Kapitel 10: Nie Wieder

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Kate, du bist der dümmste Mensch auf diesem Planeten. Nein, in diesem Universum. Nun lag ich dort, schwer atmend neben Alex Karev. Ich hatte mir geschworen ihn immer zu hassen und das tat ich noch, aber warum hatte ich mit ihm geschlafen? Hatte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank? Hatte ich vielleicht einen Hirntumor, der mich schlechte Entscheidungen treffen ließ?
Alex fing an meinen Hals zu küssen und riss mich aus meinen Gedanken. "Runde 2?"
"Nein", sagte ich und richtete mich auf und verdeckte mit der Decke meinen nackten Körper.
"Wieso nicht?", fragte er.
"Wieso nicht? Wieso nicht? Wir hassen uns und wir sind Kollegen. Und hatte ich schon erwähnt, dass wir uns eigentlich hassen?", fragte ich.
Er lachte kurz auf. "Ach, komm schon. Ich bin nicht der Einzige, der das wollte. Warum bist du überhaupt so wütend? Es war doch gut, sehr gut sogar. Wir sollten das öfter machen."
"Öfter? Du spinnst wohl", sagte ich und schüttelte den Kopf.
"Kate. Du hast es genossen und du weißt es", antwortete er.
"Das habe ich nicht."
"Komm schon, so wie du meinen Namen geschrien hast und meinen Rücken-"
"Okay, es war gut. Vielleicht sogar besser als das", erwiderte ich. "Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du und ich uns hassen. Du wirst jetzt deine Sachen nehmen und verschwinden. Und morgen, wenn wir im Krankenhaus sind, dann erfährt niemand davon und wehe du siehst mich nur einmal so an, als hättest du mich nackt gesehen."
"Okay, es bleibt unter uns", erwiderte Alex. "Du bist sicher, dass du nicht nochmal wi-"
"Ja, ich bin mir sicher", sagte ich.

Am nächsten Morgen ging ich ins Krankenhaus und versuchte so selbstbewusst zu sein, wie es nur möglich war nachdem man mit Alex Karev geschlafen hatte. Ich hatte mehrmals geduscht, aber das Schamgefühl konnte ich mir nicht abwaschen.
Ich stieg in den Aufzug und Alex betrat ihn wenige Sekunden später.
"Gut geschlafen?", fragte er und lächelte mich frech an.
"Nein."
"Hast wohl die ganze Nacht an mich gedacht", sagte er.
"Ich werde jetzt einfach nicht darauf antworten", erwiderte ich und drückte nochmal auf die Taste 4, als würde der Aufzug dann schneller fahren.
Mit einem klingeln, öffneten sich die Aufzugtüren. Ich freute mich, endlich aus dem Aufzug raus zu sein... bis mir auffiel, dass Alex in dieselbe Richtung wollte.
Ich seufzte. "Kannst du nicht woanders laufen?"
"Warum denn?", fragte er. "Wir haben doch denselben Weg."
Gott, wie sollte ich das noch jahrelang mit ihm aushalten.
Ich machte mich im Umkleideraum fertig und ging sofort los, um Dr. Shepherd zu finden. Als ich ihn dann auf dem Flur erblickte, rief ich ihm zu und rannte zu ihm.
"Der Tumor?", sagte er.
"Wir öffnen die Dura mater, wir entfernen den Tumor und setzen ein Wirbelsäulenimplantat. Die Orthopädie müsste dabei sein", schlug ich vor.
"Das ist eine riskante Operation. Ich weiß nicht, ob ich das durchführen kann", sagte er.
"Ich weiß! Aber es ist ein Familienvater, der seine Familie nicht im Stich lassen will. Ich bitte Sie, ihm eine Chance zu geben. Er verdient das. Sie sind ein großartiger Chirurg und ich weiß, dass Sie das schaffen würden. Bitte, Dr. Shepherd", bettelte ich fast.
"Okay, okay. Ich spreche mit der Orthopädie. Mal sehen, ob sich was machen lässt", sagte er und lächelte.

Innerlich triumphierend ging ich zur Visite. Wir gingen die verschiedenen Patienten durch und wurden verschiedenen Abteilungen zugewiesen.
"Stevens, Sie arbeiten mit Dr. Montgomery-Shepherd. Grey, Sie mit Burke und Yang mit Shepherd. O'Malley, Dr. Burke. Karev und Thompson, Notaufnahme", sagte Bailey, worauf Alex mich angrinste.
"Müssen wir wirklich zusammen auf der-"
"Thompson? Es interessiert mich nicht, ob sie mit Karev arbeiten wollen oder nicht. Sie tun, was ich sage!", ermahnte sie mich.
"Ja, Dr. Bailey."
Alex lachte und schüttelte den Kopf.
"Also los!", sagte Bailey und marschierte in Richtung Rezeption.
George und Izzie würdigten Alex und mich eines Blickes, den ich nicht ganz deuten konnte. Hatte er unser Geheimnis ausgeplaudert? Um mich abzulenken, lief ich los zur Notaufnahme. Alex holte mich ein.
"Na, was meinst du? Verziehen wir uns kurz in den Bereitschaftsraum und-"
"Nein, verdammt", sagte ich und blieb stehen. "Das war einmalig, okay? Wir werden das nicht wiederholen! Niemals! Nie. Wieder."
Alex zuckte mit den Achseln. "Wenn du das sagst."
In der Notaufnahme behandelte ich den ganzen Tag Menschen. Mein interessantester Fall war ein gebrochener Arm und es war stink langweilig.
Am Mittag gingen Alex und ich zusammen in die Cafeteria und setzten uns an den üblichen Tisch.
"Okay, was ist eigentlich mit euch los? Ihr hängt die ganze Zeit zusammen", sagte Meredith.
"Da hat sie recht", sagte Izzie und betrachtete uns.
"Was?", sagten wir wie aus einem Mund.
"Nein", fügte ich hinzu. "Wir hatten nur den gleichen Weg. Das war's!"
"Meredith, wie läuft's mit deinem Tierarzt?", fragte Izzie und ich war ihr dankbar, dass sie somit von Alex und mir ablenkte.
"Gut...", erwiderte Meredith und blickte in den hinteren Teil der Cafeteria.
"Was will der denn?", fragte Izzie.
Ich drehte mich um und sah Dr. Shepherd auf uns zukommen.
Er warf Meredith einen Blick zu und sagte dann: "Thompson, kann ich kurz mit Ihnen reden?"
Ich nickte und folgte ihm an einen freien Tisch.
"Die Orthopädie macht mit. Sie fertigen schon eine Prothese an", sagte er mit seinem McDreamy-Lächeln.
"Das ist fantastisch!", sagte ich aufgeregt. "Aber sie hätten mich doch nicht wirklich für die Planung gebraucht, oder?"
"Ich hatte keinen Plan. Natürlich hätte ich mir einen ausdenken können, aber ich wollte, dass Sie es tun. Ich glaube, dass Sie großes Potential haben. Sie wären eine Bereicherung für die Neurologie", sagte er.
"Vielen Dank. Ich mag die Neurologie."
"Gut so. Die OP findet in 3 Tagen statt. Wir brauchen noch einen Assistenzarzt. Haben Sie jemanden im Sinn?"
George war kein großer Fan der Neurologie. Meredith wollte wohl momentan nicht mit Shepherd in einem Raum sein. Izzie, Cristina, Alex... Er hatte mir geholfen, den Plan für die OP aufzustellen.
"Karev", sagte ich.
"Ich dachte, Sie verstehen sich nicht?", sagte er. "Nicht, dass ich mich einmischen will..."
"Das tun wir auch nicht, aber er hat mir bei der Entwicklung des Plans geholfen. Da wäre es nur fair, ihn vorzuschlagen, oder?"
"Das ist eine gute Einstellung. In der Chirurgie geht es nicht um Konkurrenz", erwiderte er und stand auf. Ich ging wieder zum Tisch und Shepherd sagte Alex, dass er in zwei Tagen bei der OP dabei sein würde. Er freute sich, was irgendwie süß war.
"Alex? Wieso Alex?", sagte Cristina, sobald Shepherd weg war.
"Er hat bei der Entwicklung des Plans geholfen", sagte ich.
"Warte mal, du hast ihn vorgeschlagen?", sagte Izzie empört, als ein Pieper losging.
"Ich muss los", sagte Meredith und sprang auf.
"Ich musste ihn vorschlagen", sagte ich.
"Musstest du nicht", antwortete Izzie etwas lauter. "Was bist du denn eigentlich für eine Freundin? Komm, Cristina."
Und somit waren beide verschwunden.
Alex' Pieper machte Laute und er bedankte sich und ging.
Nun waren George und ich übrig. "Bin ich denn wirklich so schlimm?!"
"Nein", antwortete George. "Das war fair von dir. Du musst dich dafür nicht rechtfertigen."
"Danke, George", sagte ich und lächelte schwach.

Als ich das Krankenhaus verließ, sah ich Alex.
"Hey", sagte er. "Ich hoffe, ich hab dir keine Unannehmlichkeiten mit den anderen gemacht."
"Nein. Meine Entscheidung war richtig", sagte ich. "Also... wollen wir feiern? Wir dürfen bei einer komplizierten OP dabei sein."
"Bin dabei. Bier und Pizza?"
"Aber hallo!", erwiderte ich. Alex kam wieder mit zu mir und wir aßen die Pizza, die wir auf dem Weg geholt hatten. Außerdem hatten wir den Tequila aus dem Regal geholt, was keine besonders gute Idee war.
"Du bist vielleicht garnicht so schlimm, wie ich dachte", sagte ich.
"Wirst du jetzt schwach?", fragte er.
"Nein, aber... Du bist schwer in Ordnung. Ein Arschloch, aber schwer in Ordnung", lallte ich.
"Danke?", antwortete er und lachte. "Willst du noch ein Stück?"
"Nein", erwiderte ich und stellte den Pizzakarton auf den Couchtisch. "Es gibt da etwas anderes, was ich will."
Ich lehnte mich über Alex und fing an ihn zu küssen. Er lächelte.
"Wie war das?", fragte er. "Nie wieder?"
"Halt die Klappe", antwortete ich.

Been Here All Along [Alex Karev | Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt