Er zog die Augenbrauen hoch, als wolle er mich fragen was ich möchte. Gute Frage...warum bin ich zu ihm gegangen. „Ehm...darf ich mal ziehen?", fragte ich und strich unwohl über meine Arme.

Sein Blick glitt über meinen Körper, über meine schwarzen Haare, meine Klamotten und der Zigarette in meiner Hand. Er hielt mit den Joint hin. Nervös nahm ich ihn entgegen und zog an dem dünnen, leicht feuchten Filter.

Ich reichte ihm den Joint zurück und zog wieder an meiner Kippe. Noch immer war er still und sagte kein Wort. „Wie heißt du eigentlich?", fragte ich und ließ mich neben ihm auf der Bank nieder.

Wieder sah er mich bloß mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Willst du es nicht sagen?", fragte ich enttäuscht und er schüttelte den Kopf. „Soll..ehm...soll ich gehen?", fragte ich unsicher und beobachtete ihn, wie er die Schultern zuckte.

Ich blieb bei ihm sitzen. Er tat mir leid wenn er alleine die Pause verbringen müsste. Still gingen wir zurück ins Klassenzimmer und setzten uns an unsere Plätze.

Nach einer Weile stöhnte Frau Reichert genervt auf, was uns aufmerksam werden ließ. „Taddl sei so nett und hol Kreide im Sekretariat", bat sie während sie weiter in der Tasche wühlte.

Verwirrt sahen wir uns um, bis ihr Sohn aufstand und den Raum verließ...

Wortlos (Taddl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt